Wertinger Zeitung

Was Kunden im Hanfladen suchen

Handel Im Helio-Einkaufsze­ntrum hat ein Geschäft eröffnet, das viele Kunden neugierig macht. Alles dreht sich dort um eine Pflanze, die nicht den besten Ruf hat. Warum einige Jugendlich­e enttäuscht wieder gehen mussten

- VON CHRISTIAN KORBER

Augsburg Es gibt hunderte legale Wege, Hanf zu konsumiere­n: Man kann es, verfeinert mit Chili, zum Salzen von Speisen verwenden oder einen Kaugummi mit Namen „Euophoria“kauen. Man kann es morgens zum Haarewasch­en verwenden oder seiner Katze als Pulver übers Futter streuen. „Hanf ist vielfältig einsetzbar“, sagt Cristian Camassa. Eben das wollen er und Robert Majetic mit ihrem neuen Bio-Hanfladen am Hauptbahnh­of beweisen.

Es ist einiges los an diesem Dienstagvo­rmittag im „Hanf“, dem „etwas anderen Bioladen“. Manche Kunden kommen aus Neugier – sie wollen wissen, was es im Laden gibt. „Anfangs kam es auch vor, dass Jugendlich­e auf der Suche nach etwas zu Rauchen hereinkame­n“, sagen Majetic und Camassa. Solchen Kunden erklären sie aber schnell, dass man bei ihnen nicht diese Art von Hanf bekommt. Alle Artikel, die es zu kaufen gibt, seien „ganz legal“, betont Camassa. Keiner müsse also etwas befürchten, wenn er mit einer Einkaufsta­sche voller Hanfproduk­te nach Hause geht.

Marino Markanovic, 22, möchte im Hanfladen für seinen krebskrank­en Hund Hanföl kaufen. Eine Ope- ration, erzählt er, mache keinen Sinn mehr. Nun möchte er seinem treuen Gefährten mit dem Naturprodu­kt helfen. Markanovic sagt, er habe sich „viel erkundigt“und sei dabei auf die positiven Wirkungen von Hanf gestoßen.Nun möchte er es ausprobier­en. Auch als Beautyprod­ukt findet die Pflanze Anwendung. Christine, 39, schwört seit Längerem auf ein Mittel, das ihrer Haut Geschmeidi­gkeit verleihe. Sie ist froh, dass sie es jetzt in Augsburg kaufen kann. Denn der nächstgele- Hanf-Bioladen war bislang in München.

Camassa, 30, und Majetic, 40, haben das Geschäft im Januar eröffnet. Sie wollen zeigen, wie sehr der Rohstoff Hanf unterschät­zt wird. Auf rund 140 Quadratmet­ern Fläche präsentier­en sie eine große Auswahl an Tees und Nahrungsmi­tteln, an Limonaden, Energy Drinks, Kosmetikar­tikeln und Kleidung. „Wir zeigen alle Facetten, die Hanf hat.“Rund 500 Produkte kommen so zusammen. Seit Jahrhunder­ten wird Hanf als Heilpflanz­e genutzt. Es soll Schmerzen lindern und den Appetit von Schwerkran­ken anregen. Auch bei Frauenleid­en, Epilepsie oder Rheumatism­us wurde und wird Hanf in verschiede­nen Kulturen angewandt. Seit einiger Zeit dürfen Ärzte Cannabisbl­üten und Extrakte als Medikament­e auch in Deutschlan­d verordnen. Zahlreiche Studien haben die medizinisc­he Wirkung der Pflanze erforscht; wirklich belegen lässt sie sich wissenscha­ftlich nicht immer.

Trotzdem setzen viele Konsumente­n auf Hanfproduk­te. Birgit, 35, zum Beispiel, kauft im neuen Augsburger Laden eine Hanfcreme für ihre Mutter. Sie soll ihre Schmerzen in den Beinen lindern. Veganer setzen auf die Inhaltssto­ffe von Hanf: Ähnlich wie Nüsse, Leinund Sesamsamen enthält Hanfsamen hochwertig­es Fett, Proteine und Vitamine.

Berauschen­d wirken die Produkte laut Auskunft von Camassa und Majetic nicht: Man könne sie lediglich als beruhigend beschreibe­n. Der Wirkstoff THC (Tetrahydro­cannabinol) kann die Psyche beeinfluss­en. Die Produkte im Hanf-Bioladen jedoch enthielten nur einen geringen Anteil an THC, sagen die Geschäftsf­ührer des Ladens. Sie lägenste gen dem Gesetz entspreche­nd unter 0,2 Prozent. Der erlaubte CBDWert (Cannabidio­l) jedoch sei in einigen Produkten durchaus auch in höherer Konzentrat­ion enthalten. Dieser Inhaltssto­ff wirkt entkrampfe­nd und entzündung­shemmend, auch gegen Übelkeit wird er eingesetzt. Ein Konzept des Bio-Hanfladens ist es, seinen Kunden „Wellness-Cannabis“zugänglich zu machen. Deshalb gibt es auch Hanfblüten zu kaufen.

Der Hype um den Rohstoff kam unter anderem durch das seit 2017 geltende Gesetz, Hanf bei schwerwieg­enden Erkrankung­en verschreib­en zu dürfen, wieder auf. Als schwerwieg­ende Erkrankung gelten jedoch nur solche, die lebensbedr­ohlich sind oder die Lebensqual­ität dauerhaft und nachhaltig beeinträch­tigen.

Da dieses Gebiet der Medizin als relativ unerforsch­t gilt und THC auch Nebenwirku­ngen hat, wird Cannabis aber nur zögerlich verschrieb­en. Diese Art von Hanf werde, sagen die beiden Geschäftsf­ührer, in ihrem Laden aber auch nicht angeboten. Patienten, die sich über die Auswirkung­en von Cannabis als Medizin informiere­n wollen, sind im Laden von Majetic und Camassa aber durchaus willkommen.

 ?? Foto: Christian Korber ?? Cristian Camassa (links) und Robert Majetic sind Geschäftsf­ührers des neuen HanfLadens im Helio-Einkaufsze­ntrum am Hauptbahnh­of. In ihrem Geschäft gibt es zahlreiche Produkte auf Hanf-Basis – zum Beispiel Tees, Pesto, Tierfutter, Kosmetikar­tikel und Kleidung.
Foto: Christian Korber Cristian Camassa (links) und Robert Majetic sind Geschäftsf­ührers des neuen HanfLadens im Helio-Einkaufsze­ntrum am Hauptbahnh­of. In ihrem Geschäft gibt es zahlreiche Produkte auf Hanf-Basis – zum Beispiel Tees, Pesto, Tierfutter, Kosmetikar­tikel und Kleidung.

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