In Lauingen gibt es eine neue Disco
Freizeit Das Evergreens hat im Industriegebiet eröffnet. Betreiber ist die Familie Felber, die an der gleichen Stelle bereits das Empire geleitet hat. An wen sich die Partys dort richten
Lauingen Um all die Details im Evergreens zu entdecken, wird eine einzige Party-Nacht nicht ausreichen. In der neuen Disco mit Hütten-Atmosphäre ist eine Menge Deko verborgen. Wer seinen Blick schweifen lässt, entdeckt nicht nur ein altes Motorrad, sondern auch einen Webstuhl, einen Schlitten oder eine Milchkanne. Es gibt Sitznischen, in denen man sich ohne zu schreien unterhalten kann, viele Barhocker und natürlich eine Menge Raum zum Tanzen. „Eingerichtet hat das alles der Papa. Der hat auch ganz viel selber gemacht“, erzählt die jüngere der Felber-Töchter. Ihre Eltern haben sieben Jahre lang das Empire geführt – jetzt haben sie und ihre Schwester das Zepter in die Hand genommen und an gleicher Stelle das „Evergreens“eröffnet. Die Eltern helfen im Hintergrund mit. „Es ist jemand da, wenn etwas ist“, erklärt die ältere Felber-Tochter. Die beiden wollen sich nicht in den Vordergrund stel- und ihre Vornamen nicht in der Zeitung lesen. Die Felber-Töchter – zur Unterscheidung: die ältere und die jüngere – soll genügen.
Die beiden Frauen haben wegen der Familie schon viel Erfahrung im Betreiben einer Disco. „Wir sind in das Ganze reingewachsen“, erzählt die Ältere. Schon der Opa hatte eine Wirtschaft. Die Eltern hatten bereits zwei Tanzlokale betrieben, als sie schließlich das Empire in Lauingen eröffneten. Dessen Nachfolger, das Imperio, blieb fünf Jahre. Danach versuchte die Nachtmeile Feiernde anzulocken, scheiterte jedoch nach weniger als einem Jahr. Das Gebäude blieb die ganze Zeit im Besitz der Felbers. Es habe immer wieder Ärger mit den Pächtern gegeben, erzählen die Schwestern. Die Familie freue sich, dem jetzt aus dem Weg zu gehen, indem sie den Laden wieder selbst betreibt. Das Konzept für den neuen Club stand schnell, seit dem Sommer lief der Umbau.
Was ist das nun für ein neuer Laden, der Mitte Februar erstmals seine Tore an der Hanns-MartinSchleyer-Straße 19 geöffnet hat? Erst einmal wollen die Felber-Töchter mit einem Missverständnis aufräumen: „Wir sind kein Alpenschorsch“, erklärt die Jüngere. Einige hätten das wohl gedacht, weil die Hüttenoptik an den früheren Laden für ein älteres Publikum erinnert. Doch mit dem Evergreens wollen sie ein breites Publikum ansprechen. Es soll der Slogan gelten: „Unser Name ist Programm.“Die Jüngere der Schwestern erklärt: „Man kennt ja so viele Lieder, die man aber aus dem Stegreif nicht nennen kann“– diese Songs gebe es in jeder Sparte, und die sollen in der Disco laufen.
Das Evergreens öffnet immer samstags, jede Woche mit einem anderen Motto. Der erste Samstag im Monat ist die „Ü30-Kultparty“. Ü 30 ist hier nicht als Altersbeschränlen kung gemeint, sonder als Partymotto. Es wird Musik der Generation über 30 gespielt, an diesem Abend aus allen Musikrichtungen. Am zweiten Samstag im Monat findet eine 90er-Jahre-Party statt. Der dritte Samstag im Monat ist der, an dem der Laden dann doch ein wenig dem Alpenschorsch gleicht: Da findet die Schlagernacht statt. Etwas härtere Klänge sind bei der Klassik-RockNight am vierten Samstag im Monat zu hören. Einlass ist bei allen Partys ab 21 Jahren. Das soll nicht als Affront gegen 18- bis 20-Jährige verstanden werden. Es gehe darum, dass sich die Gäste nicht alt fühlen sollen, um den Abend ausgelassen genießen zu können, erklären die Betreiber.
Der Laden hat eine Fläche von knapp unter 1000 Quadratmetern. Das ist etwa die Hälfte des früheren Empires. Dort, wo damals das Piratenschiff stand, ist nun eine Bar. Nebenan gibt es ein Bistro – die ganze Nacht über gibt es Kaffee und Snacks wie Pizza, Salate und – aus dem Empire bekannt – La Flute. Über eine Treppe gelangen die Gäste außerdem zur Waldbar, wo man sich ein wenig zurückziehen kann, ohne gleich fernab von der Party zu sein – über die Galerie kann man auf die Tanzfläche blicken. „Da hängt schon viel Herzblut drinnen“, erklärt die ältere Felber-Tochter. Der Laden in Lauingen sei eben so etwas wie das Baby der Familie. „Und das muss man auch mit Leidenschaft machen.“Schließlich arbeiten Club-Betreiber zu Zeiten, in denen andere feiern oder schlafen.
Von 21.30 bis etwa 5 Uhr bleibt der Laden geöffnet. Für die FelberTöchter war es in der Kindheit normal, dass die Eltern am Wochenende abends arbeiten mussten. Und als sie alt genug waren, halfen sie selbst in der Disco aus. Die Schwestern sind inzwischen längst selbst Mütter, und um diese beiden Aufgaben zu verbinden, leidet schon mal der Schlaf, so erzählt es die Jüngere. Als sie vergangenen Sonntag früh aufstehen musste, habe sie gesagt: „Ein Hoch auf den, der das Make-up erfunden hat.“
Die Disco ist wieder in Familienhand