Die Uniklinik als Glücksfall für die Region
Gastbeitrag Das Universitätsklinikum gibt starke wirtschaftliche Impulse. Es müssen aber auch große Herausforderungen bewältigt werden
Die Uniklinik in Augsburg ist ein großer Wurf für die medizinische Versorgung in Schwaben und eine respektable Aufwertung der gesamten Region. Sie ist aber viel mehr. Sie ist auch eine Riesenchance für die Wirtschaft und für das Handwerk.
Für die Fertigstellung des Gesamtprojekts bis voraussichtlich 2023 belaufen sich die Investitionen auf etwa 730 Millionen Euro. So prognostiziert eine Studie insgesamt einen Zuwachs von bis zu 6500 Arbeitsplätzen und eine Erhöhung der Wertschöpfung im Augsburger Wirtschaftsraum von bis zu 400 Millionen Euro. Ebenso erwarten Experten, dass im Umfeld des Klini- Ulrich Wagner ist der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben
(HWK). Die Handwerkskammer vertritt in Schwaben 29000 Unternehmen mit 140 000 Beschäftigten. Diese Betriebe stehen für die Versorgung der Bevölkerung, sind aber auch Partner bei der Umsetzung von Bauund Ausbaumaßnahmen sowie Dienstleister für die Industrie. kums und der Medizinischen Fakultät durch Ansiedlungen und Ausgründungen neue innovative Unternehmen entstehen werden. Diese Entwicklungen treten nicht schlagartig ein. Dieser Prozess braucht Zeit und wird sich nach der Meinung von Fachleuten mindestens über das nächste Jahrzehnt erstrecken.
Handwerk profitiert vom Uniklinikum
Bereits während der Bauphase von Institutsgebäuden oder der umgreifenden Infrastruktur, etwa private Wohnungen, werden Unternehmen vor Ort Aufträge erhalten. Die Uniklinik und alles was daran hängt wird so zum Konjunkturprogramm für Schwaben. Die vielen Menschen, die auf dem Medizincampus arbeiten, brauchen aber auch darüber hinaus in vielen Facetten ein attraktives Versorgungsangebot. Neben den klassischen Handwerken – Nahrungsmittel, Friseure oder Unternehmen des Innenausbaus – sind auch Firmen mit einem speziellen Leistungsangebot gefragt. Unternehmen, zum Beispiel aus dem Bereich der Umwelt- oder Gesundheitstechnik, könnten sich im Umfeld der Uniklinik ansiedeln und so wiederum Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen.
Diese Perspektiven machen richtig Freude, wenn, ja wenn nicht das Damoklesschwert des Fachkräfte- auch über dem schwäbischen Handwerk schweben würde. Denn wer soll die kommenden Aufträge qualitativ hochwertig ausführen, wenn den Handwerksbetrieben die Fachkräfte ausgehen? Deshalb ist es auch eine vordringliche Aufgabe, für die Ausbildung im Handwerk zu werben. Für die Unternehmen bedeutet dies, sich nicht nur als attraktiver Anbieter zu präsentieren, sondern auch für Fach- und Nachwuchskräfte ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Passende Fachkräfte und Experten braucht es auch für die Uniklinik und die medizinische Fakultät. Fachkräfte sind also zentral für den Gesamterfolg und deshalb ist ein regional abgestimmtes Vorgehen unverzichtbar. Dazu zählt zum Beispiel auch die Rückgewinnung von Pendlern – rund 19000 Menschen pendeln von Augsburg nach München zur Arbeit – sowie die Gewinnung von in- und ausländischen Mitarbeitern.
Die Entwicklung von Gewerbeflächen in Nachbarschaft zur Medimangels zinischen Fakultät der Universität Augsburg ist ein weiteres wichtiges Thema, ebenso wie die grundsätzliche Ertüchtigung der Infrastruktur in weiten Bereichen. Die augenblicklichen Gegebenheiten sind sowohl in puncto Verkehrsanbindungen wie auch Wohnraum, Kinderbetreuung und Schulen noch nicht dazu geeignet, den Anforderungen einer medizinischen Fakultät, eines Uniklinikums und deren zahlreichen Beschäftigten gerecht zu werden.