Wirklich wahr: Bridge-Spieler gedopt
Da hätte ich doch schon viel früher darauf kommen müssen. Mein alter Schulfreund U. war gedopt. Bis in die immer dünner werdenden Haarspitzen. Auf der Straße am Randstein sitzend hat er uns das Schafkopfen erst beigebracht, um uns später mit dem Eichel-Ober-Abo das Taschengeld abzuknöpfen. Ich hätte misstrauischer sein müssen: Ist U. nicht schon früh der Kopf durch die Haare gewachsen? Haarausfall gilt schließlich als Indiz für Testosteron-Überschuss.
Wer nun denkt: Doping im Kartenspiel ist absurd, der kennt die Meldung von gestern aus Lausanne nicht. Demnach hat der BridgeWeltverband den Topspieler Geir Helgemo für ein Jahr gesperrt. Wegen Dopings mit synthetischem Testosteron und dem testosteronähnlichen Präparat Clomifen. Bei einem Turnier im September 2018 in Orlando/Florida ist der Norweger nicht nur wegen seiner aggressiven Spielweise aufgefallen. Eine Probe des für Monaco startenden Skandinaviers, der die Weltrangliste anführt, ist positiv. Bridge ist ein Kartenspiel, das in den USA, Frankreich und den Niederlanden verbreitet ist.
Was einmal mehr die Meinung der Dopingfahnder bestätigt: Unerlaubte Substanzen werden eben nicht nur in den Ausdauer-Sportarten Radfahren, Laufen oder SkiLanglauf angewendet. Immer und immer wieder argumentieren die Funktionäre: Doping bringt in unserer Sportart nichts. Nicht im Fußball, Handball, Eishockey, Motorsport, Schach, Fingerhakeln oder Baumstammwerfen. Weil es nicht nur auf Kraft und Ausdauer, sondern auf Koordination, Taktik und logisches Denken ankommt.
Falsch, falsch und nochmals falsch. Sobald Geld und Ruhm ins Spiel kommen, neigen Menschen dazu, sich mit allen Mitteln Vorteile zu verschaffen. Das war im griechischen Olympia so und ist heute ausgefeilter denn je. BridgePartien erscheinen nun in einem ganz anderen Licht – die Ladys sind vollgepumpt bis unter die lackierten Fingerspitzen. Und das Weißbier von U. wird bei der nächsten Schafkopf-Runde analysiert.