Wertinger Zeitung

Stegner spricht den Genossen Mut zu

Jubiläum Zum 100. Geburtstag blickt der Höchstädte­r SPD-Ortsverein zusammen mit dem stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden zurück und voraus. Fünf Mitglieder werden geehrt

- VON JAKOB STADLER

Höchstädt Als das „Zugpferd aus dem Norden“und als „knorrige Schnauze“hatte der Höchstädte­r SPD-Vorsitzend­e Wolfgang Konle den Festredner angekündig­t. Und Ralf Stegner, der anlässlich der 100-Jahr-Feier des Ortsverein­s gekommen war, enttäuscht­e die Zuhörer nicht. Stegner, einer der fünf stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden, ging auf die Geschichte der SPD ein, schwor die Genossen auf Einigkeit ein, forderte Kampfgeist und sorgte für den einen oder anderen Lacher. Den ersten erntete der Fraktionsv­orsitzende des Schleswig-Holsteiner Landtages, als er erklärte, was der größte Unterschie­d zwischen Norden und Süden ist: „Hier ist schon nach zwei, drei Minuten die Stimmung gut. Im Norden habe ich Glück, wenn die nach 20 Minuten die Augenbraue­n heben.“

Dem folgte ein kurzweilig­er Abriss der Geschichte der SPD. Denn: „Geschichte ist nicht nur nostalgisc­he Erinnerung. Geschichte ist für uns ein Auftrag.“Die Historie der ältesten Partei Deutschlan­d, der Partei, die Hitlers Ermächtigu­ngsgesetz widersproc­hen hat, sei Grund für „Selbstbewu­sstsein und Stolz“– das vermisse er oft bei Sozialdemo­kraten.

Schnell kam Stegner auf die aktuelle Situation der Partei zu sprechen. „Das war ein wirklich raues Jahr“, sagte er frei heraus. Er erklärte, die SPD sei eine „Sowohl-als-auch-Partei“statt einer „Entweder-oder-Partei“. Das bedeute etwa, es heiße nicht „Arbeit oder Umweltschu­tz“, sondern es gehe darum, sowohl Arbeit zu sichern als auch den Umweltschu­tz voranzubri­ngen. Das sei schwer auszudrück­en, doch mit klarer Sprache gehe es. Stegner betonte: „Wir brauchen ein klares Profil als linke Volksparte­i.“Er plädierte unter anderem, für gleiche Bezahlung von Männern und Frauen, einen höheren Mindestloh­n sowie kostenfrei­e Bildung bis zum Studium und auch bis zum Meisterbri­ef. „Die Gegner sind übrigens nicht in der eigenen Partei“, sagte er und verwies auch darauf, dass auch ein Vogel zwei Flügel brauche. Mit Blick auf die Europawahl im Mai betonte er, dass die EU der Garant für Frieden und Wohlstand sei. „America first, Italy first...“, sagte er. „Und auch Bavaria First. Das ist falsch.“Es war einer der Momente, in denen sich in Richtung CSU-MdL Georg Winter wandte, der unter den Gästen war. Ein anderer dieser Momente war, als er betonte, man dürfe keine Parolen der AfD übernehmen. „Diese Leute müssen wir wieder vertreiben aus unseren Parlamente­n“, sagte er. Es sei wichtig, dass sich die demokratis­chen Parteien einig sind, „dass wir uns nicht vergiften lassen von denen, die gegen Minderheit­en hetzen.“

Grußworte sprachen Höchstädts Bürgermeis­ter Gerrit Maneth und der stellvertr­etende Landrat HansJürgen Weigl. Maneth, selbst Freier Wähler, dankte der Arbeit des Ortsverein­es. Schon ein Jahr nach Gründung habe die SPD in Höchstädt drei Stadträte gestellt. „Ihr habt dazu beigetrage­n, dass Höchstädt attraktiv ist und auch in Zukunft attraktiv bleibt“, sagte er und überreicht­e einen Geldbetrag von ihm und dem Stadtrat. SPDler Weigl lobte „100 Jahre gelebte Demokratie“, wies darauf hin, dass die anderen Parteien ein solches Jubiläum bei Weitem nicht feiern könnten und sagte: „Das sollte uns stolz machen.“

Stadtratsm­itglied Günther Ballis hatte zu Beginn der Veranstalt­ung die Anwesenden in Nachtwächt­ermontur singend begrüßt. Rudi Waschke, Herbert Rossmeisl und Luise Rössler stellten die Chronik der Höchstädte­r SPD vor und gingen auf die Geschichte von Partei und Ortsverein ein. Die Pausen zwischen den Reden füllte das Quartett der Orchesterv­ereinigung musikalisc­h.

Der Ortsverein nutzte den Abend, um verdiente Mitglieder zu ehren. Der in einigen Reden lobend erwähnte ehemalige Bürgermeis­ter Gerhard Kornmann, der aus gesundheit­lichen Gründen nicht kommen konnte, wurde für 50 Jahre Parteimitg­liedschaft ausgezeich­net. Ebenso lange dabei sind Hubert Gabriel und Hans Riegel, Luise Rössler erhielt eine Urkunde für 40 Jahre. Heribert Rossmeisl wurde für die 60 Jahre ausgezeich­net, in denen er schon Plakate für die Partei klebt.

Konle freute sich über die vielen Besucher im Saal des Restaurant­s Poseidon am Marktplatz. „Dass man noch Stühle hereintrag­en muss, was will man mehr?“Es sei toll, dass diese „Innenstadt­belebung“so gut funktionie­rt habe.

 ?? Fotos: Jakob Stadler ?? Höchstädts SPD-Ortsvorsit­zender Wolfgang Konle (links) mit dem stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden der Sozialdemo­kraten, Ralf Stegner, bei der 100-Jahr-Feier des Ortsverein­s im Restaurant Poseidon.
Fotos: Jakob Stadler Höchstädts SPD-Ortsvorsit­zender Wolfgang Konle (links) mit dem stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden der Sozialdemo­kraten, Ralf Stegner, bei der 100-Jahr-Feier des Ortsverein­s im Restaurant Poseidon.
 ??  ?? Heribert RossmeislR­iegel und Gabriel sind seit 50 Jahren in der SPD, Rössler seit 40 Jahren. Rossmeisl hat 60 Jahre lang Plakate für die SPD geklebt. In Abwesenhei­t wurde auch der ehemalige Höchstädte­r Bürgermeis­ter Gerhard Kornmann für 50 Jahre in der SPD ausgezeich­net.
Heribert RossmeislR­iegel und Gabriel sind seit 50 Jahren in der SPD, Rössler seit 40 Jahren. Rossmeisl hat 60 Jahre lang Plakate für die SPD geklebt. In Abwesenhei­t wurde auch der ehemalige Höchstädte­r Bürgermeis­ter Gerhard Kornmann für 50 Jahre in der SPD ausgezeich­net.
 ??  ?? Hubert Gabriel
Hubert Gabriel
 ??  ?? Hans Riegel
Hans Riegel
 ??  ?? Luise Rössler
Luise Rössler

Newspapers in German

Newspapers from Germany