Das Ende der eingeschweißten Gurke
Plastikgipfel So will Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) Verpackungsmüll reduzieren
Berlin Wie lässt sich die steigende Flut an Plastikmüll eindämmen? Darüber hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch beim ersten „Verpackungsgipfel“in Berlin mit Handelsketten, Lebensmittelherstellern und Umweltschutzverbänden beraten. Anschließend kündigte Schulze bis zum Herbst „konkrete Vereinbarungen“an. Einige Maßnahmen zur Müllreduzierung deuten sich schon jetzt an oder sind bereits auf dem Weg. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Mehr unverpacktes Obst und Gemüse – wie lässt sich das erreichen?
Für Svenja Schulze ist die in Plastikfolie eingeschweißte Gurke das Paradebeispiel für die Produktion überflüssigen Plastikmülls. Supermärkte sollen künftig deutlich mehr Obst und Gemüse unverpackt anbieten, fordert die Ministerin von den Handelsketten. Setzt sie sich durch, können Kunden künftig mehr Äpfel, Salat und Kartoffeln in wiederverwendbaren Netzen oder Beuteln nach Hause tragen. Der Handel prüft zudem, ob sich Plas- tik-Etiketten abschaffen lassen, indem Obst und Gemüse per Laserstrahl beschriftet werden.
Was ist mit Käse oder Wurst?
Dass Käse, Wurst und andere Lebensmittel an der Frischetheke direkt in die mitgebrachte Mehrwegbox gepackt werden, ist bislang die Ausnahme. Künftig soll das überall möglich sein. Mehr Mehrwegflaschen und Nachfüllbeutel für Spüloder Waschmittel sollen zusätzlich Verpackungsmüll reduzieren.
Wann kommt das Aus für Plastikstrohhalm und Styroporbecher?
Klar ist bereits jetzt, dass Deutschland EU-Recht umsetzen muss, wonach voraussichtlich ab Mitte 2021 zahlreiche Produkte aus Kunststoff verboten sind. Dazu zählen Einweggeschirr und -besteck, Trinkhalme, Wattestäbchen, Cocktail-Rührstäbchen und Luftballonstäbe. Auch Kaffeebecher, Menüschalen oder Hamburgerschachteln aus expandiertem Polystrol, besser bekannt unter dem Handelsnamen Styropor, sind dann nicht mehr erlaubt. Umweltministerin Schulze setzt aber darauf, dass die Handelsketten das Verbot freiwillig bereits früher um- setzen. Im Herbst, so Schulze, solle eine entsprechende Vereinbarung getroffen werden. Für ihre Eigenmarken hätten die Beteiligten das bereits zugesagt.
Unterstützt der Handel die Pläne der Umweltministerin?
Angekündigt hat er es zumindest. Der Handelsverband Deutschland teilt nach eigenen Angaben das Ziel von weniger Plastikverpackungen. Allerdings warnte der Verband vor zu hohen Erwartungen und verwies auf die Mitverantwortung von Lebensmittelindustrie und Recyclingwirtschaft. Nach Angaben der Handelskette Edeka bestehen 75 Prozent der Waren im Sortiment aus Markenartikeln, die mitsamt der Verpackung geliefert werden. Anders als bei den Eigenmarken habe der Handel also keinen direkten Einfluss auf Art und Größe der Verpackung. Im Handel gebe es bereits erfolgreiche Beispiele für Müllvermeidung. So habe die Entscheidung, EinwegPlastiktüten nicht mehr kostenlos anzubieten, deren Verbrauch in den vergangenen beiden Jahren halbiert.
Welche Rolle spielen die Produzenten von Verpackungen?
Die Kunststoff verpackung s industrie begrüßte den Dialog mit der Umweltministerin. Es müsse aber grundsätzlich gelten: So wenig Verpackung wie möglich, aber so viel wie nötig, damit die Ware ausreichend geschützt ist. Was zähle, sei die Ökobilanz. Und die sei zum Beispiel bei einem Plastikbeutel meist besser als bei einer Papiertüte.
Die meisten Waren werden bereits verpackt geliefert
Wie lässt sich die Recyclingquote verbessern?
Bei Glas und Metall funktioniert die Wiederverwertung in Deutschland ziemlich gut, die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen dagegen lag bislang bei nur 36 Prozent. Bis 2022 soll sie auf 63 Prozent steigen. Anfang des Jahres ist das neue Verpackungsgesetz in Kraft getreten. Es sieht vor, dass sich die Lizenzgebühren, die Hersteller an die dualen Systeme zahlen müssen, stärker als zuvor an ökologischen Kriterien orientieren. Wer Verpackungen verwendet, die gut recycelbar oder bereits recycelt sind, zahlt weniger.