Ein Ehrenbürger mit Visionen und Ideen
Festakt Horst Seehofer hat Augsburg zu einem Uniklinikum verholfen und möchte nun weitere Projekte voranbringen. Bei der Verleihung verriet er, warum ihn die damalige Entscheidung noch heute aufwühlt
Der Eintrag datiert auf den 16. Februar 2009, zu lesen ist ein Satz, der von großer Bedeutung für die spätere Entwicklung der Stadt Augsburg und der Region werden sollte: „Die Uni-Klinik kommt!!!“schrieb Horst Seehofer ins Goldene Buch der Stadt. Anlass war der Antrittsbesuch des damals frisch gekürten Ministerpräsidenten, der ihn ins Augsburger Rathaus führte.
Jenen Satz, der als politische Ansage zu verstehen war, versah der CSU-Politiker am Ende mit drei Ausrufezeichen. Für seine Aussage erntete Seehofer anfangs viel Spott, weil der Kampf um die Universitätsklinik in Augsburg in vielen Jahren zuvor gescheitert war und kaum einer noch an die Umsetzung des Projektes glaubte. Doch seit 1. Januar 2019 hat Augsburg tatsächlich eine Uniklinik und, am Freitag, 1. März, schloss sich ein Kreis: Seehofer, mittlerweile als Bundesinnenminister tätig, kam wieder ins Rathaus – diesmal, um die Ehrenbürgerwürde der Stadt Augsburg zu empfangen. Und natürlich wusste Seehofer, dass die Stadt wieder das Goldene Buch auslegen würde
Dieses Mal setzte er die Unterschrift als Bundesminister, ehemaliger Ministerpräsident und frisch gebackener Ehrenbürger. Um exakt 12.11 Uhr setzte sich Seehofer an den Tisch, auf dem das aufgeschlagene Buch bereitlag. Dann ließ sich Seehofer etwas Zeit, wohl auch, um von den vielen Medienvertretern gefilmt und fotografiert zu werden. Schließlich nahm er den Füllfederhalter und schrieb: „Das Werk ist getan!!! Weitere Werke werden vom Ehrenbürger unterstützt !!!! “
Dass Seehofer sich um die Universitätsklinik hohe Verdienste erworben hat, das kam in der knapp zweistündigen Veranstaltung immer wieder zur Sprache. Von einem „Jahrhundertprojekt“war mehrfach die Rede. Der Festakt fand am Vormittag vor 250 geladenen Gästen statt. Draußen vor dem Rathaus gab es zur gleichen Zeit eine Protestaktion, die sich gegen die Ernennung von Seehofer als Ehrenbürger richtete. Knapp 20 vorwiegend junge Leute waren dem Aufruf einer Jugendorganisation gefolgt. Die Polizei war mit einem größeren Aufge- bot vor Ort. Der Protest auf dem Rathausplatz richtete sich vor allem gegen Seehofers Flüchtlingspolitik. Redner war unter anderem Frederik Hintermayr, der für die Linkspartei im Bezirksrat sitzt. Er kritisierte, Seehofer habe den öffentlichen Diskurs „nach rechts gerückt“. Seehofer habe etwa den Satz gesagt, Migration sei die „Mutter aller Probleme“. Ihn ausgerechnet in einer Stadt wie Augsburg mit einem Migrati- von knapp 50 Prozent zum Ehrenbürger zu machen, sei eine „Frechheit“, sagte Hintermayr.
Direkt vor dem Rathaus hielt eine Gruppe, zu der auch CSU-Politiker gehörten, ein Transparent hoch: „Danke Horst für die Uniklinik“. Drinnen im Rathaus war die Atmosphäre entspannt. Die drei Laudatoren und Ehrenbürger Seehofer trugen selbst mit ihren Äußerungen dazu bei. Es war herauszuhören, welche Dimension die Universitätsklinik für die weitere Entwicklung der Stadt haben kann. In dieser Form zum ersten Mal trugen Oberbürgermeister Kurt Gribl und Seehofer vor, dass die Idee einer Uniklinik für Augsburg keineswegs ein Zufallsprodukt gewesen sei. Gribl erinnerte an seinen Wahlkampf als OB-Kandidat im Jahr 2007 und daran, dass Seehofer ihn bei einem Auftritt unterstützte: „Schon daonsanteil mals war das Klinikum ein Thema. Seehofer sagte, da muss man halt dann eine Uniklinik machen“, erzählte Gribl. Im November 2008 besuchten der OB und der damalige CSU-Landtagsabgeordnete Bernd Kränzle Ministerpräsident Seehofer dann in München. Auch dieses Mal ging es um die Zukunft des Großkrankenhauses in Augsburg. So erkläre sich auch, dass Seehofer im Februar 2009 den fast schon historischen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt setzte, so Gribl.
Aus dem Mund von Ehrenbürger Seehofer war über die Vorgeschichte ebenfalls einiges zu erfahren: „Mein Eintrag ins Goldene Buch im Februar war eben nicht dem Zufall geschuldet.“Das, was ihn danach erwartete, wühle ihn sogar heute noch auf: „Es gab Bemerkungen wie ,halt ein typischer Seehofer‘ sowie Häme und Spott.“Ein CSU-Landtagsabgeordneter habe ihn in München mit den Worten empfangen, „er weiß, wie man eine Uniklinik in Augsburg verhindert“. Dass das Projekt trotz vieler Widerstände durchgezogen werden konnte, führt Seehofer auf den Einsatz „großer Persönlichkeiten“zurück. Dazu nannte er den Namen von Prof. Klaus Peter, der viele Jahre eine Uniklinik in München geleitet hat. Peter habe sich bei der Entwicklung der Uniklinik Augsburg extrem eingebracht, sagte Seehofer. Die Unipräsidentin, die Klinik selbst und der Wissenschaftsrat hätten das Projekt ebenfalls positiv unterstützt: „OB Gribl war der Motor.“
Seehofer nahm auch Bezug auf seine Rolle: „Der Kern der Politik ist es, Bleibendes zu schaffen.“Routineaufgaben würden von Mitarbeitern viel besser umgesetzt. Ein Politiker müsse aber auch Visionen entwickeln und diese später umsetzen: „Die Uniklinik ist etwas Bleibendes.“
Mit seinem neuen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt weckte Minister Horst Seehofer am Freitag wieder Hoffnungen. Er werde, schrieb er, als Ehrenbürger weitere Projekte für die Stadt unterstützen. An welchen Themen er denkt und wie er sich für Augsburg künftig einbringen will, lesen Sie in unserem Bayernteil. Bilder und ein Video unter augsburger-allgemeine.de/augsburg