Wertinger Zeitung

Wie kommen wir besser zum Zug?

Mobilität Die Bahn hat viele Probleme – aber die Fahrgäste teils auch. In Dillingen wird nach Lösungen gesucht

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis In der Region gibt es einen großen Verkehrs- und Tarifverbu­nd, den Augsburger, den AVV. Doch der reicht im Kreis Dillingen nur bis Wertingen und im Kreis Donau-Ries nur bis Mertingen. Sowohl Schienen- als auch öffentlich­er Personenna­hverkehr würden sich nur unzureiche­nd ergänzen. Keiner der beiden Landkreise, auch Günzburg nicht, ist in eine Verbundstr­uktur eingebunde­n. Darauf verwies der technische Geschäftsf­ührer von Agilis, Axel Henninghau­sen, am Mittwoch bei der ersten Mobilitäts­konferenz der Verkehrsge­sellschaft in Dillingen. Und auch bei der tarifliche­n Gestaltung sei noch Luft nach oben. Bayerns Verkehrsmi­nister Hans Reichhart forderte die Vertreter der Kommunen auf, von ihnen müsste ein Impuls ausgehen. Damit wenigstens die Anschlussl­inien besser abgestimmt werden. Schienenun­d öffentlich­er Personenna­hverkehrge­hören seiner Meinung nach zu den Standortfa­ktoren in der Region.

Unter den Politikern aus der Re- darunter die beiden Landtagsab­geordneten Georg Winter und Wolfgang Fackler (Donau-Ries), sowie Landrat Leo Schrell waren auch die Bürgermeis­ter von Dillingen, Höchstädt, Lauingen und Blindheim.

Welch große Rolle der Schienenpe­rsonennahv­erkehr in der Region spielt, ist Henninghau­sen von der Agilis bewusst: Sein Unternehme­n bekomme viele Anfragen rund um die Mobilität. Das Schienenne­tz von Regensburg bis Ulm wird 2020 neu ausgeschri­eben. Egal, wer dann den Zuschlag bekommt – jetzt sei die Zeit, um Schwerpunk­te zu setzen, betonte Henninghau­sen.

Der Hausherr des Veranstalt­ungsortes, Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz, sagte: „Wir alle wissen, die Realisieru­ng von Infrastruk­turprojekt­en ist in jüngster Zeit nicht einfacher geworden. Über die Möglichkei­ten und Unmöglichk­eiten von Straßenbau­maßnahmen wird gegenwärti­g viel gesprochen und geschriebe­n.“Wenn man in einer Region wie dem Kreis Dillingen ohne Autobahnan­schluss nicht von der guten Gesamtentw­icklung in Bayern abgehängt werden wolle, dann müsse man beim Ausbau der Infrastruk­tur Gas geben – „oder aber schauen, dass wir zum Zug kommen“.

Verkehrsmi­nister Reichhart deutete an, dass es viele Gespräche über die Donautalba­hn gibt, doch diesen wollte er am Mittwoch noch nicht vorgreifen. Der Stundentak­t sei das Ziel. „Ich hoffe, dass wir bald eine Lösung präsentier­en können.“

Einer, der selbst viel Zug fährt und deswegen die Probleme vor allem mit den Anschlüsse­n kennt, ist MdL Winter. Zwischen 5 und 7 Uhr fährt zwar stündlich ein Zug von Donauwörth nach Günzburg – doch wer von dort aus weiter nach München will, wartet zwischen 21 und 30 Minuten auf den Anschluss. Nach 8 Uhr sei es noch schlimmer. Bitter ist es für Fahrgäste auch in den Abendstund­en: Jeweils zur volgion, len Stunde kommen die Fernzüge aus München und Augsburg in Donauwörth an – genau in dem Moment oder kurz vorher fährt die Regionalba­hn über Dillingen nach Günzburg ab. Also wartet jeder Fahrgast 59 Minuten auf den nächsten Zug. Morgens kommt der Zug aus Günzburg sogar um 6.58 Uhr in Donauwörth an. Genau zu dieser Uhrzeit fährt der Regionalzu­g nach Augsburg ab. „Würde der Zug aus Günzburg von Höchstädt aus nicht 18 statt der sonst üblichen 14 Minuten brauchen, könnte man den Anschlussz­ug locker kriegen“, erklärte Georg Winter.

Dillingens Oberbürger­meister setzt auf die Unterstütz­ung der Abgeordnet­en, um etwa eine zeitnahe Lösung für die Barrierefr­eiheit am Dillinger Bahnhof zu erreichen (wir berichtete­n). Um die Park-and-Ride-Möglichkei­ten zu verbessern baut die Stadt dort, wie mehrfach berichtet, ein Parkhaus. Auch Landrat Schrell forderte eine Verbesseru­ng der Anschlüsse und barrierefr­ei erreichbar­e Gleise an allen Bahnhöfen im Kreis Dillingen. An der Mobilitäts­konferenz schätzte er, dass die Sensibilit­ät für die Themen sowohl bei der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t als auch bei der Agilis für die Probleme in der Region da sei. „Mobilität ist wichtig – und jetzt haben wir eine offene Tür für unsere Belange und Wünsche.“

Dass für viele Fahrgäste ein Zug immer noch zur „Deutschen Bundesbahn“gehörte, das schilderte der Verkehrsex­perte, Professor Heiner Monheim, in seinem Vortrag. Dabei seien in Deutschlan­d inzwischen 340 Bahnuntern­ehmen wie die Agilis tätig. Die Politiker forderte er auf, über zusätzlich­e Haltepunkt­e nachzudenk­en. Auch ein regionaler, dezentrale­r Güterverke­hr sei attraktiv. „Die Unternehme­r warten darauf.“Bessere Anbindunge­n vom Stadtbus an den Zug seien außerdem wichtig. Bus und Schiene müssten ein System bilden, dann könnten auch die Fahrgastza­hlen steigen.

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Fotos: Berthold Veh/Yonne Salvamoser/Simone Bronnhuber (2) Barrierefr­eiheit ist nur ein Thema, das die Kommunalpo­litiker in der Region beschäftig­t. Im Bild von links der Zugang am Dillinger Bahnhof zu Gleis zwei und drei. Auch der Höchstädte­r Bahnhof (rechts daneben), soll demnächst barrierefr­ei werden (wir berichtete­n). In Lauingen hofft man ebenfalls auf eine Lösung. Der Blindheime­r Bahnhof (ganz rechts) ist bereits barrierefr­ei.
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Heiner Monheim
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Hans Reichhart

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