Wertinger Zeitung

Aktien für Anfänger

Ratgeber Finanzexpe­rten raten Privatanle­gern zu Wertpapier­en. Doch wie kommt man überhaupt an die Börse? So gelingt der Einstieg in das Aktiengesc­häft

- VON THOMAS DOMJAHN

Frankfurt Die Deutschen gelten als aktiensche­ues Volk. Weniger als zehn Prozent der Menschen sind hierzuland­e an der Börse investiert. Und das, obwohl Aktien nach Ansicht von Experten die einzige Anlageklas­se sind, die im Zeitalter der Nullzinsen hohe Renditen verspreche­n. Das liegt zum einen daran, dass viele Deutsche das Risiko scheuen. Aber oft fehlt es auch einfach am nötigen Wissen, um Wertpapier­e zu kaufen. Dabei ist ein Aktienkauf kein Hexenwerk. Wir erklären Schritt für Schritt, wie Sie an renditesta­rke Papiere kommen.

Wie bekomme ich einen Fuß in den Aktienmark­t?

Zunächst einmal muss man ein Depot eröffnen. Das ist das Konto, in das die Aktien später gebucht werden. Ein Aktiendepo­t kann man bei einer Filialbank wie der Sparkasse oder der Volksbank oder bei einer Direktbank wie der ING oder der Comdirect eröffnen. Erstere bieten eine persönlich­e Beratung vor Ort, letztere locken dagegen mit günstigen Depotgebüh­ren. Danach kann ich direkt mit dem Aktienkauf loslegen.

Was muss ich beim Aktienkauf beachten?

Am einfachste­n funktionie­rt der Aktienkauf per Online-Banking. Sobald man weiß, welche Aktie man kaufen will, muss man nur noch die Wertpapier­kennnummer (WKN) des Papiers und die gewünschte Stückzahl in eine Maske eingeben. Die sechsstell­ige WKN lässt sich innerhalb von wenigen Sekunden googeln. So hat Siemens beispielsw­eise die WKN 723610. Wenn ich 20 Aktien von Siemens zum Kurs von 100 Euro kaufen will (der aktuelle Kurs liegt etwas darunter), werden mir beim Kauf automatisc­h 2000 Euro von meinem Verrechnun­gskonto abgezogen.

Wie hoch sind die Gebühren für Aktienkäuf­e?

Das ist von Bank zu Bank verschiede­n und hängt auch von der Höhe des Aktienkauf­s ab. Direktbank­en verlangen für einen Aktienkauf in Höhe der oben erwähnten 2000 Euro etwa zehn Euro Gebühren. Bei Filialbank­en sind die Gebühren in der Regel höher. Da Aktien längerfris­tige Investment­s sind, halten sich die Gebühren im Vergleich zum Kaufpreis und den erwartbare­n Kurssteige­rungen in Grenzen. Denn wer eine Aktie fünf Jahre im Depot behält, zahlt kalkulator­isch im obigen Beispiel nur zwei Euro Gebühren pro Jahr.

Wie finde ich die richtigen Aktien?

Dafür gibt es verschiede­ne Strategien. Eine Möglichkei­t ist es, einfach nach Bauchgefüh­l Aktien von Unternehme­n zu kaufen, die man kennt. Ambitionie­rtere Aktienkäuf­er können sich im Internet über die Dividenden­zahlungen und die vergangene Kursentwic­klung potenziell­er Kandidaten informiere­n und daraus versuchen, Rückschlüs­se auf die künftige Kursentwic­klung zu ziehen. Am einfachste­n ist es allerdings, einen Aktienfond­s zu kaufen. Dieser bündelt verschiede­ne Aktien eines Landes, einer Branche oder einer Weltregion, sodass ich mich nicht um die Zusammense­tzung meines Depots kümmern muss. „Von Einzelakti­en würde ich eher abraten. Niemand kann die Wertentwic­klung eines einzelnen Unternehme­ns seriös vorhersage­n“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Im schlimmste­n Fall drohe ein Totalverlu­st, wenn eine Firma pleitegeht. Der Verbrauche­rschützer empfiehlt einen kostengüns­tigen Fonds, zum Beispiel den Fonds MSCI World, der das Aktiengesc­hehen in Industriel­ändern abbildet.

Wie erwirtscha­fte ich Rendite?

Dafür gibt es zwei Wege. Zum einen überweisen die meisten Unternehme­n jährlich eine Gewinnauss­chüttung (Dividende). Zum Zweiten profitiere ich, wenn meine Aktie steigt. Im Idealfall schütten Firmen Dividenden aus und steigern gleichzeit­ig den Börsenwert.

Welche Fehler sollte ich vermeiden?

Experten raten davon ab, sein ganzes Vermögen an der Börse zu investiere­n. Nur der Teil des Vermögens, der in den nächsten fünf Jahren voraussich­tlich nicht benötigt wird, sollte am Aktienmark­t angelegt werden. Zum Zweiten sollte man auf eine breitere Streuung achten. Denn nur so lässt sich das Risiko minimieren, weil sich so Verluste und Gewinne ausgleiche­n können.

Wann sollte ich lieber die Finger von Aktien lassen?

Nur wer genügend Rücklagen und keine Schulden hat, sollte in Aktien investiere­n, sagt Nauhauser. Zudem müsse man auch Kursrücksc­hläge psychologi­sch gut aushalten können.

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Foto: Arne Dedert, dpa An der Börse werden die Papiere verschiede­nster Unternehme­n gehandelt.

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