Ein Maibaum für Meitingen
Faschingsscherz Ratschweiber aus Westendorf greifen dem Nachbarort unter die Arme. Dort nämlich fehlt der Baum
Meitingen/Westendorf Seit 36 Jahren richtet in Westendorf die Pfarrgemeinschaft St. Georg einen Pfarrfasching aus, bei dem auch die „Ratschweiber“ihren Auftritt haben. Diese nahmen heuer den Meitinger Bürgermeister Michael Higl ins Visier, der sich derzeit auf der Suche nach einem Maibaum für den Meitinger Rathausplatz befindet.
Genauer gesagt sucht Higl nach einem Verein oder einer Gemeinschaft, die den Maibaum aufstellt, weil der Verein für Kultur- und Brauchtumspflege nicht mehr mag. Hintergrund sind Ereignisse im vergangenen Frühjahr. Der Kulturund Brauchtumsverein hatte sich geweigert, einen gestohlenen Baum auszulösen. Begründung: Die Diebe – eine Gruppe junger Leute aus Erlingen – hätten den Baum, der in einer verschlossenen Halle lagerte, nicht „brauchtumsgerecht“gestohlen. Weil es keinen Baum gab, sagte der Verein kurzerhand die Maifeier ab. Dafür handelte sich Meitingen gleich vier Schandbäumchen ein, die auf dem Rathausplatz aufgestellt wurden (wir berichteten).
Diese Ereignisse griffen nun die Ratschweiber humorvoll auf. So präsentierte die Gruppe mit Maria Wiedemann, Inge Ihle und Georgia Kapfer, die in Ernst Brödje männliche Verstärkung bekam, bei ihrem Auftritt am Pfarrfasching eine neuartige Züchtung aus den Kühlenthaler Wäldern, halb Christ-, halb Maibaum. „Einmal eingepflanzt, kann dieser praktische Baum je nach Jahreszeit geschmückt werden und erspart somit auch den alljährlichen Auf- oder Abbau eines Maibaums“, sagte Georgia Kapfer. In diesen Tagen lieferten die Ratschweiber nun ihre „närrische“Spende im Meitinger Rathaus ab, wo sie von Bürgermeister Michael Higl empfangen wurden. „Eine Seite Christ-, die andere Seite Maibaum: Wenn man das Tannengewächs hegt, pflegt und ordentlich gießt, kann es durchaus ein Dauerbrenner werden“, lachte Maria Wiedemann.
Rathauschef Higl jedenfalls versicherte, er werde für das Geschenk Verwendung haben. „Es sei immer gut, wenn man einen Baum als Reserve hat. Ich werde ihn zu den örtlichen Maiveranstaltungen mitnehmen, falls wieder einmal ein Maibaum abhandenkommen sollte“, scherzte der Rathauschef. Eine symbolische Spende für den Baum, Sekt und Krapfen begleiteten die Übergabe.