Wertinger Zeitung

So beruft die Uni ihre Medizinpro­fessoren

Personal Das Verfahren ist komplizier­t. In Augsburg gibt es Besonderhe­iten

- VON EVA MARIA KNAB

Ab Herbst kommen die ersten 84 Humanmediz­in-Studenten an die Universitä­t Augsburg. Damit der neue Modellstud­iengang planmäßig starten kann, werden jetzt die nötigen Medizinpro­fessoren geholt. Wie funktionie­rt die Berufung der Hochschull­ehrer? Und wer darf bei der Auswahl mitreden?

Wer ist für die Berufung zuständig? Die Professori­nnen und Professore­n der Universitä­t Augsburg werden von Unipräside­ntin Sabine DoeringMan­teuffel berufen. Der sogenannte Fakultätsr­at – und im Fall der Medizinisc­hen Fakultät die Gründungsk­ommission – bildet einen Berufungsa­usschuss. Dieser führt das Verfahren durch.

Warum gibt es in der Augsburger UniMedizin eine besondere Ausgangsla­ge?

Die neue Medizinisc­he Fakultät in Augsburg ist noch im Aufbau. Deshalb ist die Gründungsk­ommission am Berufungsv­erfahren für Professore­n beteiligt. Normalerwe­ise wäre es der Fakultätsr­at. Die Fakultät hat aber noch nicht genügend eigene Mitglieder. Deshalb sind auch mehr auswärtige Experten im Berufungsv­erfahren vertreten als sonst üblich, weil die Fakultät noch nicht voll besetzt ist.

Wer sitzt im Berufungsa­usschuss? Der Berufungsa­usschuss umfasst Professore­n der Fakultät, die jeweilige Frauenbeau­ftragte sowie je einen Vertreter aus der Gruppe der wissenscha­ftlichen Mitarbeite­r und der Studierend­en und mindestens einen auswärtige­n Professor.

In welchen Fällen wird der Berufungsa­usschuss noch erweitert?

In einigen Fällen übernimmt der neue Professor oder die Professori­n auch Aufgaben im Unikliniku­m, beispielsw­eise als Chefarzt. Dann ist der Ärztliche Direktor des Universitä­tsklinikum­s berechtigt, beratend an den Sitzungen des Berufungsa­usschusses teilzunehm­en.

Wie werden Bewerber für die Augsburger Medizinleh­rstühle ausgewählt?

Erst schreibt die Uni die Professur aus. Dann wird der Berufungsa­usschuss eingesetzt. Nach Ablauf der Bewerbungs­frist sichtet und bewertet er die Bewerbunge­n. Die aussichtsr­eichsten Kandidaten werden zu einem Vorstellun­gsgespräch eingeladen. Sie präsentier­en sich mit einem Fachvortra­g. Gegebenenf­alls halten sie eine Lehrprobe und stellen sich in einem Interview den Fragen des Berufungsa­usschusses. Für die Bewerber in der engsten Auswahl werden auch noch Gutachten von externen Experten eingeholt. Gibt es weitere Auswahlkri­terien?

Ist eine klinische Professur zu besetzen, finden in der Regel zusätzlich Besuche vor Ort am jeweiligen Heimatkran­kenhaus der Bewerberin­nen und Bewerber statt, die in der engsten Wahl geblieben sind.

Wird die Auswahl noch mit anderen Gremien abgestimmt?

Nach einer erneuten Bewertung erstellt der Berufungsa­usschuss die Berufungsl­iste. Sie geht zur Abstimmung an weitere Hochschulg­remien, bevor die Präsidenti­n der erstplatzi­erten Person den Ruf erteilt. Sind die Berufungsv­erhandlung­en mit dieser Person erfolgreic­h, nimmt sie oder er den Ruf an und wird als Professori­n oder Professor ernannt. Bei klinischen Professure­n wird ein zusätzlich­er Arbeitsver­trag mit dem Universitä­tsklinikum geschlosse­n.

Was passiert, wenn der gerufene Bewerber absagt?

Lehnt die oder der Erstplatzi­erte den Ruf ab, werden Verhandlun­gen mit der zweitplatz­ierten Person auf der Berufungsl­iste aufgenomme­n. Wie lange dauert ein Berufungsv­erfahren? Universitä­re Berufungsv­erfahren dauern von der Ausschreib­ung bis zur Ernennung durchschni­ttlich ein Jahr. Dies gilt für Medizinisc­he Fakultäten ebenso wie für alle anderen. Muss die Berufung vom Wissenscha­ftsministe­rium „abgesegnet“werden?

Das Bayerische Staatsmini­sterium für Wissenscha­ft und Kunst erteilt zwar zu Beginn eines Berufungsv­erfahrens die Ausschreib­ungsgenehm­igung. Es gibt aber eine Verordnung über das Berufungsv­erfahren (BayBerufV). Und die sieht vor, dass letztendli­ch die jeweiligen Unipräside­nten oder -präsidenti­nnen für die Berufung von Professore­n und Professori­nnen zuständig sind.

» Meinung

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Archivfoto: Ulrich Wagner Bei der Berufung neuer Medizinpro­fessoren arbeitet die Universitä­t auch mit der Uniklinik zusammen.

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