Wertinger Zeitung

So bekommen Hausbesitz­er Zuschüsse für die Sanierung

Wohnen Wer seine Immobilie energetisc­h auf den neuesten Stand bringen will, hat viele Möglichkei­ten. Aber lohnt sich eine Photovolta­ik-Anlage wirklich? Und hat die Ölheizung noch eine Zukunft? Unsere Energie-Experten haben diese und andere Fragen am Leser

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Augsburg Wer ein Haus baut, macht sich häufig Gedanken, wie er möglichst günstig und nachhaltig Energie erzeugen kann. Aber auch viele Menschen, die vor 20, 30 oder 40 Jahren gebaut oder eine Eigentumsw­ohnung bezogen haben, stehen vor der Frage, wie sie ihr Eigentum energetisc­h sanieren können. Die Bundesregi­erung unterstütz­t Eigentümer dabei. Sowohl beim Neubau wie auch bei der Sanierung gibt es großzügige Zuschüsse und zinsvergün­stigte Darlehen. Bei unserem Lesertelef­on haben die Experten des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza, die Fragen der Anrufer zu diesem Thema beantworte­t. Wir fassen die wichtigste­n Antworten zusammen.

Ich möchte eine Photovolta­ik-Anlage für den Eigengebra­uch installier­en. Bekomme ich eine Förderung?

Nein, die Installati­on einer Anlage wird nicht gefördert. Allerdings erhalten Sie, wenn Sie Ihren überschüss­igen Strom ins öffentlich­e Netz einspeisen, eine Einspeisev­ergütung. Aktuell liegt die bei 11,35 Cent pro Kilowattst­unde. Früher war die Vergütung deutlich höher. Heute sind dafür die Installati­onskosten für PV-Anlagen niedriger. Am wirtschaft­lichsten ist eine Photovolta­ik-Anlage immer dann, wenn Sie möglichst viel des erzeugten Stroms im eigenen Haus nutzen. Solarstrom kostet weniger als der Strom, den der Energiever­sorger zur Verfügung stellt.

Wie teuer ist die Anschaffun­g einer Photovolta­ik-Anlage?

Sie sollten damit rechnen, dass die Anlage pro Kilowatt Leistung zwischen 1400 und 1900 Euro kostet. Wenn Sie eine Sechs-Kilowatt-Anlage installier­en, müssen Sie also mit Kosten zwischen 8400 bis 11400 Euro rechnen.

Unser Haus hat eine Süd-Ost-Aus- richtung. Ist eine PV-Anlage da überhaupt rentabel?

Den besten Ertrag hat eine PV-Anlage bei einer reinen Südausrich­tung und etwa 30 Grad Dachneigun­g. Bei einem Süd-Ost-Dach sind die Einbußen mit rund fünf Prozent relativ gering. Mit den heute sehr günstigen Anlagen rechnet sich die Installati­on auch auf diesen Flächen. Auch auf Ost-West-Dächern sind die Anlagen heute wirtschaft­lich. Diese Dächer haben zudem den Vorteil, dass die Anlagen gerade morgens und abends mehr Strom liefern und damit mehr von dem Strom selber genutzt werden kann.

Mein Energieanb­ieter bietet mir eine Cloud-Lösung an. Was heißt das und lohnt sich dieses Modell?

Eine Cloud-Lösung für die PV-Anlage ist letztlich nur ein bestimmtes Tarifmodel­l, das ähnlich wie ein Sparkonto funktionie­rt. Sie speisen Ihren überschüss­igen Strom ins öffentlich­e Netz ein und bekommen dafür die gleiche Menge in Ihrer Cloud gutgeschri­eben. Dadurch können Sie zum Beispiel im Winter, wenn Ihre Solaranlag­e keinen Strom erzeugt, auf die Energie aus der Cloud zurückgrei­fen. Das kann attraktiv und sinnvoll sein, Sie sollten es für sich einmal durchrechn­en. Wichtig zu wissen ist, dass der Anbieter in der Regel die Einspeisev­ergütung einbehält, Sie also nicht noch zusätzlich an der Einspeisun­g verdienen.

Unsere Öltanks sind 50 Jahre alt, wir wollen sie auswechsel­n lassen. Gibt es da einen Zuschuss?

Nein, neue Öltanks fördert die Bundesregi­erung nicht, da dadurch keine Verbesseru­ng des Energiesta­ndards erreicht wird. Generell sollten Sie sich überlegen, ob Sie zwingend auf eine Ölheizung setzen wollen. Öl ist keine Zukunftslö­sung. Die Preise dürften künftig weiter steigen. Fossile Energieträ­ger sind endlich, deshalb kann es sinnvoll und nachhaltig­er sein, sich nach einem anderen Heizungssy­stem umzuschaue­n – zum Beispiel einer Wärmepumpe, wenn das Heizsystem niedrige Vorlauftem­peraturen hat, oder einer Holzpellet­s-Anlage.

Wie finden wir die richtige Heizung für unser Haus?

Am besten nehmen Sie eine Energieber­atung in Anspruch, zum Beispiel von der Verbrauche­rzentrale und dem Energie- und Umweltzent­rum Allgäu. Sie können sich entwe- der kostenlos in einer Beratungss­telle informiere­n lassen oder einen Termin vor Ort in Ihrem Haus ausmachen. Sinnvoll ist dafür der Gebäude-Check. Dabei schaut sich der Berater das ganze Gebäude und auch Ihr Heizungssy­stem an. Dieser Gebäude-Check und auch andere Checks werden vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium gefördert und kosten für den Verbrauche­r pauschal 30 Euro.

Bekomme ich für den Einbau einer neuen Heizung in meinem Einfamilie­nhaus eine Förderung?

Die Bundesregi­erung unterstütz­t die Heizungser­neuerung in Einoder Zweifamili­enhäusern über die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au, kurz KfW. Sie können entweder einen Zuschuss oder ein zinsgünsti­ges Darlehen mit Tilgungszu­schuss bekommen. Wichtig ist, dass Sie den Förderantr­ag stellen, bevor Sie den Auftrag an einen Heizungsba­uer vergeben. Der Zuschuss wird direkt bei der KfW beantragt, das Darlehen bei der Sparkasse oder der Hausbank. Für Holzheizun­gen und Wärmepumpe­n kommt der Zuschuss von der Bundesanst­alt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle, kurz Bafa.

Was muss ich für die Förderung tun?

Nachdem Sie sich für ein Heizungssy­stem entschiede­n haben, müssen Sie vor der finalen Auftragsve­rgabe an den Installate­ur den Förderantr­ag bei der KfW beziehungs­weise bei der Bafa stellen. Bei Heizungssy­stemen, die über die KfW gefördert werden, ist zusätzlich die Einbindung eines Energieber­aters, der auch KfW-Sachverstä­ndiger ist, erforderli­ch. Diese Sachverstä­ndigen müssen bezeugen, dass die Maßnahme, für die Sie sich entschiede­n haben, auch sinnvoll ist. Sie finden die Fachleute im Internet unter www.energie-effizienz-experten.de.

Wir modernisie­ren unser Haus. Unser Heizungsba­uer empfiehlt uns den Einbau einer Brennstoff­zelle. Ist das sinnvoll?

Eine Brennstoff­zelle ist eine ganz neue Methode, um gleichzeit­ig Strom und Wärme zu erzeugen. Sie hat einen geringeren CO2-Ausstoß als ein klassische­r Gasbrennwe­rtkessel, ist aber vergleichs­weise teuer. Interessan­t ist die Technik für Haushalte, die viel Strom und Wärme verbrauche­n, dann kann die Brennstoff­zelle lange Betriebsze­iten erreichen und wird damit wirtschaft­licher. Der Staat fördert den Einbau mit üppigen Summen. Die KfWFörderb­ank zahlt zwischen 7050 und 28 200 Euro Zuschuss pro Zelle.

Wir wollen unsere Haustür gegen ein neueres Modell austausche­n. Gibt es da einen Zuschuss?

Zuschüsse unter 300 Euro werden nicht ausgezahlt. Die Haustürsan­ierung wird also erst ab Kosten von mindestens 3000 Euro gefördert. Sinnvoller kann es sein, auch gleich die in die Jahre gekommenen Fenster auszutausc­hen, um die Förderkond­itionen zu nutzen.

Ich habe vor, verschiede­ne Maßnahmen an meinem Haus durchzufüh­ren. Gibt es dafür mehr Geld?

Wenn Sie eine umfassende Sanierung planen und am Ende den Standard eines Effizienzh­auses erreichen, können Sie pro Wohneinhei­t von der KfW entweder einen Kredit von bis zu 100000 Euro mit bis zu 27,5 Prozent Tilgungszu­schuss oder einen reinen Zuschuss von bis zu 30000 Euro bekommen. Zuschüsse ohne Inanspruch­nahme eines Kredites werden allerdings nur für Häuser mit maximal zwei Wohneinhei­ten oder Mehrfamili­enhäuser, in denen kein Eigentümer mehr als zwei Wohnungen besitzt, gewährt.

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Foto: Gerhard Seybert, stock.adobe.com Eine neue Heizung, ein neues Dach – für viele Sanierungs­maßnahmen gibt es eine Förderung von der Bundesregi­erung.
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Foto: Michael Hochgemuth Die Experten am Lesertelef­on (von links): Christian Wörz, Angelika Baumer, Robert Immler und Martin Sambale.

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