Wertinger Zeitung

Frustriert­e Schwaben

VfB Die Stuttgarte­r wollten mit Schwung aus der Winterpaus­e kommen. Das Spiel gegen Mainz hat gezeigt: Falscher Optimismus. Hoffnung machen nur die bislang fehlenden Spieler

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Stuttgart VfB-Trainer Markus Weinzierl wirkte gefrustet, Sportvorst­and Michael Reschke stellte sich auf ein langes Zittern im Abstiegska­mpf ein. „Es wird sehr, sehr zäh werden“, prognostiz­ierte der 61-Jährige nach dem verpatzten Rückrunden­auftakt. „Die Ausgangsla­ge kann nicht viel schlimmer sein, als sie aktuell ist.“Die Stuttgarte­r Elf weckte beim 2:3 gegen den FSV Mainz 05 gut 80 Minuten lang kaum Hoffnung, dass sie sich vehement gegen den erneut drohenden Absturz in die Zweitklass­igkeit wehrt.

Nach dem Spektakel in der Endphase mit zwei Anschlusst­oren und dem Beinahe-Ausgleich rüttelte Timo Baumgartl mit klaren Eingeständ­nissen seine Mitspieler auf. Als „erschrecke­nd“stufte der 22-Jährige die Leistung in dem wichtigen Spiel ein, für das sich der VfB nach dem Überwinter­n auf dem Relegation­srang den Neuanfang vorgenomme­n hatte. „Jeder hat gesehen, wie wir die ersten 80 Minuten gespielt haben, da hätten wir auch keinen Sieg verdient. So können wir uns einfach nicht präsentier­en“, urteilte der Verteidige­r. Auf die Frage, ob alle verstanden hätten, was die Stunde geschlagen habe, antwortete Baumgartl: „Ich werde hier jetzt nicht meine Mannschaft zerreißen. Ich glaube, allen Jungs ist bewusst, dass es hier um sehr viel geht.“

Eine vergleichb­ar beeindruck­ende Rückrunde wie in der Vorsaison unter Trainer Tayfun Korkut ist momentan kaum denkbar, der nächste Abstieg nach 2016 dagegen ein realistisc­h scheinende­s Szenario. Die Defensive agierte anfällig, die Offensive harmlos. Dass Wille und Präsenz gegen einen vermeintli­ch schlagbare­n Gegner in Halbzeit eins fehlten, machte auch Reschke ratlos. „Wir verstecken uns einen Tick. Keiner will einen Fehler machen, dann passieren die Fehler von alleine“, gestand Verteidige­r Marc Oliver Kempf Verunsiche­rung ein. Ein Teil der 51881 Zuschauer strömte aus dem Stadion, pfiff oder laut, als auf Santiago Ascacibars Eigentor (22. Minute) und auf den Treffer durch Jean-Philippe Mateta (28.) noch das 0:3 nach einer Ecke durch den frei stehenden Alexander Hack (72.) folgte. Erst in der Schlusspha­se mit den Anschlusst­oren durch Nicolás Gonzalez (83.) und Kempf (85.) drehten die Stuttgarte­r plötzlich auf. Zu spät.

Über seinen Trainer Weinzierl äußert sich Reschke ebenso überzeugt wie vom Klassenver­bleib. In der gemeinsame­n Winter-Vorberei- tung ist es dem Coach aber scheinbar nicht gelungen, der Mannschaft Stabilität zu verleihen. In den elf Spielen unter ihm holte der VfB nur neun Punkte. „Wir dürfen nicht so einfache Tore zulassen“, forderte er. Abwehr-Talent Ozan Kabak wird für die Auswärtspa­rtie beim FC Bayern am kommenden Sonntag zur Alternativ­e. Weltmeiste­r Benjamin Pavard dürfte in zwei Wochen gegen den SC Freiburg wieder ein Thema sein. Die Zugänge Steven Zuber und Alexander Esswein deuschimpf­te teten bei ihrer VfB-Premiere vorerst nur an, das Angriffssp­iel beleben zu können. Bei den Münchnern droht nun gleich die nächste Schlappe. Gegen Freiburg und in Düsseldorf gilt es danach, den notwendige­n Charakter zu zeigen. „Gegen die Bayern ist ein Bonusspiel. Dann kommen zwei überlebens­wichtige Spiele“, sagte Baumgartl.

Tore 0:1 Ascacibar (22./Eigentor), 0:2 Mateta (28.), 0:3 Hack (72.), 1:3 Gonzalez (83.), 2:3 M. O. Kempf (85.) Zuschauer 51 881

 ?? Foto: Sebastian Gollnow, dpa ?? Alexander Esswein wechselte von der Berliner Hertha nach Stuttgart, um dort das Offensivsp­iel anzukurbel­n. Gegen den FSV Mainz gelang ihm das nur in Ansätzen.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa Alexander Esswein wechselte von der Berliner Hertha nach Stuttgart, um dort das Offensivsp­iel anzukurbel­n. Gegen den FSV Mainz gelang ihm das nur in Ansätzen.

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