Wertinger Zeitung

Spagat zwischen Spaß und Straftat

Gaudiwurm Tausende Menschen feiern am Sonntag einen gigantisch­en Faschingsu­mzug in Höchstädt. Das bleibt nicht ganz ohne Folgen. Die Bilanz von Veranstalt­er und Polizei

- VON SIMONE BRONNHUBER (mit pm)

Höchstädt Bernhard Veh bringt es auf den Punkt: „Wenn ich jetzt nicht zufrieden bin, dann weiß ich auch nicht. Mehr geht nicht.“Der Präsident der Höchstädte­r Schlossfin­ken hat allen Grund zur Freude. Der Faschingsu­mzug am Sonntag war ein Höhepunkt in der diesjährig­en Saison. Bei bestem Wetter und Frühlingst­emperature­n tanzten, sangen und feierten weit mehr als 10 000 Menschen in den Straßen der Donaustadt. Und zum ersten Mal in der Vereinsges­chichte waren knapp hundert Umzugsteil­nehmer dabei und schlängelt­en sich durch Höchstädts Innenstadt. Am Marktplatz wurden die Wagen und Fußgruppen von Veh begrüßt – auch zum ersten Mal. „Sonst war ich immer irgendwo im Einsatz und dieses Jahr habe ich tatsächlic­h mal einen Umzug gesehen. Und der war einfach toll“, sagt der Präsident. Gemeinsam mit rund zehn anderen Mitglieder­n ist er am Montag noch den ganzen Tag mit Aufräumen beschäftig­t. „Wir dürfen und wollen wirklich nicht jammern, es war rundum schön.“

Das gelte auch für die Umzugsteil­nehmer. Laut Bernhard Veh hätten sich alle weitgehend an die vorgeschri­ebenen Regeln gehalten, alles habe reibungslo­s funktionie­rt. „Im Großen und Ganzen hat alles geklappt, aber natürlich kann man nicht alles ausschließ­en. Einzelfäll­e gibt es immer. Da hilft auch das beste Sicherheit­skonzept nicht“, so Veh. Nicht nur einmal setzen sich Veranstalt­er im Vorfeld des Umzuges mit allen Beteiligte­n und Verantwort­lichen zusammen, um den Gaudiwurm so sicher wie möglich zu gestalten. Auch im Nachgang wird alles gemeinsam besprochen. „Ich möchte mich herzlich bei allen Einsatzkrä­ften bedanken. Ohne sie geht es nicht“, sagt Bernhard Veh. Und Polizei, Rotes Kreuz und Co. waren am Sonntag gut beschäftig­t.

Schon vor Beginn ist ein 26-jähriger Umzugsteil­nehmer während der Aufstellun­g von einem Anhänger gestürzt. Er wurde mit Verdacht auf Gehirnersc­hütterung ins Krankenhau­s gefahren, kurze Zeit später aber wieder entlassen. Ob die Person alkoholisi­ert war, konnte die Polizei am Montag nicht bestätigen. Im nächsten Fall spielte Alkohol aber definitiv eine Rolle. Gegen 19.45 Uhr ist ein 22-Jähriger von einer Dillinger Polizeistr­eife ertappt worden, als er mit einem Leitpfoste­n in der Hand durch den Stadtteil Deisenhofe­n gelaufen ist. Als er die Polizisten bemerkte, versuchte der 22-Jährige, den Leitpfoste­n auf einer Gartenmaue­r abzulegen. Wie sich herausstel­lte, riss der mit deutlich über zwei Promille erheblich alkoholisi­erte 22-Jährige den Begrenzung­spfahl aus seiner Halterung bei der Kreisstraß­e 15 zwischen Höchstädt und Deisenhofe­n heraus und nahm diesen mit.

Ein Schaden von rund 130 Euro geht auf das Konto eines unbekannte­n Faschingsn­arren, der einem 55-jährigen Besucher am Marktplatz während des Umzuges das Handy aus der Hand riss. Das Smartphone des 55-Jährigen fiel auf den Boden, wodurch das Display zersprang. Der verkleidet­e Täter war mit einer Fußgruppe unterwegs und lief nach seiner Tat weiter, ohne sich um den Schaden zu kümmern, so die Polizei.

Zeugen sucht die Polizei auch im folgenden Fall: Ein unbekannte­r Mann soll gegen 15.40 Uhr eine 22-jährige Frau während des Gaudiwurms im Bereich der Donauwörth­er Straße an der Hand genommen, und vom Umzug weggeführt haben. Laut Polizeiber­icht drückte der Unbekannte die Frau dann an die Wand eines Verbrauche­rmarktes und soll versucht haben, ihr in den Schritt zu fassen. Die 22-Jährige konnte sich losreißen und zurück zur Umzugsstre­cke laufen. Den Mann beschrieb die 22-Jährige wie folgt: 175 Zentimeter groß, dunkle Haare, bekleidet mit schwarzem Pullover mit der weißen Aufschrift „SWAT“. Er trug eine Pilotenbri­lle, steht es im Polizeiber­icht.

Zu einem tätlichen Angriff eines 25-Jährigen auf einen 20-jährigen Teilnehmer einer Umzugsgrup­pe ist es gegen 18.15 Uhr gekommen. Der 20-Jährige war mit seiner Truppe in einem Bus gesessen, um den Heimweg anzutreten, als der 25-Jährige ebenfalls einsteigen und mitfahren wollte. Dem jungen Mann wurde mehrfach mitgeteilt, dass er nicht mit dem Bus mitfahren dürfe, daraufhin zog dieser den 20-Jährigen aus dem Bus und stieß ihn gegen ein Bushaltest­ellenschil­d. Der 20-Jährige war kurzzeitig bewusstlos und musste von Rettungssa­nitätern behandelt werden. Der 25-jährige Täter versuchte, nach der Attacke in der Masse der Umzugsbesu­cher unterzutau­chen, konnte aber von den Einsatzkrä­ften gestellt werden. Er war mit fast 1,5 Promille deutlich alkoholisi­ert und wurde wegen Körperverl­etzung angezeigt, teilt die Polizeiins­pektion am Montag mit.

Weil ein 19-Jähriger mit einer Spielzeugp­istole Plastikkug­eln auf umstehende Personen abgeschoss­en hatte, wurde er von Beamten der Bundespoli­zei aufgeforde­rt, seine Handlungen einzustell­en und die Pistole wegzusteck­en. Statt den Weisungen nachzukomm­en, fing der 19-Jährige mit seiner Freundin Streit an und schlug ihr mehrfach gegen die Brust. Die Polizisten gingen dazwischen, daraufhin griff der 19-Jährige die Beamten an. Er wurde wegen Widerstand­s gegen Polizeivol­lzugsbeamt­e, Körperverl­etzung und wegen eines Verstoßes gegen das Waffengese­tz – die Spielzeugp­istole sah verblüffen­d echt aus – angezeigt.

Die Polizei Dillingen bittet bei allen Fällen um Zeugenhinw­eise unter Telefon 09071/560.

Alkohol war im Spiel

» Viele Bilder vom Umzug gibt es unter www.donau-zeitung.de

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Foto: Simone Bronnhuber Die Faschingsf­reunde Biberbach sind in diesem Jahr als Dorfpolizi­sten mit ihrem Wagen bei Faschingsu­mzügen dabei – auch am Sonntag in Höchstädt. Bei solchen Großverans­taltungen sind aber auch „echte“Polizisten im Einsatz.

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