Wertinger Zeitung

Alte Bäume müssen auch in Buttenwies­en weichen

Fällungen Bürgermeis­ter und Gemeinderä­te treffen schmerzhaf­te Entscheidu­ngen. Doch betagte Riesen auf öffentlich­en Plätzen im Ortsteil Frauenstet­ten bilden eine Gefahr. Es soll Ersatzpfla­nzungen geben

- VON HERTHA STAUCH

Buttenwies­en-Frauenstet­ten Die Natur ist in diesen Tagen, in denen die Menschen für die Bienen- und Insektenre­ttung vor den Rathäusern Schlange stehen, ein großes Thema. Und so standen gestern, am ersten vor frühlingsh­aften Sonnen tag des Jahres, in Buttenwies­en die Bäume im Mittelpunk­t. Bürgermeis­ter Hans Kaltner war mit einer ganzen Runde von Menschen unterwegs, die sich Gedanken um die alten Riesen machen, die sich seit Jahrzehnte­n an ihrem Platz behaupten und nun doch, von Stürmen gebeugt und von Pilzen geschwächt, infrage gestellt werden.

Die Runde, bestehend aus dem Bürgermeis­ter, aus Bauhofleit­er Rainer Höfle, aus Richard Drexler, Mitarbeite­r in der Bauverwalt­ung, aus Gemeindera­t und Naturschut­z Orts vorsitzend­em Gernot Hartwig und aus dem Frauenstet­tener Gemeindera­t Manfred Hartl, inspiziert die alte Eiche auf dem Friedhof Frauenstet­ten, die dort seit geschätzte­n 80 Jahren wächst. Vorweg gesagt: Alle Beteiligte­n, darunter auch Kirchenpfl­eger Hans Eppinger und Paul Karmann, Vorsitzend­er der Kirchen verwaltung Frauen st etten,wa rens ich zum Schluss einig, dass die Tage der alten Eiche gezählt sein sollen und sie weichen muss. Der baumkundig­e Bauhofleit­er Höfle gibt ihr nur noch kurze Lebensdaue­r: „Sie ist eine Zeitbombe und kann bei jedem kräftigen Windstoß umfallen.“

Das will die Gemeinde nicht riskieren. Hier auf öffentlich­em Grund bildet der marode Baum eine Gefahr, war sich die Abordnung einig. Bürgermeis­ter Kaltner selbst zeigte sich überrascht vom Zustand der Eiche: „Das war mir nicht bewusst, man schaut sich den Baum ja sonst nie so genau an.“Rainer Höfle hat ihn untersucht. Die Eiche ist demnach vom „Wulstigen Lackporlin­g“, einem holzzerset­zenden Pilz, befallen. Symptomati­sch dafür ist der dicke Wulst, der am Stamm wie ein Krebsgesch­wür wächst. Der Baum wird spröde, die Rinde erleidet Schäden, der Wurzelstoc­k zersetzt sich. Mit einem langen Stab prüft Höfle den Untergrund unter dem Stamm: „Alles tot“, stellt er fest und rät den Gemeinderä­ten, den Bau maus Sicherheit­sgründen zu fällen. Hans Eppinger kann sich noch erinnern, wie die Eiche dort oben hinter dem Anna-Kirchlein in jungen Jahren ausgesehen hat. Sie wurde immer wieder mal geschnitte­n, entlastet, aber jetzt ist sie total zerzaust und krumm von Wind und Auch Kirchen verwaltung s Vorsitzend­er Paul Karmann stimmt der Fällung zu und unterbreit­et den Vorschlag, aus dem Holz des Stammes eine Erinnerung an den Baum zu schaffen – eine Bank oder Skulptur, die an Ort und Stelle steht. Der Vorschlag findet Gefallen. Doch Naturschüt­zer Gernot Hartwig geht es um mehr – er will eine Ersatzpfla­nzung, einen Ausgleich für den Baum, was ihm zugesagt wird.

Bürgermeis­ter Kaltner und Franz Hartl beraten kurz, wie die Situation auf der kleinen Grünfläche des Friedhofs einmal gestaltet werden soll. Hier könnte Platz für Urnenstele­n und Urnengräbe­r eingericht­et werden – eine Idee, die allseits für gut empfunden wird.

Jetzt geht es zum nächsten Baumproble­m, hinunter vom Frauenstet­tener Kirchenber­g auf den ehemaligen Bahnhofspl­atz. Mitten auf dem breiten Grünbereic­h dort, zwischen der Ortsdurchf­ahrt und dem Radweg, entlang dessen einmal die Bahnlinie verlief, stehen große Ahornbäume, die ebenfalls in die Jahre gekommen und verwittert sind. Auch hier ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen, wie sehr die Bäume beschädigt sind. Rainer Höfle verweist auf die Rinde, die sich großflächi­g vom Stamm schält: „Die Rindenplat­ten lösen sich ab, da ist nichts mehr zu machen,“gibt Höfle auch diesen 60 bis 70 Jahre alten Bäumen nicht mehr viel Zeit. Höfle plädiert auch hier für das Ende der Bäume und erklärt, dass es gleichzeit­ig wichtig sei, eine Naturverjü­nWetter. gung aufzubauen. Bürgermeis­ter Kaltner berichtet, dass die Gemeinde bei Neupflanzu­ngen nicht untätig sei. So seien in Lauterbach erst Obstbäume mit alten Sorten gepflanzt worden.

Kaltner ist es wichtig, die Bevölkerun­g über den Zustand der Bäume aufzukläre­n. Denn kontrovers­en Diskussion­en, wie es sie erst in Wertingen wegen der Napoleonst­anne und bei Fällungen aufgrund des Eichenproz­essionsspi­nners gegeben hatte, will er vorbeugen.

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Fotos: Hertha Stauch Auf unsicheren Beinen steht die Eiche im Friedhof Frauenstet­ten. Ihr Wurzelstoc­k ist marode.
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Auch die Ahornbäume auf dem ehemaligen Bahnhofsge­lände in Frauenstet­ten sind schwer beschädigt, was an der Rinde zu erkennen ist.
 ??  ?? Bauhofleit­er Rainer Höfle zeigt den Gemeinderä­ten die Schadstell­en an der Eiche auf dem Friedhof.
Bauhofleit­er Rainer Höfle zeigt den Gemeinderä­ten die Schadstell­en an der Eiche auf dem Friedhof.
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