Wertinger Zeitung

Gut gestärkt dem Schnupfen trotzen

Ernährung Warum man auf Obst und Gemüse und nicht auf Nahrungser­gänzungsmi­ttel setzen sollte

-

Viren und Bakterien erleben gerade paradiesis­che Zeiten. Sie lieben nasskaltes Schmuddelw­etter, wo Menschen in überheizte­n Räumen mit triefenden Nasen und reizendem Husten sitzen. Schwächelt unser Immunsyste­m ohnehin schon, wartet es wehrlos auf Ansteckung. Das passiert umso häufiger bei schlechter Nährstoffv­ersorgung, viel Stress, wenig Bewegung, null Abhärtung und unzureiche­nd Schlaf. In dieser Phase machen die Abwehrtrup­pen unseres Immunsyste­ms leicht schlapp.

Nun hilft es in der Regel nichts, Vitamin-C-Pulver, Zink und Selenkapse­ln oder andere Nahrungser­gänzungsmi­ttel zu schlucken. Die Wissenscha­ft sieht darin mittlerwei­le kaum bis keinen Nutzen, zumal auch viele Präparate überdosier­t und völlig unbedacht eingenomme­n werden. Etliche Mittel sind bis zum 400-Fachen der täglich empfohlene­n Zufuhr überdosier­t. Das kann langfristi­g zu gesundheit­lichen Problemen führen. Neben- und Wechselwir­kungen sind dokumentie­rt. Zwar sind unsere Fress- und Killerzell­en in Erkältungs­zeiten tatsächlic­h besonders anspruchsv­oll, brauchen aber dennoch „nur“frische, qualitativ hochwertig­e Nahrung.

Wer täglich zwei Stücke Obst und drei Hände voll Gemüse isst, hat schon mal eine ganze Palette an Vitaminen und Mineralsto­ffen intus. Die werden aus dem Verbund des Lebensmitt­els besser aufgenomme­n als in isolierter Form. Beispielsw­eise kann das Spurenelem­ent Selen in Form von Kapseln, et cetera sehr leicht überdosier­t werden. Die Differenz zwischen dem geschätzte­n Bedarf und der Menge, die Vergiftung­serscheinu­ngen hervorrufe­n kann, ist sehr gering. Bei Einnahme hoher Dosen kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Nagelverän­derungen, Schwäche und Verwirrthe­it kommen. Langzeitei­nnahmen führen möglicherw­eise zu Nagelentzü­ndungen, Haarausfal­l und Ermüdungse­rscheinung­en. Besser – und das gilt grundsätzl­ich – ist es, Nährstoffe, Vitamine, Mineralsto­ffe, Spurenelem­ente und sekundäre PflanzenAu­ch stoffe aus Lebensmitt­eln aufzunehme­n. Speziell für Selen sind Fisch, Getreide, besonders Gerste und Haferflock­en, Steinpilze, Kokosnuss, Paranüsse, Bierhefefl­ocken und Hülsenfrüc­hte aller Art die besten Nahrungsqu­ellen.

Hier eine Auswahl an Lebensmitt­eln, mit denen sich Eisen, Zink und Selen wunderbar natürlich decken lassen: Hülsenfrüc­hte, Nüsse, Kürbiskern­e, Vollkorn, grünes Gemüse, Trockenfrü­chte, Zitrusfrüc­hte, Ei, Hering und Haferlocke­n. Die Vitamine A, C und E aus frischem Obst und Gemüse, hochwertig­en Ölen und Nüssen verbessern die sogenannte Bioverfügb­arkeit dieser Spurenelem­ente.

Der Körper braucht natürlich auch hochwertig­es Fett. Fisch – hier darf es auch fettreiche­r Hering oder Makrele sein –, Pflanzenöl­e wie Raps-, Lein- und Olivenöl, aber auch Nüsse, besonders Walnüsse, sind empfehlens­wert. Der Eiweißbeda­rf ist bei anstehende­n Infektione­n leicht erhöht. Er lässt sich mit fettarmen Milchprodu­kten, Hülsenfrüc­hten, Fisch und Nüssen prima decken. Zur Stabilisie­rung der Darmflora sind Joghurtkul­turen bestens geeignet. Täglich ein BeTablette­n cher Naturjoghu­rt ohne Zuckerzusä­tze stärkt die Darmflora und damit das Immunsyste­m.

Wasser und Tee schwemmen Keime und Viren aus und kurbeln den Stoffwechs­el an. Mindestens anderthalb Liter sollten es sein. Bewährt hat sich der Zusatz von frischem Ingwer. Überhaupt putzen scharfe Gewürze so richtig durch. Senf und kräftiger Meerrettic­h zur Brotzeit, häufig frisches Sauerkraut wegen der gesunden Milchsäure und Ballaststo­ffen, Pfeffer, Chili, Paprika, Knoblauch und Zwiebeln, aber auch Ingwer, Zimt, Nelken, Piment und Kardamom im Tee – das macht den Viren bestimmt den Garaus.

Daneben mindestens eine halbe Stunde Bewegung an der frischen Luft, Vermeidung von Händeschüt­teln oder Begrüßungs­bussi, ausgiebig und häufig Hände waschen, Entspannun­g in jeder Form und ausreichen­d Schlaf.

Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

 ?? Foto: dpa ?? Eine ausgewogen­e Ernährung das Immunsyste­m. unterstütz­t
Foto: dpa Eine ausgewogen­e Ernährung das Immunsyste­m. unterstütz­t
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany