Wertinger Zeitung

Alles in Form?

Kiachle Es ist ein Traditions­gebäck, das es in der Gundelfing­er Rathausbäc­kerei nur im Fasching gibt

- VON SIMONE BRONNHUBER

Gundelfing­en Der Rand muss dick, goldbraun und saftig sein. Die typische Mulde in der Mitte ist die größte Herausford­erung. Sie muss sehr hell, so dünn wie möglich, aber keinesfall­s brüchig sein. Und natürlich darf das Bad im heißen Fett und anschließe­nd in einer Zimt-Zucker-Mischung nicht fehlen. Erst dann ist das Kiachle oder Küchle fertig. In der Rathausbäc­kerei in Gundelfing­en liegen in der Auslage mehr als ein Dutzend dieser runden Schmalzgeb­äcke. Frisch aus der Backstube sind sie noch warm und duften herrlich.

So muss das sein, sagt Chefin Christine Vogt und holt ein weiteres Tablett mit frischen Kiachle hinter der Theke hervor. „Dann noch eine Tasse Kaffee, mehr braucht es nicht“, sagt sie und lächelt. Noch bis Aschermitt­woch gibt es diese Faschingsl­eckerei in der Bäckerei in Gundelfing­en. Dann ist für diese Saison Schluss. Das sei schon immer Tradition bei Vogts, die Kunden wissen das. „Kiachle gibt es nur im Winter, da schmecken sie und gehören dazu. Das gilt auch für die Krapfen“, erzählt Christine Vogt. Und da macht die Rathausbäc­kerei keine Ausnahme. Auch, weil speziell die Kiachle-Herstellun­g recht aufwendig ist.

Das Grundrezep­t ist der klassische Hefeteig, den man gut gehen lassen muss. Daraus werden runde Kugeln geformt, aus denen die richtige Form geknetet wird. „Das ist gar nicht so einfach. Da brauchen unsere Bäcker schon Geschick“, erklärt Christine Vogt. Während man in die Kugelmitte eindrückt, muss gleichzeit­ig gedreht werden. Der Teig wird quasi ausgezogen, bis die typische Form entsteht. Deshalb wird das schwäbisch­e Kiachle anderorts auch „Auszogene“genannt. „Im Augsburger Raum sagt man auch Baurakrapf­a“, so Vogt. Das hat einen Grund: Früher haben die Frauen auf den Höfen oft die Kiachle selbst hergestell­t. In einer großen, gusseisern­en Fettpfanne wurde das Gebäck gezaubert. Damals noch mit Schweinesc­hmalz. „Das waren sehr gehaltvoll­e Kiachle und damit eine volle Mahlzeit“, sagt Christine Vogt. In der Gundelfing­er Bäckerei wird statt Schmalz Erdnussfet­t genommen. Das lässt sich gut erhitzen, und es verbrennt damit nichts so schnell. „Und wir lassen die Kiachle nur ein paar wenige Minuten im Fett und lassen sie gut austropfen. Damit sie nicht fettig werden“, so Vogt.

In der Faschingsz­eit werden in der Bäckerei täglich bis zu 150 solcher süßen Leckereien hergestell­t. Am kommenden Faschingsd­ienstag, wenn auch der große Umzug stattfinde­t, gibt es bei Vogts sogar rund 400 Kiachle zu kaufen. Zum Endspurt. Am Aschermitt­woch ist dann Schluss. „Darum sollte man bei Kiachle oder Krapfen nicht die Kalorien zählen. Die gehören dazu, danach wird gefastet“, sagt Christine Vogt und lacht. Bis zum nächsten Fasching.

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Fotos: Simone Bronnhuber/Benjamin Reif Eine Tasse Kaffee und ein frisch gebackenes Kiachle: Im Fasching für Christine Vogt ein Muss. Aber ab Aschermitt­woch ist Schluss mit dem süßen Gebäck.
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