Aktien für Anfänger
Ratgeber Finanzexperten raten Privatanlegern zu Wertpapieren. Doch wie kommt man überhaupt an die Börse? So gelingt der Einstieg in das Aktiengeschäft
Frankfurt Die Deutschen gelten als aktienscheues Volk. Weniger als zehn Prozent der Menschen sind hierzulande an der Börse investiert. Und das, obwohl Aktien nach Ansicht von Experten die einzige Anlageklasse sind, die im Zeitalter der Nullzinsen hohe Renditen versprechen. Das liegt zum einen daran, dass viele Deutsche das Risiko scheuen. Aber oft fehlt es auch einfach am nötigen Wissen, um Wertpapiere zu kaufen. Dabei ist ein Aktienkauf kein Hexenwerk. Wir erklären Schritt für Schritt, wie Sie an renditestarke Papiere kommen.
Wie bekomme ich einen Fuß in den Aktienmarkt?
Zunächst einmal muss man ein Depot eröffnen. Das ist das Konto, in das die Aktien später gebucht werden. Ein Aktiendepot kann man bei einer Filialbank wie der Sparkasse oder der Volksbank oder bei einer Direktbank wie der ING oder der Comdirect eröffnen. Erstere bieten eine persönliche Beratung vor Ort, letztere locken dagegen mit günstigen Depotgebühren. Danach kann ich direkt mit dem Aktienkauf loslegen.
Was muss ich beim Aktienkauf beachten?
Am einfachsten funktioniert der Aktienkauf per Online-Banking. Sobald man weiß, welche Aktie man kaufen will, muss man nur noch die Wertpapierkennnummer (WKN) des Papiers und die gewünschte Stückzahl in eine Maske eingeben. Die sechsstellige WKN lässt sich innerhalb von wenigen Sekunden googeln. So hat Siemens beispielsweise die WKN 723610. Wenn ich 20 Aktien von Siemens zum Kurs von 100 Euro kaufen will (der aktuelle Kurs liegt etwas darunter), werden mir beim Kauf automatisch 2000 Euro von meinem Verrechnungskonto abgezogen.
Wie hoch sind die Gebühren für Aktienkäufe?
Das ist von Bank zu Bank verschieden und hängt auch von der Höhe des Aktienkaufs ab. Direktbanken verlangen für einen Aktienkauf in Höhe der oben erwähnten 2000 Euro etwa zehn Euro Gebühren. Bei Filialbanken sind die Gebühren in der Regel höher. Da Aktien längerfristige Investments sind, halten sich die Gebühren im Vergleich zum Kaufpreis und den erwartbaren Kurssteigerungen in Grenzen. Denn wer eine Aktie fünf Jahre im Depot behält, zahlt kalkulatorisch im obigen Beispiel nur zwei Euro Gebühren pro Jahr.
Wie finde ich die richtigen Aktien?
Dafür gibt es verschiedene Strategien. Eine Möglichkeit ist es, einfach nach Bauchgefühl Aktien von Unternehmen zu kaufen, die man kennt. Ambitioniertere Aktienkäufer können sich im Internet über die Dividendenzahlungen und die vergangene Kursentwicklung potenzieller Kandidaten informieren und daraus versuchen, Rückschlüsse auf die künftige Kursentwicklung zu ziehen. Am einfachsten ist es allerdings, einen Aktienfonds zu kaufen. Dieser bündelt verschiedene Aktien eines Landes, einer Branche oder einer Weltregion, sodass ich mich nicht um die Zusammensetzung meines Depots kümmern muss. „Von Einzelaktien würde ich eher abraten. Niemand kann die Wertentwicklung eines einzelnen Unternehmens seriös vorhersagen“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Im schlimmsten Fall drohe ein Totalverlust, wenn eine Firma pleitegeht. Der Verbraucherschützer empfiehlt einen kostengünstigen Fonds, zum Beispiel den Fonds MSCI World, der das Aktiengeschehen in Industrieländern abbildet.
Wie erwirtschafte ich Rendite?
Dafür gibt es zwei Wege. Zum einen überweisen die meisten Unternehmen jährlich eine Gewinnausschüttung (Dividende). Zum Zweiten profitiere ich, wenn meine Aktie steigt. Im Idealfall schütten Firmen Dividenden aus und steigern gleichzeitig den Börsenwert.
Welche Fehler sollte ich vermeiden?
Experten raten davon ab, sein ganzes Vermögen an der Börse zu investieren. Nur der Teil des Vermögens, der in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich nicht benötigt wird, sollte am Aktienmarkt angelegt werden. Zum Zweiten sollte man auf eine breitere Streuung achten. Denn nur so lässt sich das Risiko minimieren, weil sich so Verluste und Gewinne ausgleichen können.
Wann sollte ich lieber die Finger von Aktien lassen?
Nur wer genügend Rücklagen und keine Schulden hat, sollte in Aktien investieren, sagt Nauhauser. Zudem müsse man auch Kursrückschläge psychologisch gut aushalten können.