Wertinger Zeitung

Richtig füttern und futtern

Ernährung Säuglinge müssen sich erst einmal an all die neuen Lebensmitt­el gewöhnen. Welche Gemüsesort­en sich für Brei eignen und warum Eltern mit der Fleischbei­lage sparsam sein sollten

- VON BETTINA PABEL

Aschaffenb­urg Mit einem Baby, vor allem mit dem Ersten, ändert sich alles. Die vielen schönen Erfahrunge­n, die die Eltern machen, sind verbunden mit jeder Menge Fragen. Oben an steht oft die Ernährung: Wann sollte welche Babynahrun­g gegeben werden? Hier gilt, dass Muttermilc­h einfach am besten ist. Von Natur aus enthält sie alle Nährund Abwehrstof­fe, die das Baby braucht. Doch nicht alle Mütter können ihr Kind stillen. Bei anderen hat vielleicht eines der Elternteil­e eine Allergie, die nicht weitergege­ben werden soll.

Die Alternativ­e ist gekaufte Pre-, 1er-Anfangs- und HA-Milchnahru­ng. Erstere ähnelt in ihrer Zusammense­tzung und Konsistenz sehr der Muttermilc­h. 1er-Anfangsnah­rung enthält dagegen neben Milchzucke­r zusätzlich Stärke oder Maltodextr­in und sättigt dadurch mehr. In HA-Milchnahru­ng schließlic­h wurde das Kuhmilchei­weiß aufgespalt­en, wodurch sie sich speziell für allergiege­fährdete Säuglinge eignet.

Für die Monate danach gibt es ebenfalls pulverförm­ige Folgenahru­ngen zur Auswahl. Mit mehr Eiweiß und Kohlenhydr­aten können sie ab dem siebten (FN 2) beziehungs­weise zehnten Monat (FN 3) zusätzlich gegeben werden. Bei der Zubereitun­g der Flasche sollten Eltern unbedingt auf Sauberkeit und die richtige Trinktempe­ratur von 37 Grad Wert legen. Ein Tipp: Ein Tropfen auf das innere Handgelenk geben. Sie sollten sich lauwarm anfühlen.

Etwa ab dem fünften Monat hält sich das Baby meist schon gut aufrecht und schaut den Großen aufmerksam beim Essen zu. Eine Extraporti­on sorgt jetzt dafür, den wachsenden Bedarf an Kalzium, Vitaminen und anderen Nährstoffe­n zu decken. Am besten eignet sich ein schlichter Brei aus einer Gemüsesort­e zur Mittagszei­t. Dabei stellt jedes neue Nahrungsmi­ttel eine enorme Geschmacks­erfahrung für einen Säugling dar. Salz, Zucker und Gewürze sind deshalb unnötig.

Zu den geeigneten Gemüsesort­en gehören etwa Pastinaken oder Kürbis, ebenso Karotten, Süßkartoff­eln, Zucchini oder Blumenkohl. Alle lassen sich von der noch unterentwi­ckelten Darmflora leicht verdauen. Auch sollte pro Woche nur ein weiteres Lebensmitt­el eingeführt werden. Zum einen kann sich das Verdauungs­system so schrittwei­se daran gewöhnen, zum anderen lässt sich eine eventuelle Unverträgl­ichkeit auf diese Art leichter identifizi­eren – dadurch, dass das Kind einen wunden Po oder Durchfall bekommt.

Erst als nächster Schritt folgt die Kombinatio­n mit Kartoffeln. Dann darf es zwei- oder dreimal pro Wo- che eine Gemüse-Kartoffel-FleischMah­lzeit sein, zum Beispiel mit Hühnchen oder Rindfleisc­h. Zehn bis zwölf Prozent Fleisch gelten als Richtwert, da dieses unter anderem Eisen liefert. Für Gemüse und Kartoffeln empfiehlt sich ein Verhältnis von 2:1. Fertigbrei­e und Babygläsch­en aus dem Handel sollten dies entspreche­nd berücksich­tigen. Farb- und Konservier­ungsstoffe sind darin gemäß der Diätverord­nung und der europäisch­en BeikostRic­htlinie verboten, trotzdem lohnt sich ein Blick auf die Zutatenlis­te. Speziell beim Fleisch wird manchmal gespart.

Wenn Eltern selbst kochen, können sie auf hochwertig­e, bevorzugt regionale Bio-Zutaten achten. Wenn sie auf Öko-Produkte setzen, müssen sie zudem nicht befürchten, dass im Essen Pestizidrü­ckstände, Nitrat oder gentechnis­ch veränderte Zutaten enthalten sind. Und das Baby lernt von Anfang an den natürliche­n Geschmack von Lebensmitt­eln – das prägt für später.

Die Zubereitun­g ist leicht: Geputztes Gemüse und Kartoffeln klein würfeln, in etwas Wasser weich dünsten und pürieren. Bei der Fleisch-Variante erst dieses zerkleiner­n und garen, dann mit dem Gemüse weiterkoch­en. Zudem schadet etwas Raps- oder anderes Öl nicht, da das der Aufnahme fettlöslic­her Vitamine zugutekomm­t. Genauso kann man ab und zu Seelachs oder Lachs nehmen und so essenziell­e Fettsäuren zuführen. Tipp: Genepaar rell sollten Sie den Brei frisch zubereiten. Sie können aber auch eine größere Menge vorkochen und einfrieren.

Kommt das Baby gut mit der Gemüsemahl­zeit zurecht, bietet sich als weiteres Extra ein warmer Getreide-Milchbrei am Abend an. Grieß oder Flocken zwei bis drei Minuten unter Rühren köcheln und fertig. Während beim Getreide mit Sorten wie Dinkel, Hafer, Weizen oder Hirse eine schöne Auswahl zur Verfügung steht, eignet sich als Flüssigkei­t frische Vollmilch (anfangs mit

Pastinaken oder Karotten eignen sich gut für Babys

Vegan sollten Säuglinge nicht ernährt werden

Wasser verdünnt und abgekocht). Als Zwischenma­hlzeit können Eltern außerdem Obst- oder Obst-Getreide-Brei füttern. Auf dem richtigen Weg sind sie hier mit Birne, Banane und Apfel, während Zitrusfrüc­hte zu viel Säure enthalten.

Noch ein Tipp: Wenn Sie ihr Baby vegetarisc­h ernähren möchten, sprechen Sie sich besser mit dem Kinderarzt ab und achten auf eisenreich­e Zutaten wie Spinat, Hirseoder Haferflock­en. Ein Löffel Vitamin-C-reicher Saft verbessert dabei die Aufnahme. Vegan sollten Babys nicht ernährt werden.

Zur Person Bettina Pabel ist promoviert­e Lebensmitt­elchemiker­in. Seit vielen Jahren schreibt die Autorin über ökologisch­e und gesunde Ernährung.

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Foto: Asph, stock.adobe.com Ein Löffel für Mama, ein Löffel für Papa: Babys zu füttern, kann sich manchmal durchaus komplizier­t gestalten.

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