Der vielfach große André Previn
Nachruf Jazz, Hollywood, Klassik: Der Ausnahmemusiker wurde 89
New York Vier Oscars, zehn Grammys, unzählige verkaufte Alben und fünf gescheiterte Ehen: Das Leben des Ausnahmemusikers André Previn verlief turbulent und zumindest beruflich höchst erfolgreich. Nach einer jahrzehntelangen Karriere im Rampenlicht hatte sich der Pianist, Komponist und Dirigent zuletzt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Am Donnerstag starb Previn mit 89 Jahren zu Hause in New York.
Geboren wurde Previn 1929 als Andreas Ludwig Priwin in Berlin, aber schon bald nach seiner Geburt musste er mit seiner jüdischen Familie vor den Nazis flüchten. Schon mit 15 gab er ein Jazzkonzert in der Philharmonie von Los Angeles und zählte bald zu den hochkarätigen Jazzern der US-Szene. Regelmäßig stand er mit Größen wie Benny Goodman, Dizzy Gillespie, Benny Carter oder Billie Holiday auf der Bühne. Die erste Filmmusik schrieb er für eine Folge der Serie „Lassie“. Für die Filmmusik zu „Gigi“, „My Fair Lady“, „Porgy and Bess“sowie „Irma la Douce“heimste er Oscars ein – und wandte sich dann schlagartig von Hollywood ab und der klassischen Musik zu. Er lernte das Dirigieren, übernahm 1967 das Houston Symphony Orchestra und wurde nach nur drei Jahren als Nachfolger von Claudio Abbado als Chefdirigent und Musikdirektor an die Spitze des London Symphony Orchestra berufen. Es folgten Kooperationen mit so gut wie allen großen Orchestern der Welt. Zudem galt er als einer der weltweit wichtigsten zeitgenössischen Komponisten. Neben seinen Grammys wurde er 2011 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und damit einem der höchsten deutschen Orden ausgezeichnet.
Privat erlebte der leidenschaftliche Kunstsammler währenddessen mehr Tiefen als Höhen. Beruflich bereue er nichts in seinem Leben, sagte Previn einmal. „Privat ja. Ich habe einige ziemlich schlechte Entscheidungen in meinem Privatleben getroffen.“Fünf Ehen scheiterten, neun Kinder und Adoptivkinder blieben aus den Verbindungen.
Von 1970 bis 1979 war Previn mit der Hollywood-Schauspielerin Mia Farrow verheiratet. Die gemeinsame Adoptivtochter Soon-Yi ist inzwischen Ehefrau von Filmemacher Woody Allen, nachdem zuvor Farrow selbst mit dem Regisseur zusammen war. Farrow und Previn blieben allerdings „beste Freunde“, wie er immer wieder betonte. Auch mit der 34 Jahre jüngeren Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter, mit der Previn von 2002 bis 2006 verheiratet war, blieb er auch nach dem Scheitern der Ehe befreundet.
Christina Horsten, dpa