Angst vor Veränderungen
Zu „Sondern erlöse uns von dem Bösen“(Die Dritte Seite) und zum Leitartikel „Der Papst ist nicht bereit, die Kirche zu erneuern“von Julius Müller-Meiningen (beides vom 25. Februar): Anpassung an veränderte Gegebenheiten und Aufgeben von veralteten Strukturen und Abläufen sind unabdingbare Voraussetzungen, dass Wirtschaftsunternehmen und Institutionen bestehen und für die Zukunft handlungsfähig bleiben können. In der katholischen Kirche hat sich diese Einsicht, zumindestens in der Führungsebene, wohl noch viel zu wenig breitgemacht. Patriarchaler Führungsstil, Festhalten am Zölibat und Männerpriestertum, Intransparenz im Finanzwesen und Vertuschung, wo immer es nur geht, sowie Angst vor Veränderungen sind Erscheinungsformen und auch Ursachen für verheerende Fehlentwicklungen, die nun der Kirche so hart vor die Füße fallen. Der Wille, wirklich etwas zu ändern, scheint aber trotz aller beschwörenden Worte bei der Kirchenführung nur bedingt, bestenfalls unter öffentlichem Druck vorhanden zu sein. Dies zeigen auch die wenig konkreten Ergebnisse der Kardinalskonferenz in Rom. Nur wenn die Kirche mit Beauftragung von unabhängigen Stellen Missbrauchsfälle gänzlich aufarbeitet, nur mit Transparenz in die wirtschaftlichen Verhältnisse, geschaffen durch externe Fachleute, und nur wenn Gläubige in den Gemeinden aufstehen und Flagge zeigen, kann die Kirche den Weg aus der „Jahrtausendkrise“finden. Michael Zettler, Kaufbeuren