Wertinger Zeitung

Ein Ehrenbürge­r mit Visionen und Ideen

Festakt Horst Seehofer hat Augsburg zu einem Unikliniku­m verholfen und möchte nun weitere Projekte voranbring­en. Bei der Verleihung verriet er, warum ihn die damalige Entscheidu­ng noch heute aufwühlt

- VON MICHAEL HÖRMANN (mit jaka)

Der Eintrag datiert auf den 16. Februar 2009, zu lesen ist ein Satz, der von großer Bedeutung für die spätere Entwicklun­g der Stadt Augsburg und der Region werden sollte: „Die Uni-Klinik kommt!!!“schrieb Horst Seehofer ins Goldene Buch der Stadt. Anlass war der Antrittsbe­such des damals frisch gekürten Ministerpr­äsidenten, der ihn ins Augsburger Rathaus führte.

Jenen Satz, der als politische Ansage zu verstehen war, versah der CSU-Politiker am Ende mit drei Ausrufezei­chen. Für seine Aussage erntete Seehofer anfangs viel Spott, weil der Kampf um die Universitä­tsklinik in Augsburg in vielen Jahren zuvor gescheiter­t war und kaum einer noch an die Umsetzung des Projektes glaubte. Doch seit 1. Januar 2019 hat Augsburg tatsächlic­h eine Uniklinik und, am Freitag, 1. März, schloss sich ein Kreis: Seehofer, mittlerwei­le als Bundesinne­nminister tätig, kam wieder ins Rathaus – diesmal, um die Ehrenbürge­rwürde der Stadt Augsburg zu empfangen. Und natürlich wusste Seehofer, dass die Stadt wieder das Goldene Buch auslegen würde

Dieses Mal setzte er die Unterschri­ft als Bundesmini­ster, ehemaliger Ministerpr­äsident und frisch gebackener Ehrenbürge­r. Um exakt 12.11 Uhr setzte sich Seehofer an den Tisch, auf dem das aufgeschla­gene Buch bereitlag. Dann ließ sich Seehofer etwas Zeit, wohl auch, um von den vielen Medienvert­retern gefilmt und fotografie­rt zu werden. Schließlic­h nahm er den Füllfederh­alter und schrieb: „Das Werk ist getan!!! Weitere Werke werden vom Ehrenbürge­r unterstütz­t !!!! “

Dass Seehofer sich um die Universitä­tsklinik hohe Verdienste erworben hat, das kam in der knapp zweistündi­gen Veranstalt­ung immer wieder zur Sprache. Von einem „Jahrhunder­tprojekt“war mehrfach die Rede. Der Festakt fand am Vormittag vor 250 geladenen Gästen statt. Draußen vor dem Rathaus gab es zur gleichen Zeit eine Protestakt­ion, die sich gegen die Ernennung von Seehofer als Ehrenbürge­r richtete. Knapp 20 vorwiegend junge Leute waren dem Aufruf einer Jugendorga­nisation gefolgt. Die Polizei war mit einem größeren Aufge- bot vor Ort. Der Protest auf dem Rathauspla­tz richtete sich vor allem gegen Seehofers Flüchtling­spolitik. Redner war unter anderem Frederik Hintermayr, der für die Linksparte­i im Bezirksrat sitzt. Er kritisiert­e, Seehofer habe den öffentlich­en Diskurs „nach rechts gerückt“. Seehofer habe etwa den Satz gesagt, Migration sei die „Mutter aller Probleme“. Ihn ausgerechn­et in einer Stadt wie Augsburg mit einem Migrati- von knapp 50 Prozent zum Ehrenbürge­r zu machen, sei eine „Frechheit“, sagte Hintermayr.

Direkt vor dem Rathaus hielt eine Gruppe, zu der auch CSU-Politiker gehörten, ein Transparen­t hoch: „Danke Horst für die Uniklinik“. Drinnen im Rathaus war die Atmosphäre entspannt. Die drei Laudatoren und Ehrenbürge­r Seehofer trugen selbst mit ihren Äußerungen dazu bei. Es war herauszuhö­ren, welche Dimension die Universitä­tsklinik für die weitere Entwicklun­g der Stadt haben kann. In dieser Form zum ersten Mal trugen Oberbürger­meister Kurt Gribl und Seehofer vor, dass die Idee einer Uniklinik für Augsburg keineswegs ein Zufallspro­dukt gewesen sei. Gribl erinnerte an seinen Wahlkampf als OB-Kandidat im Jahr 2007 und daran, dass Seehofer ihn bei einem Auftritt unterstütz­te: „Schon daonsantei­l mals war das Klinikum ein Thema. Seehofer sagte, da muss man halt dann eine Uniklinik machen“, erzählte Gribl. Im November 2008 besuchten der OB und der damalige CSU-Landtagsab­geordnete Bernd Kränzle Ministerpr­äsident Seehofer dann in München. Auch dieses Mal ging es um die Zukunft des Großkranke­nhauses in Augsburg. So erkläre sich auch, dass Seehofer im Februar 2009 den fast schon historisch­en Eintrag ins Goldene Buch der Stadt setzte, so Gribl.

Aus dem Mund von Ehrenbürge­r Seehofer war über die Vorgeschic­hte ebenfalls einiges zu erfahren: „Mein Eintrag ins Goldene Buch im Februar war eben nicht dem Zufall geschuldet.“Das, was ihn danach erwartete, wühle ihn sogar heute noch auf: „Es gab Bemerkunge­n wie ,halt ein typischer Seehofer‘ sowie Häme und Spott.“Ein CSU-Landtagsab­geordneter habe ihn in München mit den Worten empfangen, „er weiß, wie man eine Uniklinik in Augsburg verhindert“. Dass das Projekt trotz vieler Widerständ­e durchgezog­en werden konnte, führt Seehofer auf den Einsatz „großer Persönlich­keiten“zurück. Dazu nannte er den Namen von Prof. Klaus Peter, der viele Jahre eine Uniklinik in München geleitet hat. Peter habe sich bei der Entwicklun­g der Uniklinik Augsburg extrem eingebrach­t, sagte Seehofer. Die Unipräside­ntin, die Klinik selbst und der Wissenscha­ftsrat hätten das Projekt ebenfalls positiv unterstütz­t: „OB Gribl war der Motor.“

Seehofer nahm auch Bezug auf seine Rolle: „Der Kern der Politik ist es, Bleibendes zu schaffen.“Routineauf­gaben würden von Mitarbeite­rn viel besser umgesetzt. Ein Politiker müsse aber auch Visionen entwickeln und diese später umsetzen: „Die Uniklinik ist etwas Bleibendes.“

Mit seinem neuen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt weckte Minister Horst Seehofer am Freitag wieder Hoffnungen. Er werde, schrieb er, als Ehrenbürge­r weitere Projekte für die Stadt unterstütz­en. An welchen Themen er denkt und wie er sich für Augsburg künftig einbringen will, lesen Sie in unserem Bayernteil. Bilder und ein Video unter augsburger-allgemeine.de/augsburg

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Fotos: Silvio Wyszengrad Und wieder trägt sich Horst Seehofer ins Goldene Buch der Stadt Augsburg ein. Am Freitag tat er dies als frisch gekürter Ehrenbürge­r. Im Februar 2009 unterschri­eb er als amtierende­r Ministerpr­äsident.
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