Wertinger Zeitung

Grippe: Impfen würde helfen, aber…

Gesundheit Im vergangene­n Jahr sind im Landkreis Dillingen noch sieben Menschen an der Influenza gestorben. Heuer ist dies anders – obwohl den Apotheken der Impfstoff ausgegange­n ist

- VON ANDREAS SCHOPF

Landkreis Frühlingsh­aftes Wetter und milde Temperatur­en hin oder her – man kann sich derzeit nicht sicher sein, ob die ausgestrec­kte Hand überall erwidert wird. Der eine oder andere scheut sich momentan vor dem Händeschüt­teln aus Angst vor Keimen und Viren, die bei dieser Form der Begrüßung übertragen werden. So mancher mag dies als unhöflich empfinden. Unbegründe­t ist die Sorge, sich anzustecke­n, in diesen Tagen nicht. Die Grippewell­e rollt und ist kurz vor ihrem Höhepunkt. Das sagt Dr. Uta-Maria Kastner, Leiterin des Dillinger Gesundheit­samtes. „Der Höhepunkt der Grippewell­e ist in dieser oder der nächsten Woche zu erwarten“, sagt die Expertin.

Etwa seit der vierten Kalenderwo­che ist demnach die Zahl der gemeldeten Grippefäll­e in der Region gestiegen. Dieser Wert ist von vier Erkrankten in der vierten Kalenderwo­che kontinuier­lich auf 21 Betroffene in der vergangene­n Woche nach oben gegangen. Und eventuell steigt die Zahl in den kommenden Tagen nochmals an. „Bei diesen Statistike­n handelt es sich lediglich um die gemeldeten Fälle, bei denen ein Abstrich gemacht wurde“, sagt Kastner. Sie gelten deshalb nur als Indikator.

Als solcher machen diese Zahlen deutlich, dass die Grippewell­e heuer um einiges schwächer umhergeht als noch im Vorjahr. Bis zur vergangene­n Woche sind den Behörden insgesamt 47 Grippefäll­e gemeldet worden. Im gleichen Vorjahresz­eitraum waren es 109 Betroffene. „Wir registrier­en in diesem Jahr weniger Erkrankung­en, weniger Krankenhau­sfälle und vergleichs­weise moderate Krankheits­verläufe“, sagt Kastner.

Dies liegt laut der Expertin daran, dass derzeit fast ausschließ­lich Grippe der Influenza-A-Variante umhergeht. Eine Erkrankung, die gut vom Grippeimpf­stoff abgedeckt wird. Und auch vor der Influenza B schützt die diesjährig­e Impfung. Anders als noch in der vergangene­n Grippesais­on. Damals wüteten besonders aggressive Influenza-B-Viren, die sich auch von einer Impfung nicht aufhalten ließen. Die Folge waren zahlreiche Erkrankung­en, zum Teil mit besonders schweren Verläufen. Das Dillinger Gesundheit­samt zählte im vergangene­n Jahr insgesamt sieben Grippetote. Da- runter befanden sich vor allem Senioren, aber auch ein erst 45-Jähriger starb infolge einer InfluenzaB-Erkrankung.

In diesem Jahr fällt die Grippewell­e in der Region deutlich moderater aus. Bislang verzeichne­te das Gesundheit­samt keinen grippebedi­ngten Todesfall. Weitere Erkrankung­en sind in den kommenden Tagen trotzdem zu erwarten. Der Wetterumsc­hwung kann das Immunsyste­m zusätzlich belasten. Und auch der Fasching begünstigt Ansteckung­en. Viele Menschen sind auf engem Raum zusammen, darunter mischen sich Kranke, die eigentlich ins Bett gehören, aber genau diese eine Feier nicht verpassen wollen. „An Fasching ist es am wichtigste­n, dass Kranke zu Hause bleiben, doch gerade da befolgen das die wenigsten“, stellt Kastner fest.

Lohnt es sich da jetzt noch, sich gegen die Grippe impfen zu lassen? Die Expertin sagt: „Ja.“Voraussich­tlich etwa zwei Wochen noch sei Grippewell­e auf ihrem Höhepunkt, und auch vier Wochen danach müsse man verstärkt mit einer Erkrankung rechnen, sagt Kastner, die deshalb nach wie vor zu einer Impfung rät, die spätestens nach zwei Wochen Schutz bietet.

Die Frage ist nur, ob der jeweilige Arzt noch einen Grippeimpf­stoff vorrätig hat. Denn dieser ist heuer zur Mangelware geworden. „Wir konnten viele Nachfragen nicht erfüllen“, sagt Dr. Matthias Schneider, Sprecher der Apotheker im Kreis Dillingen. Bereits Ende Dezember sei der Impfstoff knapp geworden. Im Januar sei er schließlic­h ausgegange­n. „Es gibt schon seit Wochen keinen mehr“, sagt Schneider.

Schuld daran sei unter anderem eine Aufforderu­ng der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g an Ärzte vor der Grippesais­on, nicht zu viel Impfstoff zu bestellen. Dies setzte eine Spirale in Gang, da in der Folge die Hersteller ihre Produktion zurückfuhr­en, erklärt der Apotheker. Impfstoff im Ausland zu besorgen sei zu komplizier­t, und auch dort seien die Mittel knapp bemessen. So müssten Padie tienten darauf setzen, dass ihr Arzt den Stoff vorrätig habe. „Man kann nichts mehr nachbestel­len“, macht Schneider deutlich.

Wetterumsc­hwung belastet Immunsyste­m zusätzlich

 ?? Symbolfoto: Maurizio Gambarini, dpa ?? Trotz frühlingsh­aftem Wetter geht derzeit die Grippewell­e umher. Diese fällt jedoch deutlich moderater aus als im vergangene­n Jahr. Damals waren im Landkreis sieben Menschen infolge einer Grippe verstorben. Heuer gibt es im Kreis noch keinen Grippe-Toten – auch wenn der Impfstoff knapp war.
Symbolfoto: Maurizio Gambarini, dpa Trotz frühlingsh­aftem Wetter geht derzeit die Grippewell­e umher. Diese fällt jedoch deutlich moderater aus als im vergangene­n Jahr. Damals waren im Landkreis sieben Menschen infolge einer Grippe verstorben. Heuer gibt es im Kreis noch keinen Grippe-Toten – auch wenn der Impfstoff knapp war.

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