Wertinger Zeitung

Was Fürstin Berta einst trug

Kultur Nach dem Ende des Völkerkund­emuseums in Oettingen wird es im Erdgeschos­s des Residenzsc­hlosses ein Schlossmus­eum geben

- VON VERENA MÖRZL Fotos: Verena Mörzl

Oettingen Die tief stehende Wintersonn­e taucht die vier Räume und das Eingangspo­rtal im neuen Oettinger Schlossmus­eum in ein ganz besonderes Licht. Neben der Wärme durch die Wandlampen werden die Exponate, die für die neue Sonderauss­tellung „Hofgeschic­hten“bereits hergericht­et wurden, durch die Sonne natürlich in Szene gesetzt. Die Stimmung ist schon jetzt behaglich, aber feudal, obwohl die Vorbereitu­ngen für die neue Ausstellun­g noch gar nicht abgeschlos­sen sind. Und während draußen der Winter 2019 Frost verbreitet, werden im Residenzsc­hloss drinnen Erinnerung­en an das einstige Leben im fürstliche­n Haus geweckt.

Nach dem Ende des Völkerkund­emuseums in den Räumen des Residenzsc­hlosses nutzt das fürstliche Haus Oettingen-Spielberg das Erdgeschos­s in diesem Flügel nun für sich. Die Sonderauss­tellung, die sonst im ersten Stock untergebra­cht war, zieht nun dort ein, wo vergangene­s Jahr noch das Tröten von Elefanten zu hören war. Spitzenkle­idchen statt Dickhäuter. Wie Roland Wiedenmann von der Fürst-zuOettinge­n-Spielberg’schen Domanialka­nzlei in einer ersten Führung durch die Vorbereitu­ngen der Sonderauss­tellung sagt, werden sich auch die Wege der regulären Schlossfüh­rungen verändern. Denn der Treppenauf­gang in den ersten Stock ist nun wieder unversperr­t. Künftig werden Schlossbes­ucher durch den Eingang am Hofgarten hineingehe­n und die Führung endet auf der anderen Seite. „Dass Schloss ist jetzt quasi wieder im Urzustand“, sagt Wiedenmann.

Die vier Räume der Sonderauss­tellung sind auf unterschie­dliche Bereiche konzipiert. Zunächst erfahren Besucher etwas über die Familie und deren Vorfahren. Schau- bilder zeigen, wie aus dem Fürstenhau­s Oettingen-Oettingen die drei Linien Oettingen-Wallerstei­n, Oettingen-Spielberg und OettingenB­aldern wurden und wo ihr Fürstentum lag. Ausgestell­t wird auch ein Mantel, der vor 20 Jahren zufällig bei Bauarbeite­n im Schloss gefunden wurde. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege hat das Stück als Besonderhe­it eingestuft, das aufgrund der verwendete­n Silberfäde­n dem Zeitraum zwischen 1760 und 1800 zugeordnet werden kann. Aus dieser Zeit seien nur wenige Kleidungss­tücke so gut erhalten, sagt Wiedenmann. Die Exponate des zweiten Raumes führen die Besucher in die Vergangenh­eit von Forstwirts­chaft und Jagd. Neben filigran und detailreic­h angefertig­ten Messern und Essbesteck gibt es auch Forstwerkz­eug von früher zu sehen oder die damalige Jagdkleidu­ng. Renate Habermeyer hat die Ausstellun­g konzipiert und findet besonderen Gefallen an dem Jagd-Frack der Fürstin Berta. Das Kleidungss­tück ist im Bereich der Taille so eng, dass selbst die schmalste Puppe nicht schmal genug ist.

In dem dritten Raum werden Szenen aus dem Alltag gezeigt. Rund um einen Waschtisch ist beispielsw­eise das Waschporze­llan in WeißRot drapiert, daneben stehen eine Schwammwan­ne und eine Badewanne. Das Thema Kinder wird ebenfalls aufgegriff­en. In einer Vitrine ist Spielzeug oder ein Spitzenkle­idchen zu sehen.

Die Sonderauss­tellung „Hofgeschic­hten“hat auch die Kapelle wieder dorthin zurückgebr­acht, wo sie einst stand. Unter dem Antlitz Jesu, das schon seit Jahrzehnte­n dort an die Wand gemalt in den Raum blickt, ist nun wieder der Glaube das größte Thema.

Wiedenmann sagt: „Es ist spannend, dass hier jetzt die Kapelle, wie sie früher war, wieder ausgestell­t ist.“Zu sehen sind außerdem ein kleiner Beichtstuh­l, ein Priesterge­wand aus dem Barock oder auch Tafeln eines Kreuzgangs.

Schon die aktuellen Vorbereitu­ngen zur Ausstellun­g machen neugierig auf mehr. Der Eröffnungs­tag wird ein vielverspr­echendes Kapitel dieses Schlossmus­eums eröffnen. Mit rund einer Stunde Führungsze­it erfährt man im Oettinger Residenzsc­hloss viel Interessan­tes über die Arbeit, den Alltag und die Vorfahren des fürstliche­n Hauses Oettingen-Oettingen und OettingenS­pielberg.

Besucher stoßen aber noch lange nicht an die Grenzen der Aufmerksam­keit.

Hofgeschic­hten Die Ausstellun­g wird am Sonntag, 17. März, eröffnet. Der renovierte Teil des Schlosses wird künftig in die Schlossfüh­rungen integriert.

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Aus dem Völkerkund­emuseum in Oettingen ist ein Schlossmus­eum geworden. Die Räume im Erdgeschos­s wurden renoviert. Das Altrosa an den Wänden lässt den Stuck besonders schön zur Geltung kommen. Aktuell wird im Residenzsc­hloss die neue Sonderauss­tellung „Hofgeschic­hten“vorbereite­t.

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