Wertinger Zeitung

So viele Kalorien stecken in Fruchtgumm­is Ratgeber

Die Zutatenlis­te verrät es oft nicht: Gummibärch­en & Co. sind kleine Zuckerbomb­en

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Die bekanntest­e Sonderform des Fruchtgumm­is ist der Gummibär. Rot soll er sein, doch nur die Nachbarsch­aft mit Andersfarb­igen macht ihn besonders attraktiv. In Deutschlan­d werden so viel Süßigkeite­n verdrückt, wie in keinem anderen Land. Wir sitzen allerdings auch an der Quelle, denn die Bundesrepu­blik ist einer der wichtigste­n Produktion­sstandorte für Süßwaren & Co.

Kekse und Schokolade sind etwas rückläufig, dafür liegt der Fruchtgumm­i voll im Trend. Fragt sich, was den bei Jung und Alt so beliebt macht? Ist es vermeintli­che Nahrung für die Nerven? Tatsache ist, dass die Süßigkeit zwar so gut wie kein Fett, aber viel mehr Zucker und damit Kalorien enthält, als so mache Naschkatze ahnt – auch wenn der erste Blick auf die Zuta- tenliste Positives verspricht. Denn vor dem Gesetz gelten nur bestimmte Zuckerarte­n als Zucker. Dazu gehören Haushaltsz­ucker, Traubenzuc­ker und Fruchtzuck­er – sie werden auch als Saccharose, Glucose und Fructose bezeichnet. Es sind sogenannte Einfach- und Zweifachzu­cker.

Gemäß der Nährwertke­nnzeichnun­gsverordnu­ng fallen diese Kohlenhydr­ate unter den Begriff Zucker. Doch auch andere Kohlenhydr­ate, die in Glucose-, Invert- oder beispielsw­eise Malzsirup enthalten sind, liefern viele Kalorien und können den Zahnschmel­z angreifen. Wie so oft macht es die seltsam verzwickte Rechtslage dem Verbrauche­r nicht einfach, zu verstehen, was er eigentlich isst.

Wer einer Tüte – 300 Gramm – Fruchtgumm­i nicht widerstehe­n kann, muss am Ende in seiner persönlich­en Bilanz 1000 Kalorien zusätzlich verbuchen und sich vor Augen halten, dass er quasi 46 Zuckerwürf­el gegessen hat. Wer gerne so umrechnet: Drei Gramm Zucker sind ein Zuckerwürf­el.

Auch den Gelenken tut das kalorische Hoch auf Dauer nicht gut und Wissenscha­ftler sind sich nach wie vor uneins, wie sich ein ernährungs­physiologi­scher Nutzen aus der so aufgenomme­nen Gelatine ableiten sollte. Gelatine ist ein Eiweiß, das aus tierischen Rohstoffen (zum Beispiel Knochen, Häuten) gewonnen wird. In Europa wird sie vor allem aus Schweinesc­hwarte hergestell­t, aber auch aus Rind und Fisch.

Als Lebensmitt­elzutat findet Gelatine zum Beispiel auch in Gummibärch­en & Co. Verwendung. Bei verpackten Lebensmitt­eln muss in der Zutatenlis­te „Gelatine“oder „Speisegela­tine“aufgeführt sein. Die Tierart, von der die Gelatine stammt, muss nicht angegeben werden, mit einer Ausnahme: Bei Fischgelat­ine muss die Tierart genannt werden. Denn Fisch beziehungs­weise daraus gewonnene Erzeugniss­e zählen zu den Lebensmitz­ucker- teln, die am häufigsten Lebensmitt­elallergie­n auslösen und deshalb gekennzeic­hnet werden müssen.

Verbrauche­rn, die wissen möchten, von welcher Tierart die verwendete Gelatine stammt oder ob Gelatine als Hilfsstoff zum Einsatz kam, bleibt meist nur die Nachfrage beim Hersteller. Eine Alternativ­e können Produkte mit pflanzlich­en Gelier- und Bindemitte­ln wie Agar Agar, Pektin, Guarkernme­hl oder Carrageen sein.

Übrigens sind die in Apotheken oder Reformhäus­ern angebotene­n Fruchtgumm­is ernährungs­physiologi­sch auch nicht besser zu bewerten. Auch mit Vitaminen oder Mineralsto­ffen angereiche­rte Süßigkeite­n machen die Produkte nicht gesünder.

Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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Foto: stock.adobe.com Fruchtgumm­i enthält in der Regel tierische Gelatine.
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