Alles im warmen Bereich in Hohenreichen
Energieversorgung Eine Genossenschaft schreibt Dorf- und Erfolgsgeschichte. Wie ein kleines Dorf gemeinsam dafür sorgt, dass die Stuben im Winter mit Nahwärme geheizt werden können
Wertingen-Hohenreichen „Die Genossenschaft ist beispielgebend für regionale Energieerzeugung und optimale Versorgung vor Ort“, lobte Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier die Genossenschaft „Nahwärme Hohenreichen e.G.“. Lehmeier sitzt im Aufsichtsrat der Genossenschaft, die 2015 gegründet wurde und bereits 2018 an alle angeschlossenen Haushalte eine erste Vergütung der Wärmelieferungskosten zurückzahlen konnte.
Die Anlage steht am Ortsrand von Hohenreichen und wurde Ende 2014 erstmals in Betrieb genommen, kurz darauf die Genossenschaft gegründet. Derzeit gehören ihr 85 Mitglieder an, von denen 78 ihre Häuser an das Heizsystem der Biogasanlage angeschlossen haben. Die Höchstleistung der Anlage reicht nach Angaben der Betreiber für circa 120 Anschlüsse. Thomas Weigl als Vorsitzender des dreiköpfigen Vorstands mit Reinhold Stalla und Pius Hitzler, ist von der Konstellation „Genossenschaft“überzeugt. Ein gutes Miteinander der Mitglieder trage außerdem zum Erfolg bei. „Das ist wichtig, denn Wärme und Warmwasser kommen für die Menschen gleich nach dem Geld“, sagt er mit Schmunzeln.
Weigl kennt die Geschichte der Genossenschaft und ihre Anfänge: „Erstmals machten sich 2012 die Michael Trauner und Peter Link darüber Gedanken, wie man die entstehende Wärme ihrer Biogasanlage sinnvoll nützen könnte.“Neben externen Fachfirmen schlossen sie auch Weigl als technischen Berater in ihre Überlegungen mit ein, da er für ein international agierendes Unternehmen in der Heiztechnik unterwegs und so- mit also vom Fach ist. Aus den Überlegungen ist ein System entstanden, welches die Wärme der Biogasanlage in Warmwasser umwandelt.
Dieses fließt dann mit Hilfe eines Rohrleitungsnetzes von knapp fünf Kilometern Länge zu den einzelnen Hausanschlüssen und versorgt die Menschen mit Wärme und WarmBiogasbetreiber wasser. „Für den Fall, die Anlage wäre defekt, haben wir auch noch Pufferspeicher mit 50000 Liter Wasser in zwei Behältern und einen zugehörigen Öl- sowie Gaskessel installieren lassen“, so Weigl. Damit könne man jederzeit die Versorgung der angeschlossenen Häuser sicherstellen. „Die Notbeheizung haben wir aber bis heute noch kein einziges Mal benützt“, fügt er hinzu. Die Heiz- und Warmwasserkosten für die Abnehmer beziffert Weigl, „im Vergleich zu Öl und Gas als deutlich günstiger“. Der Spareffekt betrage ungefähr 30 bis 40 Prozent.
Doch damit nicht genug: „Auch die Übergabestation vom Rohrleitungsnetz zum Hausanschluss stellte die Genossenschaft. Hierfür fielen für unsere Abnehmer keine Kosten an“.
Um das alles stemmen zu können, half nicht nur die staatliche Förderung in Höhe von ungefähr fünfzig Prozent der Investitionskosten, Kredite waren notwendig. „Wir beschafften uns als Sicherheit für die Banken Eigenkapital, indem wir unsere Mitglieder an der Genossenschaft mit Anteilen in unterschiedlicher Höhe beteiligten.“Weigl weiter: „Dies erwies sich in der andauernden Niedrigzinsphase für die Wärmeabnehmer als gut angelegtes Geld mit Rendite.“
Noch sei man mit den Krediten in der Abzahlphase, aber Weigl schätzt in circa zehn Jahren fertig zu sein. Der Vorsitzende ist sich sicher, der Zusammenschluss zu einer Genossenschaft hat einen Teil des Dorfes enger miteinander verknüpft, außerdem lobt er, „das Engagement der Stadt Wertingen bei der Umsetzung der ’Nahwärme Hohenreichen’“.