Spagat zwischen Spaß und Straftat
Gaudiwurm Tausende Menschen feiern am Sonntag einen gigantischen Faschingsumzug in Höchstädt. Das bleibt nicht ganz ohne Folgen. Die Bilanz von Veranstalter und Polizei
Höchstädt Bernhard Veh bringt es auf den Punkt: „Wenn ich jetzt nicht zufrieden bin, dann weiß ich auch nicht. Mehr geht nicht.“Der Präsident der Höchstädter Schlossfinken hat allen Grund zur Freude. Der Faschingsumzug am Sonntag war ein Höhepunkt in der diesjährigen Saison. Bei bestem Wetter und Frühlingstemperaturen tanzten, sangen und feierten weit mehr als 10 000 Menschen in den Straßen der Donaustadt. Und zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte waren knapp hundert Umzugsteilnehmer dabei und schlängelten sich durch Höchstädts Innenstadt. Am Marktplatz wurden die Wagen und Fußgruppen von Veh begrüßt – auch zum ersten Mal. „Sonst war ich immer irgendwo im Einsatz und dieses Jahr habe ich tatsächlich mal einen Umzug gesehen. Und der war einfach toll“, sagt der Präsident. Gemeinsam mit rund zehn anderen Mitgliedern ist er am Montag noch den ganzen Tag mit Aufräumen beschäftigt. „Wir dürfen und wollen wirklich nicht jammern, es war rundum schön.“
Das gelte auch für die Umzugsteilnehmer. Laut Bernhard Veh hätten sich alle weitgehend an die vorgeschriebenen Regeln gehalten, alles habe reibungslos funktioniert. „Im Großen und Ganzen hat alles geklappt, aber natürlich kann man nicht alles ausschließen. Einzelfälle gibt es immer. Da hilft auch das beste Sicherheitskonzept nicht“, so Veh. Nicht nur einmal setzen sich Veranstalter im Vorfeld des Umzuges mit allen Beteiligten und Verantwortlichen zusammen, um den Gaudiwurm so sicher wie möglich zu gestalten. Auch im Nachgang wird alles gemeinsam besprochen. „Ich möchte mich herzlich bei allen Einsatzkräften bedanken. Ohne sie geht es nicht“, sagt Bernhard Veh. Und Polizei, Rotes Kreuz und Co. waren am Sonntag gut beschäftigt.
Schon vor Beginn ist ein 26-jähriger Umzugsteilnehmer während der Aufstellung von einem Anhänger gestürzt. Er wurde mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gefahren, kurze Zeit später aber wieder entlassen. Ob die Person alkoholisiert war, konnte die Polizei am Montag nicht bestätigen. Im nächsten Fall spielte Alkohol aber definitiv eine Rolle. Gegen 19.45 Uhr ist ein 22-Jähriger von einer Dillinger Polizeistreife ertappt worden, als er mit einem Leitpfosten in der Hand durch den Stadtteil Deisenhofen gelaufen ist. Als er die Polizisten bemerkte, versuchte der 22-Jährige, den Leitpfosten auf einer Gartenmauer abzulegen. Wie sich herausstellte, riss der mit deutlich über zwei Promille erheblich alkoholisierte 22-Jährige den Begrenzungspfahl aus seiner Halterung bei der Kreisstraße 15 zwischen Höchstädt und Deisenhofen heraus und nahm diesen mit.
Ein Schaden von rund 130 Euro geht auf das Konto eines unbekannten Faschingsnarren, der einem 55-jährigen Besucher am Marktplatz während des Umzuges das Handy aus der Hand riss. Das Smartphone des 55-Jährigen fiel auf den Boden, wodurch das Display zersprang. Der verkleidete Täter war mit einer Fußgruppe unterwegs und lief nach seiner Tat weiter, ohne sich um den Schaden zu kümmern, so die Polizei.
Zeugen sucht die Polizei auch im folgenden Fall: Ein unbekannter Mann soll gegen 15.40 Uhr eine 22-jährige Frau während des Gaudiwurms im Bereich der Donauwörther Straße an der Hand genommen, und vom Umzug weggeführt haben. Laut Polizeibericht drückte der Unbekannte die Frau dann an die Wand eines Verbrauchermarktes und soll versucht haben, ihr in den Schritt zu fassen. Die 22-Jährige konnte sich losreißen und zurück zur Umzugsstrecke laufen. Den Mann beschrieb die 22-Jährige wie folgt: 175 Zentimeter groß, dunkle Haare, bekleidet mit schwarzem Pullover mit der weißen Aufschrift „SWAT“. Er trug eine Pilotenbrille, steht es im Polizeibericht.
Zu einem tätlichen Angriff eines 25-Jährigen auf einen 20-jährigen Teilnehmer einer Umzugsgruppe ist es gegen 18.15 Uhr gekommen. Der 20-Jährige war mit seiner Truppe in einem Bus gesessen, um den Heimweg anzutreten, als der 25-Jährige ebenfalls einsteigen und mitfahren wollte. Dem jungen Mann wurde mehrfach mitgeteilt, dass er nicht mit dem Bus mitfahren dürfe, daraufhin zog dieser den 20-Jährigen aus dem Bus und stieß ihn gegen ein Bushaltestellenschild. Der 20-Jährige war kurzzeitig bewusstlos und musste von Rettungssanitätern behandelt werden. Der 25-jährige Täter versuchte, nach der Attacke in der Masse der Umzugsbesucher unterzutauchen, konnte aber von den Einsatzkräften gestellt werden. Er war mit fast 1,5 Promille deutlich alkoholisiert und wurde wegen Körperverletzung angezeigt, teilt die Polizeiinspektion am Montag mit.
Weil ein 19-Jähriger mit einer Spielzeugpistole Plastikkugeln auf umstehende Personen abgeschossen hatte, wurde er von Beamten der Bundespolizei aufgefordert, seine Handlungen einzustellen und die Pistole wegzustecken. Statt den Weisungen nachzukommen, fing der 19-Jährige mit seiner Freundin Streit an und schlug ihr mehrfach gegen die Brust. Die Polizisten gingen dazwischen, daraufhin griff der 19-Jährige die Beamten an. Er wurde wegen Widerstands gegen Polizeivollzugsbeamte, Körperverletzung und wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz – die Spielzeugpistole sah verblüffend echt aus – angezeigt.
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Die Polizei Dillingen bittet bei allen Fällen um Zeugenhinweise unter Telefon 09071/560.
Alkohol war im Spiel
» Viele Bilder vom Umzug gibt es unter www.donau-zeitung.de