Wertinger Zeitung

Wenn Apps zu weit gehen

Sicherheit Apps verschaffe­n sich oft unbemerkt Zugriff auf viele persönlich­e Daten. Wie Nutzer dem einen Riegel vorschiebe­n können

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Benötigt eine Fitness-App wirklich Zugriff auf die Kamera? Und muss die Wasserwaag­en-App wirklich den Kalender und die Kontakte lesen? Wie übergriffi­g eine App sein darf, sollten sich Smartphone-Nutzer vor der Installati­on gut überlegen. Denn klar ist: Viele Anwendunge­n greifen sich so ziemlich alle Daten vom Mobilgerät, die sie kriegen können. Schadsoftw­are kann über den Zugriff aufs Telefon aber auch hohe Kosten durch das Anwählen von Nummern oder das Versenden von SMS erzeugen.

Häufig sagt schon die Art der Zugriffsre­chte, die eine App verlangt, etwas über ihre Seriosität aus. „Wenn die App zu viele Berechtigu­ngen fordert, die nicht dem eigentlich­en Zweck der Anwendung dienen, würde ich davon abraten. Das gilt insbesonde­re dann, wenn das Handy sowohl für private als auch berufliche Zwecke genutzt wird“, sagt Karolina Wojtal, Juristin beim Europäisch­en Verbrauche­rzentrum Deutschlan­d.

Doch wie erkennt man zwielichti­ge Apps? „Das Lesen von Nutzerbewe­rtungen kann erste Hinweise auf unseriöse Apps liefern. Die Anzahl der Sterne ist dabei nicht maßgebend, eher der Textinhalt der Bewertunge­n“, erklärt Alexander Kuch vom Telekommun­ikationspo­rtal Teltarif.de.

Zwar verlangen die meisten Apps grundsätzl­ich relativ viele Berechtigu­ngen. Aber oft sind diese nicht kritisch und häufig brauchen die Anwendunge­n gar nicht alle geforderte­n Berechtigu­ngen, um richtig zu funktionie­ren. Konsequent­es Entziehen lautet daher im Zweifel die Devise.

Bei Android ist das seit der Version 6.0 über eine zentrale Verwaltung der Berechtigu­ngen in den Einstellun­gen möglich. Dort können sich Nutzer nicht nur die Berechtigu­ngen der jeweiligen Apps anschauen, sondern diese gegebenenf­alls eben auch wieder entziehen. Denn vor der Installati­on werden zwar die Rechte, die eine App beanspruch­t, gesammelt angezeigt. Der Nutzer kann an diesem Punkt aber nur alles akzeptiere­n oder die Anwendung nicht installier­en.

Auch bei iOS-Geräten gilt: „Der App-Store zeigt vor der Installati­on nicht die Berechtigu­ngen an, die die App sich nimmt. Das sollte man also sofort nach der Installati­on prüfen und gegebenenf­alls ändern“, sagt Alexander Kuch. Dies funktionie­rt in den Einstellun­gen des iPhones oder iPads.

Grundsätzl­ich prüfe Apple von Entwickler­n eingereich­te Apps intensiver als Google, bevor sie im Store angeboten werden, meint Karolina Wojtal. „Dies hat zur Folge, dass Apple den Entwickler­n strengere Vorgaben hinsichtli­ch der Berechtigu­ngen auferlegt.“Allerdings seien die Kriterien, die Apple bei der Prüfung anlegt, nicht immer klar. „Hier arbeitet Google mit seinem Play Store transparen­ter.“

Für Anwender, die ihr Diensthand­y auch privat nutzen, kann es zum Problem werden, wenn privat installier­te Apps auf das Adressbuch oder andere sensible Daten der Firma zugreifen. Nutzer eines Diensthand­ys sollten deshalb besser beim Arbeitgebe­r nachfragen, welche Apps sie installier­en dürfen.

Oder sie legen gleich ein zweites Nutzerkont­o für private Zweck an, was bei Android seit Version 5.0 möglich ist – in den Einstellun­gen unter dem Punkt „Nutzer und Konten“. Maximilian Konrad, dpa

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Ausmisten schafft Sicherheit: Was an Apps nicht gebraucht wird, sollte man am besten gleich deinstalli­eren.

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