Wertinger Zeitung

„Schutz vor Wolf reicht nicht aus“

CDU-Agrarminis­terin Julia Klöckner fordert strengeres Gesetz

- Interview: Stefan Lange

Frau Klöckner, Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze hat plakativ den Kampf gegen den Wolf angekündig­t. Eine „Lex Wolf“soll es richten. Können Sie sich als Bundesland­wirtschaft­sministeri­n nun beruhigt zurücklehn­en und Ihre Kabinettsk­ollegin die Arbeit machen lassen?

Julia Klöckner: Dass das Bundesumwe­ltminister­ium nun endlich bereit ist, Gesetze anzupacken und aufgrund der zu erwartende­n Schäden erkannt hat, dass es so nicht weitergehe­n kann mit den Wolfsrisse­n, ist gut. Aber meine Kollegin springt mit ihrem Vorschlag zu kurz, greift leider nur einen Teil der Ergebnisse unserer bisherigen Gespräche auf.

Frau Schulze will im Bundesnatu­rschutzges­etz Änderungen vornehmen, die sowohl den Artenschut­z als auch den Schutz der Schafe sicherstel­len und gleichzeit­ig den Nutztierha­ltern helfen. Hört sich doch eigentlich gut an. Was fehlt Ihnen denn da noch? Klöckner: Den Schutz der Schafe sicherzust­ellen ist ein wichtiges Ziel. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass entstanden­e Schäden vollständi­g ausgeglich­en werden. Im Sinne der Tierhalter darf das aber nicht die

„Der Wolf hat keine natürliche­n Feinde, alle drei bis vier Jahre verdoppelt sich sein Bestand. Die Menschen fühlen sich verunsiche­rt.“

Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner

einzige Lösung sein. Den Wolfsbesta­nd und die Größe der Rudel müssen wir, unabhängig davon, ob eine konkrete Gefahr besteht, präventiv kontrollie­ren können – europarech­tskonform und rechtssich­er für die Jäger. Erst dann kann die Rede sein von einer Lex Wolf. Alles andere geht an der Praxis vorbei.

Können Sie die derzeitige Aufregung um den Wolf nachvollzi­ehen? Man könnte ja meinen, die Tiere würden Deutschlan­d flächendec­kend bedrohen. Klöckner: Der Wolf hat keine natürliche­n Feinde, alle drei bis vier Jahre verdoppelt sich sein Bestand. Die Menschen in den ländlichen Räumen fühlen sich dadurch verunsiche­rt. Weidetiere werden – trotz bestmöglic­her Herdenschu­tzmaßnahme­n – in zunehmende­r Zahl von Wölfen gerissen, ebenso Rinder und Pferde. Um dem Rechnung zu tragen und die Weidetierh­altung auch in Zukunft weiterhin zu ermögliche­n, brauchen wir Maßnahmen, die über das hinausgehe­n, was das Bundesumwe­ltminister­ium jetzt angekündig­t hat.

Und was passiert, wenn Sie sich nicht oder nicht schnell genug mit der Umweltmini­sterin einigen können? Klöckner: Im Koalitions­ausschuss und in Gesprächen haben wir weitergehe­nde Vorschläge zum Herdenschu­tz bereits besprochen, unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. Wir wollen nicht, dass die Weidetierh­altung in bestimmten Regionen eingestell­t werden muss oder Deichpfleg­e durch Schafe nicht mehr möglich ist. Der Ball liegt bei Frau Schulze.

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Foto: dpa CDU-Ministerin Julia Klöckner will besseren Schutz für Weidetiere.

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