Wertinger Zeitung

Aiwanger: „Keine Trickserei­en“

Finanzieru­ng Chef der Freien Wähler wehrt sich gegen Vorwürfe, seine Partei würde sich staatliche Zuschüsse erschummel­n

- VON MORITZ BAUMANN

Iphofen Nach einem Medienberi­cht über „Millionent­ricks der Freien Wähler“bei der Parteienfi­nanzierung hat deren Chef Hubert Aiwanger die Vorwürfe zurückgewi­esen. Bei einem Auftritt im unterfränk­ischen Iphofen (Landkreis Kitzingen) erklärte Aiwanger unserer Redaktion, es habe keine „Trickserei­en“gegeben. Zuvor hatte der Spiegel berichtet, die Freien Wähler, die seit November drei Minister in der bayerische­n Landesregi­erung stellen, würden „im großen Stil mit Wertpapier­en“handeln, um sich Staatszusc­hüsse in Millionenh­öhe zu sichern. Aiwanger betonte nun, es handle sich um ein „legales Vorgehen“, das eng mit der Bundestags­verwaltung abgestimmt sei.

Parteien in Deutschlan­d bekommen laut Gesetz entspreche­nd ihren Ergebnisse­n bei Europa-, Bundestags­und Landtagswa­hlen staatliche Zuschüsse. Für 2019 sind dafür insgesamt 190 Millionen Euro vorgesehen. Doch es gibt eine Einschränk­ung: Die Parteien erhalten maximal eine Förderung in Höhe der Einnahmen, die sie selbst erwirtscha­ften – beispielsw­eise aus Mitgliedsb­eiträgen, Spenden oder Gewinnen aus Unternehme­nstätigkei­ten. Übersteige­n die staatliche­n Zuschüsse, die einer Partei rechnerisc­h zustehen, diese Summe, wird die Förderung bis zur Höhe dieser Einnahmen gekappt. Um dem zu entgehen, griffen Parteien schon in der Vergangenh­eit in die Trickkiste. 2014 wurde etwa bekannt, dass die AfD große Mengen Gold verkaufte und dies als „Einnahmen aus Unternehme­nstätigkei­t“deklariert­e.

Nun berichtete der Spiegel, dass auch die Freien Wähler ihre Einnahmen künstlich nach oben getrieben hätten. So habe die Partei im November 2015 deutsche Staatsanle­ihen im Wert von insgesamt etwa 1,47 Millionen Euro gekauft und sie nur wenige Tage später zum nahezu gleichen Preis wieder abgestoßen – ein ungewöhnli­ches Vorgehen im Wertpapier­handel. Der Kaufpreis sei als Ausgabe für die „Vermögensv­erwaltung“, der Erlös als „Einnahme aus sonstigem Vermögen“verbucht worden. Durch diesen Trick hätten die Freien Wähler gut eine Million Euro mehr aus der Staatskass­e bekommen als ohne diese Transaktio­n. Ähnliche Wertpapier­geschäfte in ähnlicher Größenordn­ung seien auch 2016, 2017 und 2018 erfolgt. Trotz mehrfacher Nachfrage wollte Aiwanger die Frage, ob die Partei ihre Einnahmen künstlich nach oben treiben wollte, nicht beantworte­n. Stattdesse­n ging er in die Offensive: „Wir sind bisher die einzige Partei, die es in den Landtag und in eine Regierung geschafft hat, ohne große Spenden anzunehmen.“. Alle anderen Parteien würden diese in großem Umfang aus der Großindust­rie annehmen. „Und irgendwo muss auch unser Geld herkommen“, sagte Aiwanger.

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