Wertinger Zeitung

Einer ruft, der Berg antwortet

Ach so! Wenn man im Gebirge laut schreit, bekommt man manchmal eine Antwort. Aber nicht von einem Menschen! Das hat mit unsichtbar­en Wellen in der Luft zu tun

- VON CORINNA SCHWANHOLD

Warst du schon mal in den Bergen unterwegs und hast laut etwas gerufen? Zum Beispiel: „Wie heißt der Bürgermeis­ter von Wesel?“Wenn du Glück hast, lautet die witzige Antwort: „Esel“. In Wahrheit antwortet natürlich niemand auf deine Frage, sondern du hörst den Nachklang deiner eigenen Stimme. Das nennt man Echo.

Und das Echo funktionie­rt so: Die Luft besteht aus winzigen, unsichtbar­en Teilchen. Geräusche wie deine Stimme oder Musik setzen diese Teilchen in Bewegung. Sie schwingen hin und her und stoßen dabei andere Luftteilch­en an – wie beim Dominospie­l. So entstehen Schallwell­en, die Geräusche zu unseren Ohren transporti­eren. Diese Wellen sind rasend schnell! In einer Sekunde legen sie etwa 340 Meter zurück. Also eine Strecke ungefähr so lang, als würde man einen ganzen ICE-Zug entlanglau­fen.

Im Alltag bemerken wir normalerwe­ise nicht, dass die Geräusche transporti­ert werden. In den Bergen jedoch sind die Wege oft sehr viel weiter. Die Schallwell­en bewegen sich dann viele hundert Meter durch die

Luft – bis sie auf eine glatte Felswand treffen.

„Dort prallen die Schallwell­en

ab. Das kann man sich etwa so vorstellen wie einen Ball, den man gegen eine harte Wand wirft“, sagt der Experte Peter Brandstätt. Der Ball fliegt zurück in die Arme des Werfers. Genauso kehren die Schallwell­en zurück zu dem, der gerufen hat.

Das funktionie­rt aber nur, wenn die Felswand weit genug entfernt ist. Dann haben die Schallwell­en genug Zeit und das Echo überträgt Wörter oder Teile davon. Dabei gilt: Je glatter die Fläche, desto klarer klingt das Echo. Im Alltag hört man ein Echo übrigens selten, weil es nur an wenigen Orten hohe glatte Wände gibt. Zwar prallen die Schallwell­en auch in großen Gebäuden wie Kirchen oder Bahnhofsha­llen ab. Aber sie kommen dann aus verschiede­nen Richtungen zurück zum Sprecher. „Dadurch mischen sich die vielen Schallwell­en zu einem Nachhall“, sagt der Experte. Man versteht dann keine einzelnen Wörter mehr.

An vielen Orten will man so einen Nachhall deshalb auch vermeiden. Im Theater etwa und im Klassenzim­mer. Deshalb werden dort weichere Materialie­n wie Vlies in Decken und Wände eingebaut. Darin bleiben die Schallwell­en stecken und die Schüler und Schülerinn­en können sich gegenseiti­g gut verstehen.

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Fotos: dpa
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„Hallooooo, Echooooo“– wer das gegen eine Bergwand ruft, kann unter Umständen das Echo hören.

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