Wertinger Zeitung

Sieg im Wohnzimmer

Biathlon Franziska Preuß gelingt in Ruhpolding der erste Weltcuperf­olg. Krankheit und Verletzung­en hatten sie immer wieder zurückgewo­rfen. Bei den Männern dominiert ein Norweger

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Ruhpolding Franziska Preuß kam nach ihrem ersten Weltcupsie­g aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus, „Es ist ein wahnsinnig geiles Gefühl, hier in meinem Wohnzimmer ganz oben zu stehen. Und das mit einem perfekten Rennen. Das ist echt cool“, sagte die 24-jährige Preuß, nachdem sie am Sonntag vor 24000 Fans im Massenstar­t für den krönenden Abschluss des Heim-Weltcups in Ruhpolding sorgte.

Nach vier fehlerfrei­en Schießeinl­agen rang Preuß im Hexenkesse­l der Chiemgau Arena auf der Zielgerade­n die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold um 0,2 Sekunden nieder. Und wurde anschließe­nd von ihren Teamkolleg­innen und Konkurrent­innen gleicherma­ßen geherzt. Auch von Biathlon-Star Laura Dahlmeier, die sechs Wochen vor den Titelkämpf­en in Östersund als 30. und Letzte ins Ziel kam. „Geil, dass Franzi es durchgezog­en hat“, sagte Denise Herrmann, die als Zwölfte die WM-Norm knackte.

Bei den Männern konnte Arnd Peiffer als Siebter den Sieghattri­ck von Norwegens Überfliege­r Johannes Thingnes Bö nicht verhindern. Für Bö war es schon der neunte Saisonsieg, nachdem er bereits im Sprint und mit der Staffel erfolgreic­h war.

Ob Preuß je an die nun 30 Weltcup-Siege von Bö herankommt, scheint fraglich. Aber das dürfte der 24-Jährigen ohnehin egal sein. Denn sie durchlebte in ihrer jungen Karriere schon viele Tiefs – und belohnte sich nun für ihr Durchhalte­vermögen nach drei „Seuchenjah­ren“mit vielen Krankheite­n und Ausfällen.

„Ich weiß diesen Erfolg nach meinen letzten Jahren umso mehr zu schätzen“, sagte Preuß, deren Freund Simon Schempp derzeit wegen Formschwäc­he eine Wettkampfp­ause einlegt. Zuletzt stand Preuß am 21. März 2015 als Dritte in der Verfolgung von Chanty-Mansijsk auf dem Podest.

Preuß, die in Oberhof beim historisch schlechten Abschneide­n der deutschen Skijägerin­nen 45. geworden war, hatten nur Kenner auf der Rechnung.

Viele Fans hatten stattdesse­n wahrschein­lich auf ein starkes Rennen von Dahlmeier gehofft. Doch nachdem die Doppel-Olympiasie­gerin in Nove Mesto kurz vor Weihnachte­n in ihrem ersten Saisonrenn­en noch mit dem sensatione­llen Platz zwei für Furore gesorgt hatte, fehlt ihr nach der Grippe über Weihnachte­n derzeit die Kraft. Bereits bei Platz neun im Sprint hatte sie von einer brutalen Plackerei gesprochen. In der Staffel mit Rang drei am Samstag lief es besser. Im Massenstar­t ging aber angesichts von sechs Schießfehl­ern dann nichts mehr.

Dennoch dürfte vorerst die Kritik an den Trainern Kristian Mehringer und Florian Steirer verstummt sein. Die ließ Dahlmeier nach den bisher sehr schwankend­en Leistungen des Teams ohnehin nicht zu. „Ich bin froh, dass wir nicht beim Fußball sind, wo die Trainer oft sehr schnell ausgetausc­ht werden. Ich glaube, dass wir mit ihnen sehr gut aufgestell­t sind“, sagte die siebenmali­ge Weltmeiste­rin.

Während die Frauen den Weltcup mit einem Sieg und Rang drei in der Staffel beenden, reichte es für die Männer zu Rang drei im Sprint durch Benedikt Doll und Platz zwei in der Staffel. „Die Form passt. Wir haben eine klasse Staffel gemacht“, sagte Peiffer. Läuferisch hielten er als Fünftschne­llster und Doll (8. Laufzeit) im Massenstar­t erneut mit der Spitze mit. Aber Peiffer (2 Fehler), Doll (4/21. Platz) und Johannes Kühn (7/30.) leisteten sich zu viele Extra-Meter.

Bei den Männern macht derzeit einzig Schempp Sorgen. Der Massenstar­t-Weltmeiste­r legt wegen Formschwäc­he eine Wettkampfp­ause ein und fehlt neben Ruhpolding auch in Antholz.

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Foto: Matthias Balk, dpa Mit knappem Vorsprung gewann Franziska Preuß das Massenstar­trennen in Ruhpolding.

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