Alles in Form?
Kiachle Es ist ein Traditionsgebäck, das es in der Gundelfinger Rathausbäckerei nur im Fasching gibt
Gundelfingen Der Rand muss dick, goldbraun und saftig sein. Die typische Mulde in der Mitte ist die größte Herausforderung. Sie muss sehr hell, so dünn wie möglich, aber keinesfalls brüchig sein. Und natürlich darf das Bad im heißen Fett und anschließend in einer Zimt-Zucker-Mischung nicht fehlen. Erst dann ist das Kiachle oder Küchle fertig. In der Rathausbäckerei in Gundelfingen liegen in der Auslage mehr als ein Dutzend dieser runden Schmalzgebäcke. Frisch aus der Backstube sind sie noch warm und duften herrlich.
So muss das sein, sagt Chefin Christine Vogt und holt ein weiteres Tablett mit frischen Kiachle hinter der Theke hervor. „Dann noch eine Tasse Kaffee, mehr braucht es nicht“, sagt sie und lächelt. Noch bis Aschermittwoch gibt es diese Faschingsleckerei in der Bäckerei in Gundelfingen. Dann ist für diese Saison Schluss. Das sei schon immer Tradition bei Vogts, die Kunden wissen das. „Kiachle gibt es nur im Winter, da schmecken sie und gehören dazu. Das gilt auch für die Krapfen“, erzählt Christine Vogt. Und da macht die Rathausbäckerei keine Ausnahme. Auch, weil speziell die Kiachle-Herstellung recht aufwendig ist.
Das Grundrezept ist der klassische Hefeteig, den man gut gehen lassen muss. Daraus werden runde Kugeln geformt, aus denen die richtige Form geknetet wird. „Das ist gar nicht so einfach. Da brauchen unsere Bäcker schon Geschick“, erklärt Christine Vogt. Während man in die Kugelmitte eindrückt, muss gleichzeitig gedreht werden. Der Teig wird quasi ausgezogen, bis die typische Form entsteht. Deshalb wird das schwäbische Kiachle anderorts auch „Auszogene“genannt. „Im Augsburger Raum sagt man auch Baurakrapfa“, so Vogt. Das hat einen Grund: Früher haben die Frauen auf den Höfen oft die Kiachle selbst hergestellt. In einer großen, gusseisernen Fettpfanne wurde das Gebäck gezaubert. Damals noch mit Schweineschmalz. „Das waren sehr gehaltvolle Kiachle und damit eine volle Mahlzeit“, sagt Christine Vogt. In der Gundelfinger Bäckerei wird statt Schmalz Erdnussfett genommen. Das lässt sich gut erhitzen, und es verbrennt damit nichts so schnell. „Und wir lassen die Kiachle nur ein paar wenige Minuten im Fett und lassen sie gut austropfen. Damit sie nicht fettig werden“, so Vogt.
In der Faschingszeit werden in der Bäckerei täglich bis zu 150 solcher süßen Leckereien hergestellt. Am kommenden Faschingsdienstag, wenn auch der große Umzug stattfindet, gibt es bei Vogts sogar rund 400 Kiachle zu kaufen. Zum Endspurt. Am Aschermittwoch ist dann Schluss. „Darum sollte man bei Kiachle oder Krapfen nicht die Kalorien zählen. Die gehören dazu, danach wird gefastet“, sagt Christine Vogt und lacht. Bis zum nächsten Fasching.