Geld fürs Nichtstun?
Das aktuelle Thema Alle vier Wochen verlost der Verein „Mein Grundeinkommen“Geld: 13 Menschen bekommen ein Jahr lang 1000 Euro im Monat – ohne Gegenleistung. Hat das Modell Zukunft?
Die Frage bei diesem Thema ist doch die: Würde ich diesen Text etwa nicht fertigschreiben, nur weil ein Teil meines Lebensunterhalts vom Staat käme? Stattdessen gar auf die Automatischer-Fülltext-Taste drücken?
Dies ist fortlaufender Text, der über eine Makrotaste eingegeben wurde. Er braucht somit nicht gelesen zu werden. Dies ist fortlaufender Text... Nein, natürlich nicht. Denn der Mensch braucht sinnhafte Tätigkeiten, und wenn er Glück hat, gehört die Arbeit sogar dazu. Aber es macht selbstredend auch noch anderes Sinn als Arbeit: Zum Beispiel mehr Zeit mit seinen Eltern und/oder Kindern zu verbringen. Das Haus renovieren. Den Garten. Sich ehrenamtlich engagieren. Tüfteln. Ein Buch schreiben. Eine Erfindung machen oder sich gar nebenher selbstständig... Der Möglichkeiten sind jedenfalls viele, alleine: Die Zeit ist knapp. Man sollte jedenfalls nicht die Produktivkräfte unterschätzen, die in einem – in diesem Fall staatlich subventionierten – Mehr an persönlich verfügbarer Zeit stecken. Und das gilt im Übrigen auch für Arbeitgeber: In Neuseeland etwa stellte ein Unternehmen auf vier Tage um. Und siehe: die Angestellten waren sogar motivierter und produktiver als zuvor, zufriedener allemal. Aber auch das ist nur ein Aspekt, denn irgendwann wird im Zuge von Automatisierung und Digitalisierung die Arbeit weniger, die Erwerbsbiografie noch löchriger als heute schon. Was dann? Zu den bislang über 150 verschiedenen Sozialleistungen, die in 38 Behörden verwaltet werden, einfach noch ein paar draufsatteln? Oder das System doch besser radikal vereinfachen – mit einem eben ohne zigfache Anträge und Bedarfsprüfungen beschwerten Grundeinkommen, das ein Existenzminimum sichert? Es gibt immer mehr Ökonomen, die aus diesem Grund dafür plädieren. Und das ganze Geld, wo soll das herkommen? Auch dafür gibt es bereits Modelle. Und bevor jetzt der erste aufschreit, dass er doch nicht das Faulenzen der anderen finanziere: Eine Erhöhung der Lohnsteuer gehört nicht dazu, wird doch Arbeit, obwohl sie uns angeblich so heilig ist, ohnehin schon zu stark belastet, in jeder Hinsicht. Dabei sollte doch genau das Gegenteil der Fall sein.
Natürlich klingt das erst einmal gut: 1000 Euro im Monat für jeden, bedingungslos, zur freien Verwendung. Würde jemand dieses Angebot ablehnen? Wohl kaum. Immerhin können die meisten Menschen mehr Geld gebrauchen. Das mag der Grund sein, warum die Idee eines Grundeinkommens aktuell so begeistert diskutiert wird. In Deutschland ist es Götz Werner, der Gründer der Drogerie dm, der quer durch das Land reist, von Talkshow zu Talkshow, um für das Konzept zu werben. In Skandinavien ist man sogar einen Schritt weiter: 2000 Arbeitslose bekamen in Finnland rund zwei Jahre lang ein Grundeinkommen, gerade ging das große Experiment zu Ende. Eines der Ergebnisse: Die Teilnehmer waren selbstbewusster, zufriedener, kurzum: glücklicher.
Und ist das nicht die Aufgabe eines Staates: seine Bürger glücklich zu machen? Ja, auch. Aber das Grundeinkommen ist der falsche Weg. Denn eine Regierung, die ihren Einwohnern Geld ohne Gegenleistung zahlt, ist nicht sozial. Im Gegenteil: Ein Sozialstaat zeichnet sich dadurch aus, dass er für seine Bürger ein Netz strickt, das sie auffängt und absichert, wenn es notwendig wird – mit Arbeitslosenhilfe, Bafög oder der Rente. Dieses soziale Netz kostet viel Geld. Woher aber soll dieses Geld noch kommen, wenn die Regierung jedem ein Grundeinkommen zahlt – unabhängig davon, ob der einzelne Mensch es wirklich braucht oder nicht? Deutschland hat in diesem Jahr zwar den größten Steuerüberschuss seiner Geschichte eingefahren – beide Sicherungssysteme könnte sich das Land dennoch nicht leisten, schon gar nicht, wenn es der deutschen Wirtschaft irgendwann wieder schlechter gehen sollte. Der Preis für ein Grundeinkommen wäre also dramatisch hoch. Der Sozialstaat würde ausgehöhlt, Leistungen nach und nach abgebaut. Die Konsequenz: Jeder wäre für sich selbst verantwortlich – auch dann, wenn er plötzlich in Not gerät. Statt eines Sicherheitsnetzes, das der Staat für ihn aufspannt, hat der Einzelne nur seine eigene Absicherung. Würde jemand dieses Angebot ablehnen? Vermutlich schon.