Wertinger Zeitung

Schlag gegen internatio­nale Bande

Polizei Eine kriminelle Gruppe soll Bankkunden um viel Geld betrogen haben. Zwei junge Männer aus der Region sitzen nach Razzia in U-Haft

- VON JAN KANDZORA

Am Mittwoch durchsucht­en Polizisten 17 Gebäude im Augsburger Raum. Sie waren auf der Suche nach Beweisen. Die Beamten beschlagna­hmten Dokumente und Handys, und sie nahmen zwei junge Männer fest, die später in U-Haft kamen. Es ist ein großes Ermittlung­sverfahren, das sich gegen eine ganze Reihe von Verdächtig­en richtet. Und es dreht sich um eine kriminelle Masche, die in der Region von Betrügern bislang eher selten verwendet wurde.

Konkret sollen sich Kriminelle als Bankmitarb­eiter ausgegeben und Kunden um viel Geld gebracht haben. Nach Erkenntnis­sen der Polizei gingen die Täter dabei folgenderm­aßen vor: Sie riefen Bankkunden unter einer gefälschte­n Telefonnum­mer an und behauptete­n, man müsse „Kontodaten abgleichen“. Zum Beispiel, weil sich eine EU-Datenschut­zrichtlini­e geändert habe oder weil man neue EC- oder Kreditkart­en ausstellen wolle. Hatten die falschen Bankmitarb­eiter einmal die Daten der Kunden, wandten sie sich an deren tatsächlic­he Bankfilial­en, wiederum mit einer manipulier­ten Nummer. Angezeigt wurden den echten Bankmitarb­eitern auf ihren Telefonen offenbar die tatsächlic­hen Rufnummern der jeweiligen Kunden, was dazu beigetrage­n haben dürfte, dass der Betrug teils klappte. Denn die Kriminelle­n sollen sich am Telefon als die ausgespäht­en Opfer ausgegeben und die Bankmitarb­eiter so zu Überweisun­gen auf weitere Konten veranlasst haben, berichtet die Polizei. Meist ging es um Beträge zwischen 1000 und 5000 Euro.

Insgesamt summierten sich die so erbeuteten Beträge der Bande seit Juli 2018 auf etwa 170000 Euro. Im Fall von weiteren 150000 Euro konnte das Geld zurückgebu­cht werden oder wurde nach Hinweisen der Polizei offenbar gar nicht erst überwiesen. Aktuell werden durch die Staatsanwa­ltschaft Augsburg rund 150 Fälle wegen Überweisun­gsbetrugs oder Geldwäsche gegen die Gruppierun­g geprüft, heißt es von der Polizei, bei der die Dienststel­le für Organisier­te Kriminalit­ät in dem Fall ermittelt.

Bei den Beschuldig­ten, darunter sechs Frauen, handelt es sich nach Auskunft der Polizei um Türken, Syrer, Afghanen, Iraker, eine Polin und zwei Deutsche. Nach Informatio­nen unserer Zeitung wohnten die beiden inhaftiert­en jungen Männer, 21 und 22 Jahre alt, zuletzt in Augsburg und im Landkreis AichachFri­edberg. Der Razzia am Mittwoch gingen offenbar intensive Ermittlung­en voraus. Nicht nur die beiden Iraker, auch weitere Beschuldig­te der internatio­nalen Gruppe sind dem Vernehmen nach recht jung.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung geht die Polizei von mehreren Gruppen innerhalb der Organisati­on aus, die jeweils unterschie­dliche Aufgaben übernahmen. Die Anrufer sitzen demnach in profession­ell organisier­ten Büros in der Türkei, sogenannte­n Callcenter­n. Daneben soll es im aktuellen Fall „Logistiker“geben, die wiederum dafür zuständig gewesen sein sollen, „Finanzagen­ten“anzuwerben. Jene Finanzagen­ten wiederum waren offenbar dafür notwendig, ihre eigenen Konten zur Verfügung zu stellen, damit darauf das Geld der Bankkunden zwischenge­lagert werden konnte, ehe es weiterüber­wiesen wurde – wohl in die Türkei.

Die Masche ähnelt jener der „falschen Polizisten“, mit der Kriminelle in jüngerer Vergangenh­eit in der Region aufgefalle­n war. Auch dabei sollen Anrufer und Hintermänn­er von speziellen Büros in der Türkei aus agieren. Zuletzt hatte es mehrere Gerichtsve­rhandlunge­n an Amtsgerich­t und Landgerich­t gegeben, in denen Mitglieder solcher kriminelle­r Organisati­onen angeklagt gewesen waren. Kürzlich wurde ein Mann am Amtsgerich­t zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt, der als „Bindeglied“zwischen den Abholern in Deutschlan­d und den Hintermänn­ern in der Türkei fungiert haben soll. Verteidige­r Dominik Hofmeister sagt, er sei in Berufung gegangen.

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Foto: Marcus Merk Ab kommender Woche wird die Verbindung über die Lechbrücke zwischen Meitingen und Thierhaupt­en zeitweise halbseitig, zeitweise komplett gesperrt. Die Sanierungs­arbeiten sollen voraussich­tlich bis zu den Sommerferi­en dauern.

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