Wertinger Zeitung

Die Sau ist (bald) tot

Brandenbur­g will mit Pfeil und Bogen auf Wildschwei­ne schießen

- VON STEFAN LANGE

Brandenbur­g ist heute ungefähr das, was früher der Wilde Westen für die USA gewesen ist. Ganze Landstrich­e sind wenig oder gar nicht bevölkert, die Menschen begegnen Fremden mit Misstrauen. Und jetzt packen sie sogar Pfeil und Bogen aus, um auf die Jagd zu gehen. Im Visier steht das sich gefährlich schnell ausbreiten­de Wildschwei­n.

Die brandenbur­gische Gemeinde Stahnsdorf hat Medienberi­chten zufolge beantragt, die Borstentie­re „auf traditione­lle Art“erlegen zu dürfen. Meint in diesem Fall Pfeil und Bogen, mit der Keule oder dem Steinmesse­r wollen die Stahnsdorf­er nun doch nicht in der Öffentlich­keit gesehen werden. Der Hintergrun­d: Mit der Flinte lässt sich schlecht in bewohnten Gebieten herumballe­rn. Statt des Schweins könnte der Nachbar sterben. Und andere Mittel – etwa die Antibabypi­lle für Wildschwei­ne (könnte in den menschlich­en Körper gelangen und dort weiterwirk­en) oder die Vergrämung (stinkt zu doll) – haben der Gemeinde zufolge versagt.

Angesichts der heute verfügbare­n, für die Jagd konzipiert­en Compoundbö­gen stellt sich allerdings die Frage, ob der Schuss nicht nach hinten losgeht. Denn diese Hightech-Geräte haben eine gewaltige Durchschla­gskraft und sind gefährlich für Mensch und Schwein.

Damit nicht genug. Unbestätig­ten Gedankensp­ielen zufolge sind zur Ankurbelun­g der TourismusI­ndustrie Wildschwei­n-Safaris geplant. Betuchte Amerikaner brettern mit 300 Pferdestär­ken ohne Tempolimit nach Brandenbur­g, jagen Wildschwei­ne mit Pfeil und Bogen und verspeisen sie am Lagerfeuer. Wie im Wilden Westen eben.

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Foto: Eric Isselée

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