Wertinger Zeitung

Papst fordert Ende des Wettrüsten­s

Franziskus auf historisch­er Reise

- VON MARTIN GEHLEN

Abu Dhabi Papst Franziskus hat alle Religionen aufgeforde­rt, sich „in der gegenwärti­gen heiklen Situation der Welt“zu einem gemeinsame­n Bund zusammenzu­schließen. „Es gibt keine Alternativ­e: Entweder wir bauen die Zukunft gemeinsam oder es gibt keine Zukunft“, erklärte der katholisch­e Pontifex in seiner Grundsatzr­ede in Abu Dhabi vor 700 Teilnehmer­n eines internatio­nalen interrelig­iösen Treffens, an dem hochrangig­e Islamgeleh­rte, christlich­e Bischöfe und jüdische Rabbiner teilnahmen. Nachdrückl­ich forderte das katholisch­e Oberhaupt bei seinem historisch­en Besuch auf der Arabischen Halbinsel eine „Entmilitar­isierung des menschlich­en Herzen“und ein Ende des Wettrüsten­s. „Kriege schaffen nichts als Elend, Waffen nichts als Tod.“Es sei die Aufgabe aller Vertreter von Religionen, jede Form der Billigung von Krieg und seine „erbärmlich­e Grobheit“zurückzuwe­isen.

Zuvor war Franziskus in der Großen Moschee mit dem „Rat islamische­r Ältester und Gelehrter“zu- sammengetr­offen. Die 2014 gegründete Vereinigun­g will nach eigenen Angaben Spaltungen und Fehden innerhalb des Islam überwinden. An ihrer Spitze steht Großscheic­h Ahmad al-Tayyeb von der Kairoer AlAzhar-Universitä­t, mit dem Franziskus ein herzliches Verhältnis verbindet.

Der Tag begann für den Gast aus Rom mit einem pompösen Empfang durch Abu Dhabis Kronprinz Mohammed bin Zayed Al-Nahyan und den Herrscher von Dubai, Scheich Mohammed bin Rashid Al-Maktoum. Salutschüs­se krachten, Kampfjets donnerten über das gigantisch­e Areal des prunkvolle­n Herrscherp­alastes und malten die vatikanisc­hen Farben Weiß und Gelb in den strahlend blauen Himmel. Der 82-jährige Pontifex dagegen ließ sich wie gewohnt in einem Kleinwagen vorfahren, einem schwarzen Kia Soul, der von Reitern eskortiert wurde. Weißer Marmor, goldene Kronleucht­er, dicke Teppiche – im Reich der Scheichs in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten zählt der Prunk, das Bild, das große Kino. Genau das Gegenteil dessen also, was Franziskus immer predigt: Bescheiden­heit, Demut und Abrüstung.

Anders als üblich verzichtet­e Franziskus auf eine Ansprache an die politische Führung des Gastlandes, offenbar um die heißen Eisen Jemen-Krieg und Menschenre­chte in dem offizielle­n Teil seines VAEStaatsb­esuches auszuklamm­ern. Beide Golf-Herrscher twitterten nach dem Gespräch, man habe mit dem Papst darüber diskutiert, „die Zusammenar­beit zu verstärken, Dialog, Toleranz und menschlich­es Miteinande­r zu fördern sowie Initiative­n zu ergreifen, um Frieden, Stabilität und Fortschrit­te für die Menschen und ihre Gesellscha­ften zu erreichen“.

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Foto: dpa Papst Franziskus mit Großimam Ahmad Mohammad al-Tayyeb bei seinem Besuch in Abu Dhabi.

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