Entscheidung des Bundestrainers ist hart, aber richtig
Die Deutlichkeit, mit der Joachim Löw das Aus seiner langjährigen Stammspieler Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng verkündet hat, überrascht. In herzlichen, aber äußerst bestimmten Worten machte der Bundestrainer klar: Das Trio hat in der Nationalmannschaft keine Zukunft mehr. Es ist ein radikaler Schritt, der nicht zu Löw zu passen scheint. Dem Löw, der auch dann noch an Spielern wie Podolski festgehalten hatte, als deren sportlicher Zenit überschritten war. Dem Löw, der den Umbruch bislang nur zögerlich eingeleitet hatte. Doch es ist ein richtiger Schritt. Denn eine nennenswerte sportliche Rolle spielt derzeit keiner der drei Bayern-Spieler. Boateng und Hummels haben seit geraumer Zeit mehr mit sich selbst und ihren Verletzungen als mit den Gegenspielern zu tun und kommen in der aktuellen Bundesligasaison nur auf 15 beziehungsweise 14 Einsätze. Thomas Müller hinkt seiner Bestform schon seit Jahren hinterher. Die beiden 30-jährigen Boateng und Hummels und der 29-jährige Müller sind zwar noch nicht in dem Alter, in dem sich Kicker zur Ruhe setzen. Dennoch wirkt es schon jetzt so, als ob ihre besten Zeiten vorbei sind. Zwei der neuen Generation spielen sogar im selben Verein. Der 22-jährige Innenverteidiger Niklas Süle ist bei Niko Kovac Stammspieler, während es zuletzt für Boateng nur noch die Rolle als Bankdrücker gab. Fast symbolisch wirkt dabei die gestrige Vertragsverlängerung von Offensivspieler Serge Gnabry. Der 23-Jährige gehört wie Süle bei DFB und FCB zum Stammpersonal.
Fast noch wichtiger als der sportliche Aspekt ist das Signal, das von dem Aus für die drei Weltmeister ausgeht. Die Ära der Weltmeister 2014 – sie ist vorbei. Es gibt keine unantastbaren Spieler mehr. Löw, der nach dem WM-Aus den eigenen Rücktritt ablehnte, muss nach der ebenfalls missratenen Nations League nun alte Zöpfe abschneiden. Wenn bald die ersten Spiele in der EM-Qualifikation anstehen – es würde nicht wundern, wenn nicht nur das Trio Müller-HummelsBoateng im Aufgebot fehlt.
Der Neuanfang hat jetzt begonnen – wenn auch mit Verzögerung.