Eine offene Frage aber bleibt bestehen
Immerhin ein paar Fragen wurden dann ja doch beantwortet. Die nach der mystischen Kraft Anfields beispielsweise. Laut singen können sie in Liverpool. Vorzugsweise davon, dass man niemals alleine seinen Weg beschreitet. Ein bisschen Hoffnung wandere immer mit und von etwaigen Stürmen solle man sich nicht aufhalten lassen. Na ja. Sie können aber auch schnell verstummen. Den Bayern gelang es, dieses brodelnde Amphitheater ruhig zu spielen. Eine Erkenntnis, die nach den vergangenen Wochen so nicht zu erwarten war.
Eine Abwehr, die weder gegen harmlose Schalker, Berliner oder Stuttgarter ohne Gegentor blieb, stellte die spektakulärste Offensivreihe Europas still. Dass die geballte Konzentration auf der Verdichtung gegnerischer Zubringerstraßen zu den Vollstreckern Mané, Salah und Firmino lag, ging zulasten der Offensive. Selbstverständlich. Hinten sicher stehen und vorne Chaos anrichten – die Bayern werden von Kovac trainiert, nicht von Guardiola.
Der Coach der Münchner bewies, dass ihm die Mannschaft folgt, wenn er ihr einen durchdachten Plan an die Hand gibt. Wieder so eine Erkenntnis. Wer nun in dem torlosen Unentschieden eine gefährliche Ausgangssituation für die Münchner sieht, hat recht. Es ist aber eine Gefahr, die sich die Münchner redlich verdient haben. An Leistung und Resultat gibt es aus bajuwarischer Sicht nichts zu mäkeln. Mit einem Sieg aus Liverpool nach Hause zu fahren, war von niemandem ernsthaft erwartet worden. Als viel wahrscheinlicher galt, das Rückspiel in drei Wochen mit einer Hypothek anzugehen, die man niemals würde ablösen können.
So schließt sich nun der Vorhang nach dem ersten Akt und die wichtigste Frage bleibt offen: Wie gut sind diese Bayern wirklich? Der zweite Akt wird diese Erkenntnis bringen und auch jene, dass das Münchner Champagnerpublikum im Europapokal zu allerhand Lärm fähig ist. Inklusive des Liedes von einem Stern des Südens, der niemals untergeht. Die Frage allerdings ist: Wie hell strahlt er denn nun? Die Antwort gibt es in drei Wochen.