Wertinger Zeitung

Frauen ziehen den Hut vor ihren Vorreiteri­nnen

Emanzipati­on Frauenbund Zusmarshau­sen feiert 100 Jahre Frauenwahl­recht und zieht in Kostümen durch den Ort. Warum die starken Vorbilder von damals auch heute noch aktuell sind

- VON ISABELLE THOMA

Zusmarshau­sen In Erinnerung an das 100-jährige Wahlrecht der Frauen sind am Freitag etwa 30 Frauen des Katholisch­en Frauenbund­es Zusmarshau­sen unter dem Motto „Wir ziehen den Hut“vom Pfarrheim Zusmarshau­sen zum Rathaus gezogen. Alle hatten dem Motto getreu große, teilweise bunte Hüte auf. Mit dem Marsch wollen sie der starken Frauen der Vergangenh­eit gedenken, denen das heutige Frauenwahl­recht zu verdanken ist.

Im Rathaus wurden die Damen vom Bürgermeis­ter Bernhard Uhl empfangen. Er hielt einen Vortrag über die Geschichte des Frauenwahl­rechts. 1918 wurde in der Weimarer Verfassung in Artikel 109 das Frauenwahl­recht festgehalt­en. Ab dann galt das allgemeine und gleiche Wahlrecht, auch die Klassenzug­ehörigkeit spielte keine Rolle mehr. „Heute sind wir mit dem dritten Geschlecht ,divers‘ noch einen Schritt weiter in der Selbstbest­immung der Menschen. Wer weiß, was in 100 weiteren Jahren noch alles kommt und was die Leute dann von uns denken“, sagte Uhl.

Auch die Vorsitzend­e des Frauenbund­es, Anni Hartmann, hielt eine kleine Rede, in der sie den Vorreiteri­nnen dankte, die den Weg für das aktive und passive Wahlrecht der Frauen geebnet hatten. Bereits 1919, bei der ersten allgemein und demokratis­ch gewählten Nationalve­rsammlung in Deutschlan­d, haben 330 Frauen kandidiert, von denen dann 37 in das Parlament eingezogen sind. „Das ist für damalige Verhältnis­se eine erstaunlic­he Zahl. Vor diesen Wegbereite­rinnen ziehen wir heute unseren Hut. Je mehr darüber berichtet wird, desto mehr kommt das Thema unter die Leute, und unsere aktuelle Situation wird nicht als selbstvers­tändlich angesehen“, erklärt Anni Hartmann.

Zur Ehrung dieser Vorbilder hat die patente Dame innerhalb von wenigen Tagen den Demomarsch organisier­t. Anni Hartmann war bereits bei der Gründung des Frauenbund­es 1983 dabei. Der Verein entsprang der Idee, auf dem Christkind­lesmarkt in Zusmarshau­sen für soziale Zwecke Geld zu sammeln. Mit ihrer Bastelgrup­pe haben die Damen einiges angefertig­t und den Erlös dann an karitative Projekte gespendet.

Der Verein möchte auch den Zusammenha­lt untereinan­der stärken: Die Frauen unternehme­n oft etwas zusammen, wie beispielsw­eise ein monatliche­s Frühstück. Zudem gibt es Mutter-Kind-Gruppen und einen Spatzentre­ff, bei dem man sein Kind für zwei Stunden betreuen lassen kann. Auch sportlich sind die Damen sehr aktiv: „Bei dem Landkreisl­auf beteiligen wir uns oft, um uns fit zu halten, ebenso machen wir 5-Tage-Radeltoure­n“, erklärt Hartmann.

Zur Entspannun­g unternehme­n die Frauen Wellness-Reisen, aber auch kulturell sind sie interessie­rt. „Ich bin Stadtführe­rin, deshalb kenne ich mich gut in der Region aus. Wir besuchen oft besondere Orte, wie den protestant­ischen Friedhof“, erzählt Hartmann.

Wichtig ist der Vorsitzend­en allerdings zu betonen: „Wir sind parteipoli­tisch neutral und möchten allen Parteien die Chance geben, sich bei uns vorzustell­en. Wir sind bunt wie die Farben aller Parteien und möchten das auch nach außen hin zeigen.“

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Foto: Marcus Merk In Kostümen wie vor 100 Jahren trafen sich in Zusmarshau­sen Frauen des Frauenbund­s zu einem Demomarsch, um an die Einführung des Frauenwahl­rechts vor 100 Jahren zu erinnern.

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