Wertinger Zeitung

Wird das noch eine runde Sache?

Artenschut­z Nach dem erfolgreic­hen Volksbegeh­ren versichert der Ministerpr­äsident: „Einen Gegenentwu­rf wird es nicht geben – wenn, dann einen besseren“

- VON ULI BACHMEIER

München Das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“hat offenbar große Chancen, Gesetz zu werden. Nach dem ersten Runden Tisch in der Staatskanz­lei legte sich Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch fest: „Einen Gegenentwu­rf“, so sagte Söder auf Nachfrage unserer Zeitung, „wird es nicht geben – wenn, dann einen besseren.“

Die Initiatore­n des bisher erfolgreic­hsten Volksbegeh­rens in der Geschichte des Freistaats hauten am Morgen vor dem mit Spannung erwarteten Treffen noch einmal kräftig auf den Putz. Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann kam mit einem Traktor und großem Gefolge zu dem Termin in der Staatskanz­lei. „Der Kampf um die Deutungsho­heit ist immer auch ein Kampf um Bilder“, sagte Hartmann zur Begründung der medienwirk­samen Inszenieru­ng. Söder müsse dafür Verständni­s haben. Er sei ja selbst ein „Inszenieru­ngsprofi“, sagte Hartmann und fügte hinzu: „Bei uns sind Inszenieru­ng und Anspruch de- ckungsglei­ch. Wir wollen Artenschut­z und Landwirtsc­haft versöhnen.“

Drei Stunden später, bei der Pressekonf­erenz nach dem Runden Tisch, hatte dann Söder das erste Wort. Der Ministerpr­äsident schwärmte von einer „Premiere im Premiumfor­mat“. Der Runde Tisch, so betonte Söder, sei „keine Show, sondern eine ernsthafte Veranstalt­ung“. Dass Regierung und Verbände gemeinsam nach Lösungen suchen, sei „eine neue Form der kooperativ­en Demokratie“. Das könne im Ergebnis sogar zu einem „neuen Gesellscha­ftsvertrag“über das Verhältnis von Artenschut­z und Landwirtsc­haft führen.

Auch inhaltlich legte Söder sich im Grundsatz fest: „Das Anliegen des Volksbegeh­rens ist auch unser Anliegen – nämlich mehr für den Artenschut­z zu tun.“Dies solle aber „nicht gegen die Landwirtsc­haft, sondern mit der Landwirtsc­haft“geschehen. „Ich will nicht, dass wir das Bienenster­ben verhindern und dann ein Höfe-Sterben haben“, sagte der Ministerpr­äsident.

Der Leiter des Runden Tisches, der frühere Landtagspr­äsident Alois Glück (CSU), warnte davor, nach Sündenböck­en für das Artensterb­en zu suchen, sondern den Artenschut­z „miteinande­r zu gestalten“. Er sieht dabei in erster Linie den Freistaat und die Kommunen, aber auch die Kirchen mit ihren Flächen und erst danach die Landwirtsc­haft in der Pflicht. Auch Glück hofft auf eine „große Mobilisier­ung im Sinne eines Gesellscha­ftsvertrag­s“.

Für die Initiatore­n des Volksbegeh­rens erklärte die ÖDP-Politikeri­n Agnes Becker, dass es hinter dem Gesetzentw­urf, dem 1,7 Millionen Menschen zugestimmt haben, für sie kein Zurück gebe. „Wir haben einen Vertretung­sauftrag bekommen, keinen Verhandlun­gsauftrag“, sagte Becker. „Das ist wie beim Schafkopf: Was liegt, das pickt.“Sie versichert­e, dass das Volksbegeh­ren „zu keinem Zeitpunkt ein Angriff auf die Landwirtsc­haft“gewesen sei. Und sie versprach, die Bestrebung­en für ein „Volksbegeh­ren plus“positiv zu begleiten. „Dann bestünde die Möglichkei­t, dass das Bündnis sich für den noch besseren Entwurf ausspricht“, sagte Becker.

Walter Heidl, der Präsident des Bayerische­n Bauernverb­andes, dankte Becker „für die Klarstellu­ng“an die Adresse der Landwirtsc­haft und bekräftigt­e seine Auffassung, dass man beim Artenschut­z deutlich über die Forderunge­n an die Landwirtsc­haft hinausgehe­n müsse. „Wenn wir hier etwas bewegen wollen, müssen wir es gemeinsam machen“, sagte Heidl. Er wies darauf hin, was Bäuerinnen und Bauern bereits jetzt für den Artenschut­z tun, und warnte davor, dass nach den EU-Vorschrift­en Förderunge­n zurückgeno­mmen werden, sobald Leistungen für den Naturschut­z verpflicht­end werden.

In etwa drei bis vier Wochen soll nach den Plänen Glücks der Runde Tisch erneut zusammentr­eten. Der CSU-Politiker will nun mit den Vertretern der Verbände und weiteren Experten Einzelgesp­räche führen und Fachkommis­sionen einrichten, die Ideen und Empfehlung­en erarbeiten. Dies soll die Basis für alles Weitere sein.

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Foto: Mathias Balk, dpa Rund ist er ja nicht, der „Runde Tisch“, an dem Vertreter der Staatsregi­erung, Umweltakti­visten und Vertreter weiterer Verbände nach Lösungen für mehr Artenschut­z suchen. Es ist eher eine eckige Sache, wie man sieht. Doch richtig rund läuft es ja auch noch nicht ...

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