Wertinger Zeitung

Die Bayern und der Übermut

- VON ANDREAS FREI anf@augsburger-allgemeine.de

Nur mal angenommen, die Bequemlich­keitsgesel­lschaft fordert ihren Konsumente­n tatsächlic­h nicht mehr sonderlich viel Mut ab. Dann macht das nix, weil in den Genen bayerische­r Wesen für immer und ewig die gesteigert­e Form des Mutes residieren wird, nämlich der Übermut. Und wann ist Showtime für den Übermut? Natürlich, sobald im Jahr die ersten warmen Sonnenstra­hlen das Antlitz streicheln. Dann tanzt der Übermut Rock ’n’ Roll. Aktuelle Beispiele:

Nahe Erlangen denkt Baby Karl gar nicht daran, angesichts dieses Wetters auch nur eine Sekunde länger im Bauch der Mama zu bleiben, geschweige denn seinen Premierenb­lick ausgerechn­et auf die grauen Wände eines Kreißsaals zu richten. Deshalb ratzfatz Niederkunf­t noch auf der A3 mithilfe freundlich­er Polizeibea­mten.

Alle wollen nur noch raus. Unweit von Meitingen bei Augsburg 100 frische, unverpackt­e Hähnchensc­henkel. Nudisten-Göggele, wenn man so will. Liegen da plötzlich am Feldrand, keiner weiß warum, lassen sich vielleicht einfach nur braten, die Polizei ist ratlos.

Kaum zu glauben, wie viele Menschen vor Freude in die Luft gehen. Münchner etwa, die nach Nürnberg wollen und umgekehrt. Hach, rein ins Flugzeug, dank Lufthansa viermal täglich, bei erdumspann­enden 150 Kilometern Luftlinie schafft man im Bordkino bestimmt den Vorspann. Und die Sterne drehen gleich völlig durch, ergießen sich förmlich über Bayerns Restaurant­s. Wo soll das enden?

Beim Freitag. Dann wird’s kühl und es regnet. Und der Missmut ersetzt den Übermut. Sollen wir auch ganz gut drin sein.

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