Gesucht: Lehrlinge
Messe Fast alle Betriebe tun sich schwer bei der Suche nach Auszubildenden. Vielen kann die „Fit for Job“helfen
Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Jugendliche auf der Suche nach Stellen. Betriebe haben es schwer, Nachwuchs zu finden. Vielen kann die „Fit for Job“helfen.
Landkreis Die Gundelfinger Sonnenmetzgerei sucht aktuell einen Auszubildenden im Fleischerhandwerk. Das ist kein einfaches Unterfangen, weiß Inhaber Anton Kempter. Sein Hauptproblem: „Der Tariflohn beim Metzger ist unter aller Sau.“Das Geld, das die angehenden Fleischer in der Ausbildung verdienen, sei einfach zu wenig – ein MaurerAzubi verdiene bereits doppelt so viel. Dass er seinen Berufsanfängern kein gutes Gehalt bieten kann, habe zur Folge, dass Gesellen letztlich zu großen Firmen in die Industrie gehen, um dort am Band mehr zu verdienen. „Der Metzger hat keine Chance gegen Gropper und Bosch“, sagt Kempter.
Seine Anzeigen schaltet er über den Landkreis hinaus, auch in Günzburg und Württemberg. Zuletzt kamen seine Bewerber aus dieser Richtung, weiter entfernt von BSH und Gropper. Er schenke ihnen reinen Wein ein, auch was das Finanzielle angeht, die Ehrlichkeit ist ihm wichtig, sagt Kempter. Und ihm sei die Einstellung der Bewerber am wichtigsten. Die Statur, anders als man es beim Metzger erwarten könnte, sei hingegen nicht entscheidend. „Ich hab schon Kleine dagehabt, das waren super Kerle“, sagt er.
Für den Konditor Jochen Caesmann, der das Wertinger Café Madlon in fünfter Generation betreibt, ist die Suche nach geeigneten Nachwuchskräften ein ständig wiederkehrendes Thema. Leider hat er den Eindruck: „Die grundlegende Qualifikation der Bewerber hat nicht mehr das Niveau, die sie früher hatte.“Dazu kommt, dass sich die „Großwetterlage“für das Interesse zu Handwerksberufen bei Berufsanfängern eingetrübt habe. Damit geht für ihn und seinen Ausbildungsbetrieb das Problem einher, dass manch ein Bewerber die Lehre nur noch als „B-Lösung“ansieht. Über die Gründe dieser Entwicklung will Caesmann nicht mutmaßen. Denn er macht nicht nur negative Erfahrungen: „Wenn ich mich mit jungen Leuten unterhalte, dann merke ich oft, dass es ein großes Interesse gibt an praktischen, an haptisch ausgelegten Berufen“, sagt der Konditor.
Auch größere Firmen in anderen Bereichen haben Schwierigkeiten bei der Suche nach Auszubildenden, das bestätigt Gregor Ludley, Geschäftsführer der Höchstädter Firma Nosta. „Generell stellen wir einen Rückgang der Bewerberzahlen über alle Bereiche der Ausbildungsberufe bei Nosta fest“, sagt er – wobei die Firma nach wie vor in der glücklichen Lage sei, die nötige Zahl an Auszubildenden einstellen zu können. Eine entscheidende Rolle spiele die Attraktivität als Arbeitgeber. Speziell wenn Vollbeschäftigung herrsche, wie in der Region. Um sich zu präsentieren, biete die Firma Betriebsbesichtigungen für Schulklassen an, außerdem bestehe die Möglichkeit, Praktika in den jeweiligen Ausbildungsberufen zu absolvieren. Was für eine Firma wie Nosta auch dazugehört: Jobmessen wie die „Fit for Job“. Die seien „ein sehr gutes Mittel, um sich einen vertiefenden Einblick in die verschiedenen Ausbildungsberufe zu verschaffen“, sagt Lutley, der auch Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung ist.
Das sehen auch viele Jugendliche so. Wenn sie am Samstag zu Tausenden in die Höchstädter Nordschwabenhalle stürmen, dann nicht etwa, um bei einem Event einem Star zu huldigen. Nein, es ist die mittlerweile 15. Berufsinformationsbörse „Fit for Job“, die Schüler in die Nordschwabenhalle, die Berufsschule und in die Messehalle des Handwerks lockt.
Seit den Anfängen der Fit for Job hat sich die Situation für angehende Azubis grundlegend verändert. „Jugendliche können sich heute ihren Ausbildungsplatz aussuchen“, sagt die Sprecherin der Agentur für Arbeit in Donauwörth, Inge Großkopf, und untermauert diese These mit Zahlen. So waren es Ende Januar im Landkreis Dillingen 496 Jugendliche, die im September eine Ausbildung beginnen wollen. Gleichzeitig bieten Firmen in der Region 640 Lehrstellen an. „Es schaut gut für Azubis aus, theoretisch hätte jeder Bewerber eine Stelle“, sagt Großkopf. Und sogar für den Beruf Kaufmann/frau für Büromanagement, der traditionell bei Mädchen ganz vorne in der Gunst liege, gebe es mit 40 Lehrstellen mehr als Bewerber (35).
Für Firmen sei die Messe, die von der Agenda 21-Initiative des Landkreises um den Beauftragten Hermann Kleinhans ausgerichtet wird, eine wichtige Plattform, um Nachwuchs zu gewinnen. Im vergangenen Jahr mussten elf Unternehmen, die sich bei der Fit for Job hätten präsentieren wollen, aus Platzgründen abgewiesen werden. Auch in diesem Jahr drängen die Firmen auf die Messe. Die Arbeitsagentur hätte gerne einen größeren Stand genommen, sagt Großkopf. Der Platz dafür ist aber nicht da. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Alban Faußner, bestätigt, dass Handwerksbetriebe händeringend nach Auszubildenden suchen. Zwei Entwicklungen hätten die Lage verschärft: „Der Lehrlings- und Fachkräftemangel ist größer geworden“, sagt Faußner. Und gleichzeitig habe die Konjunktur immer mehr angezogen. Die Konsequenz: „Viele Handwerker müssen Aufträge absagen, weil sie die Kapazitäten nicht haben“, erklärt Faußner. Bei der Bestellung eines Autos werde mitunter eine Wartezeit von einem halben Jahr akzeptiert, bei der Vergabe eines Handwerker-Auftrags nicht.
In Bereichen wie dem Bau, bei den Elektrikern oder im Bereich Sanitär/Heizung/Klima seien dringend Azubis gesucht. „Viele Handwerksbetriebe in Nordschwaben suchen Auszubildende und finden keine“, sagt Faußner. Die Fit for Job sei eine wichtige Plattform, in der sich Jugendliche über die Berufe und die Ausbildung informieren können. Den größten Mangel bei den Azubis sieht der Geschäftsführer gegenwärtig bei den Fleischern und deren Fachverkäufern, die inzwischen nicht mehr in Donauwörth, sondern wegen der geringen Zahl an Lehrlingen an der Berufsschule in Augsburg unterrichtet werden.
Wie beim Gundelfinger Metzger Anton Kempter. Früher hatte er immer zwei oder drei Azubis, aktuell, eben weil es weniger Bewerber als Stellen gibt, hat er keinen Lehrling. Kempter ist am Samstag nicht auf der „Fit for Job“. Während sich dort die größeren Betriebe gut präsentieren und ihre Ausbildungen schmackhaft machen können, sieht er die Messe für seine Metzgerei nicht als ideale Plattform. „Wenn sich alle kleinen Betriebe zusammenschließen würden, würde das aber schon klappen“, sagt er.