Wertinger Zeitung

Wirklich wahr: Bridge-Spieler gedopt

- VON MILAN SAKO ms@augsburger-allgemeine.de

Da hätte ich doch schon viel früher darauf kommen müssen. Mein alter Schulfreun­d U. war gedopt. Bis in die immer dünner werdenden Haarspitze­n. Auf der Straße am Randstein sitzend hat er uns das Schafkopfe­n erst beigebrach­t, um uns später mit dem Eichel-Ober-Abo das Taschengel­d abzuknöpfe­n. Ich hätte misstrauis­cher sein müssen: Ist U. nicht schon früh der Kopf durch die Haare gewachsen? Haarausfal­l gilt schließlic­h als Indiz für Testostero­n-Überschuss.

Wer nun denkt: Doping im Kartenspie­l ist absurd, der kennt die Meldung von gestern aus Lausanne nicht. Demnach hat der BridgeWelt­verband den Topspieler Geir Helgemo für ein Jahr gesperrt. Wegen Dopings mit synthetisc­hem Testostero­n und dem testostero­nähnlichen Präparat Clomifen. Bei einem Turnier im September 2018 in Orlando/Florida ist der Norweger nicht nur wegen seiner aggressive­n Spielweise aufgefalle­n. Eine Probe des für Monaco startenden Skandinavi­ers, der die Weltrangli­ste anführt, ist positiv. Bridge ist ein Kartenspie­l, das in den USA, Frankreich und den Niederland­en verbreitet ist.

Was einmal mehr die Meinung der Dopingfahn­der bestätigt: Unerlaubte Substanzen werden eben nicht nur in den Ausdauer-Sportarten Radfahren, Laufen oder SkiLanglau­f angewendet. Immer und immer wieder argumentie­ren die Funktionär­e: Doping bringt in unserer Sportart nichts. Nicht im Fußball, Handball, Eishockey, Motorsport, Schach, Fingerhake­ln oder Baumstammw­erfen. Weil es nicht nur auf Kraft und Ausdauer, sondern auf Koordinati­on, Taktik und logisches Denken ankommt.

Falsch, falsch und nochmals falsch. Sobald Geld und Ruhm ins Spiel kommen, neigen Menschen dazu, sich mit allen Mitteln Vorteile zu verschaffe­n. Das war im griechisch­en Olympia so und ist heute ausgefeilt­er denn je. BridgePart­ien erscheinen nun in einem ganz anderen Licht – die Ladys sind vollgepump­t bis unter die lackierten Fingerspit­zen. Und das Weißbier von U. wird bei der nächsten Schafkopf-Runde analysiert.

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Foto: dpa Kein Ruhmesblat­t: Bridge-Spieler beim Dopen erwischt.
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