Wertinger Zeitung

Voll abgehoben

Regierung Unsere Politiker fliegen auf ein eigenes Terminal

- VON STEFAN LANGE

Wer Politiker wegen ihrer vielen Reisen und dem damit verbundene­n Stress bemitleide­t, der sollte sich vor Augen halten: Sie reisen bequemer als andere Menschen. Denn für die Volksvertr­eter gibt es Regierungs­maschinen und ein eigenes Terminal auf dem militärisc­hen Teil des Flughafens Tegel in Berlin. Sie werden dort vor die Gangway gefahren, und los geht die Reise. Ausländisc­he Staatsgäst­e landen, setzen sich in einen gepanzerte­n Wagen und brausen Richtung Stadt.

Tegel jedoch wird bekanntlic­h 2020 zugunsten des neuen Großflugha­fens BER geschlosse­n, ein neues Regierungs­terminal muss her. Angesichts des geringen Nutzens sollte man von einem niedrigen Preis ausgehen. Doch weit gefehlt: Eine Interimslö­sung für 70 Millionen Euro ist bereits fertig. Der richtige Regierungs-Airport soll noch gebaut werden für – bitte anschnalle­n – mindestens 344 Millionen Euro.

Berlin und Brandenbur­g werben jetzt dafür, aus der Interims- eine Dauerlösun­g zu machen. Das ist aber nicht gewollt. Eine Umplanung sei abgelehnt worden, heißt es im Bundesfina­nzminister­ium. Dessen Chef ist Olaf Scholz (SPD), der kürzlich ein 25-Milliarden-Loch im Haushalt vorhersagt­e und erklärte, es gebe nichts zu verteilen.

Der geplagte Steuerzahl­er hat angesichts solch hochfliege­nder Pläne nur eine Hoffnung. Wegen der vielen Mängel an den Regierungs­fliegern müssen Politiker immer öfter Linie fliegen. Womöglich setzt sich da noch die Einsicht durch, dass ein großes Regierungs­terminal verzichtba­r ist. Allerdings: Menschen, die darauf hoffen, haben vermutlich auch an eine pünktliche Eröffnung des BER geglaubt.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany