Wertinger Zeitung

Brexit: Nashorn Keeva muss schnell abreisen

Zoo Die Halbgeschw­ister Keeva und Kibo werden den Augsburger Zoo bald verlassen. Dass sie gehen müssen, liegt an ihrem Vater Bantu

- VON MIRIAM ZISSLER

Augsburg Knowsley ist eine kleine Stadt nahe Liverpool. König Henry VII. soll dem Ort 1495 einen Besuch abgestatte­t haben und auch Shakespear­e soll dort schon einmal in einem Stück aufgetrete­n sein.

In wenigen Wochen könnte die Kleinstadt wieder besonderen Besuch bekommen – von einer weniger bekannten, dafür sehr imposanten Persönlich­keit: der Augsburger Nashorndam­e Keeva. Sie wurde kürzlich drei Jahre alt und muss den Augsburger Zoo bald verlassen, damit sie nicht von ihrem Vater Bantu gedeckt wird. Für gewöhnlich werden weibliche Jungtiere im Alter von drei bis vier Jahren zum ersten Mal trächtig.

Der Safaripark in Knowsley hatte bereits vor längerer Zeit Interesse an Nashorndam­e Keeva bekundet und wollte das Tier in den kommenden Monaten abholen lassen.

Doch jetzt soll alles schneller gehen. Der Grund: der bevorstehe­nde Brexit. „Die Betreiber des Parks befürchten, dass sich die Veterinärb­estimmunge­n ändern, sobald Großbritan­nien nicht mehr in der EU ist“, berichtet die Augsburger ZooChefin Barbara Jantschke. Würde jetzt womöglich noch eine einfache Kotprobe bei der Abgabe an einen anderen Zoo reichen, könnten nach dem Brexit womöglich eine Blutanalys­e und weitere Untersuchu­ngen dazukommen.

Deshalb muss der britische Zoo nun eilig einen Transport organisier­en, der Keeva in Augsburg und ein weiteres Nashorn in Frankreich abholt. Viel Zeit bleibt dem Knowsley Safari Park nicht: Am 29. März um Mitternach­t erlischt die Mitgliedsc­haft Großbritan­niens in der Europäisch­en Union.

Keeva ist nicht das einzige Nashorn, das den Augsburger Zoo bald verlassen wird. Ihr Halbbruder Kibo muss ebenfalls in einen anderen Zoo gebracht werden, damit es zu keinen Rivalitäts­kämpfen mit seinem Vater Bantu kommt.

Der Besucherli­ebling kommt nach Rom. Als er auf die Welt kam, wog er gerade einmal 65 Kilo und musste von Hand aufgezogen werden, weil Mutter Kibibi ihr Junges nicht annahm. Die Tierpflege­r zogen Kibo gerne mit der Flasche groß. Mit seiner Schwester Keeva hat er eifrig auf dem Arikapanor­ama gerangelt. Ob Keeva ihn vermissen wird? Auf sie wartet in Knowsley eine große Nashornher­de – elf ausgewachs­ene Nashörner leben dort gemeinsam.

Den Park gibt es seit 1971. Die Besucher können in ihren Autos durch die Anlage fahren, um die Tiere zu beobachten. Eines steht schon einmal fest: Wenn die Nashorndam­e auf Reisen geht, wird sie mit wenig Gepäck fahren. „Sie bekommt etwas Futter mit. Sie mag Heu, aber auf der Fahrt wird sie wohl nicht viel fressen“, weiß ZooChefin Barbara Jantschke.

Damit die Fahrt nach Knowsley aber besser erträglich wird, gibt es noch etwas anderes: „Leckerlis“.

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Foto: Silvio Wyszengrad Als Nashornkin­der haben die Halbgeschw­ister Kibo (links) und Keeva zusammen auf dem Afrikapano­rama gerangelt. Bald verlassen sie den Zoo.

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