Grippe: Impfen würde helfen, aber…
Gesundheit Im vergangenen Jahr sind im Landkreis Dillingen noch sieben Menschen an der Influenza gestorben. Heuer ist dies anders – obwohl den Apotheken der Impfstoff ausgegangen ist
Landkreis Frühlingshaftes Wetter und milde Temperaturen hin oder her – man kann sich derzeit nicht sicher sein, ob die ausgestreckte Hand überall erwidert wird. Der eine oder andere scheut sich momentan vor dem Händeschütteln aus Angst vor Keimen und Viren, die bei dieser Form der Begrüßung übertragen werden. So mancher mag dies als unhöflich empfinden. Unbegründet ist die Sorge, sich anzustecken, in diesen Tagen nicht. Die Grippewelle rollt und ist kurz vor ihrem Höhepunkt. Das sagt Dr. Uta-Maria Kastner, Leiterin des Dillinger Gesundheitsamtes. „Der Höhepunkt der Grippewelle ist in dieser oder der nächsten Woche zu erwarten“, sagt die Expertin.
Etwa seit der vierten Kalenderwoche ist demnach die Zahl der gemeldeten Grippefälle in der Region gestiegen. Dieser Wert ist von vier Erkrankten in der vierten Kalenderwoche kontinuierlich auf 21 Betroffene in der vergangenen Woche nach oben gegangen. Und eventuell steigt die Zahl in den kommenden Tagen nochmals an. „Bei diesen Statistiken handelt es sich lediglich um die gemeldeten Fälle, bei denen ein Abstrich gemacht wurde“, sagt Kastner. Sie gelten deshalb nur als Indikator.
Als solcher machen diese Zahlen deutlich, dass die Grippewelle heuer um einiges schwächer umhergeht als noch im Vorjahr. Bis zur vergangenen Woche sind den Behörden insgesamt 47 Grippefälle gemeldet worden. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 109 Betroffene. „Wir registrieren in diesem Jahr weniger Erkrankungen, weniger Krankenhausfälle und vergleichsweise moderate Krankheitsverläufe“, sagt Kastner.
Dies liegt laut der Expertin daran, dass derzeit fast ausschließlich Grippe der Influenza-A-Variante umhergeht. Eine Erkrankung, die gut vom Grippeimpfstoff abgedeckt wird. Und auch vor der Influenza B schützt die diesjährige Impfung. Anders als noch in der vergangenen Grippesaison. Damals wüteten besonders aggressive Influenza-B-Viren, die sich auch von einer Impfung nicht aufhalten ließen. Die Folge waren zahlreiche Erkrankungen, zum Teil mit besonders schweren Verläufen. Das Dillinger Gesundheitsamt zählte im vergangenen Jahr insgesamt sieben Grippetote. Da- runter befanden sich vor allem Senioren, aber auch ein erst 45-Jähriger starb infolge einer InfluenzaB-Erkrankung.
In diesem Jahr fällt die Grippewelle in der Region deutlich moderater aus. Bislang verzeichnete das Gesundheitsamt keinen grippebedingten Todesfall. Weitere Erkrankungen sind in den kommenden Tagen trotzdem zu erwarten. Der Wetterumschwung kann das Immunsystem zusätzlich belasten. Und auch der Fasching begünstigt Ansteckungen. Viele Menschen sind auf engem Raum zusammen, darunter mischen sich Kranke, die eigentlich ins Bett gehören, aber genau diese eine Feier nicht verpassen wollen. „An Fasching ist es am wichtigsten, dass Kranke zu Hause bleiben, doch gerade da befolgen das die wenigsten“, stellt Kastner fest.
Lohnt es sich da jetzt noch, sich gegen die Grippe impfen zu lassen? Die Expertin sagt: „Ja.“Voraussichtlich etwa zwei Wochen noch sei Grippewelle auf ihrem Höhepunkt, und auch vier Wochen danach müsse man verstärkt mit einer Erkrankung rechnen, sagt Kastner, die deshalb nach wie vor zu einer Impfung rät, die spätestens nach zwei Wochen Schutz bietet.
Die Frage ist nur, ob der jeweilige Arzt noch einen Grippeimpfstoff vorrätig hat. Denn dieser ist heuer zur Mangelware geworden. „Wir konnten viele Nachfragen nicht erfüllen“, sagt Dr. Matthias Schneider, Sprecher der Apotheker im Kreis Dillingen. Bereits Ende Dezember sei der Impfstoff knapp geworden. Im Januar sei er schließlich ausgegangen. „Es gibt schon seit Wochen keinen mehr“, sagt Schneider.
Schuld daran sei unter anderem eine Aufforderung der Kassenärztlichen Vereinigung an Ärzte vor der Grippesaison, nicht zu viel Impfstoff zu bestellen. Dies setzte eine Spirale in Gang, da in der Folge die Hersteller ihre Produktion zurückfuhren, erklärt der Apotheker. Impfstoff im Ausland zu besorgen sei zu kompliziert, und auch dort seien die Mittel knapp bemessen. So müssten Padie tienten darauf setzen, dass ihr Arzt den Stoff vorrätig habe. „Man kann nichts mehr nachbestellen“, macht Schneider deutlich.
Wetterumschwung belastet Immunsystem zusätzlich