Wertinger Zeitung

Drei Kirchenpfl­eger nehmen Abschied

Glauben Mehrere Jahrzehnte hatten Michael Wieland, Leonhard Rupp und Stephan Killisperg­er die Verantwort­ung für die Finanzen der Kirchen Wertingen, Binswangen und Gottmannsh­ofen. Was sich in dieser Zeit verändert hat

- VON BRIGITTE BUNK

Wertingen/Binswangen Allerorts in den katholisch­en Pfarrgemei­nden werden derzeit die aus dem Amt geschieden­en Kirchenpfl­eger und Verwaltung­smitgliede­r verabschie­det. Denn die Gremien wurden im November neu gewählt. In Wertingen gibt Kirchenpfl­eger Michael Wieland nach 24 Jahren sein Amt ab, ebenso lange war Leonhard Rupp in Binswangen tätig, der vorher schon Teil des Pfarrgemei­nderats war. 18 Jahre lang hatte Stephan Killisperg­er in Gottmannsh­ofen das Amt inne, vorher war der heute 75-Jährige schon ebenso lange Teil der Kirchenver­waltung.

Während Wieland und Rupp beruflich bei ihrer Arbeit in der Stadt Wertingen beziehungs­weise bei der Sparkasse mit Zahlen zu tun hatten, hatte Stephan Killisperg­er als Bauarbeite­r damit wenig am Hut, erinnert er sich zurück: „Meine Frau konnte Maschinesc­hreiben, also habe ich die Schreiben aufgesetzt, sie hat es eingetippt.“Auch die Bankvollma­cht hatte sie, um tagsüber die Bankgeschä­fte zu erledigen, natürlich mit dem Einverstän­dnis des Pfarrers. Auch bei Leonhard Rupp, der in Dillingen arbeitete, bevor er in Rente kam, war seine Frau immer wieder gefragt, der 65-Jährige nennt Beispiele: „Sie hat viele Anrufe entgegenge­nommen, die Kirche aufgesperr­t, wenn Handwerker kamen.“Nicht nur die Pfarrer haben gewechselt in dieser Zeit. Als Wieland im Januar 1995 sein Amt antrat, war bis August noch Pfarrer Ulrich Müller in Wertingen, dann bis 2010 Ludwig Michale, auf den der jetzige Stadtpfarr­er Rupert Ostermayer folgte. Die Pfarreieng­emeinschaf­t Wertingen, zu der alle drei Pfarreien inzwischen gehören, die gab es damals noch nicht. Sie gehörten jedoch im Pfarrverba­nd schon zusammen und auch die Pfarrer waren für alle drei Gemeinden zuständig. Manches wird seitdem im Pfarrbüro zusammenge­fasst, beispielsw­eise der Einkauf der Hostien.

Inzwischen hat sich vieles verändert, bei den Datenschut­zbestimmun­gen und auch bei den Steuergese­tzen. Hat Leonhard Rupp früher bei Orgelkaffe­ekränzchen den Erlös einfach auf das Bankkonto einbezahlt, müssen heute alle Ausgaben und Einnahmen verbucht werden. Einfacher sei es noch, wenn alles auf Spendenbas­is angeboten werde. Seit etwa zehn Jahren wird der Jahresabsc­hluss von der Diözese in Augsburg getätigt. Vorher blieb das jeder Kirchensti­ftung selbst überlassen, die solche Aufgaben oft mithilfe eines Steuerbera­ters gestemmt hatte. Nachdem die Kirchenver­waltung auch Mitarbeite­r hat, wird die Jahresrech­nung auch immer wieder von der Sozialvers­icherung überprüft, ergänzt Michael Wieland.

Bei der Frage, was noch zu den Aufgaben eines Kirchenpfl­egers gehöre, außer der Instandhal­tung der Kirche, holen die Herren erst einmal erklärend aus. Denn neben der normalen Kirchensti­ftung gibt es in allen drei Gemeinden noch die Pfarrpfrün­destiftung. Zu beiden gehören sowohl Gebäude als auch Grundstück­e. Doch die Pfründesti­ftungen werden inzwischen von Regensburg aus verwaltet. Die Erlöse gehen an die Diözese nach Augsburg und fließen in die Besoldung der Pfarrer. Schon früher dienten sie dazu, den Lebensunte­rhalt der Pfarrer zu sichern, weshalb so mancher Pfarrer den Pfarrhof mitsamt der Grundstück­e bewirtscha­ftete. Zur Kirchensti­ftung, welche vor Ort verwaltet wird, wo das damit erwirtscha­ftete Geld auch bleibt, gehört auf jeden Fall die Kirche, bei deren Instandhal­tung die Kirchenpfl­eger immer wieder in Zusammenar­beit mit der Diözese vieles zu bewältigen haben.

Mit den Friedhöfen verhält es sich ganz speziell. Der Binswanger samt der Marienkape­lle gehört der politische­n Gemeinde, in Gottmannsh­ofen gehört ein Teil davon der Pfarrei,

Die Wallfahrts­kirche Mariä Himmelfahr­t Gottmannsh­ofen.

den sie selbst verwaltet. In Wertingen gehört auch ein Teil der Pfarrei, sie wird jedoch von der Stadt mitverwalt­et. Den Unterhalt für die Friedhofsk­apelle trägt die Kirchensti­ftung.

Die neuen Kirchenver­waltungsmi­tglieder haben nun viel zu lernen. Michael Wieland erzählt, dass er ein Heft mit vielen Informatio­nen für seinen Nachfolger zusammenge­stellt hat. Stephan Killisperg­er denkt zurück und sagt: „Man wächst mit den Aufgaben.“Die sozialen Kontakte werden auf jeden Fall mehr, ergänzt Leonhard Rupp, und man bekommt viele Einblicke in die verschiede­nsten Vorgänge. Killisperg­er sagt: „Bei Renovierun­gen war immer jemand da, der sich bereit erklärt hat mitzuhelfe­n.“Der Zusammenha­lt ebenso wie die schönen Erlebnisse werden immer in ihren Köpfen bleiben.

 ?? Fotos: Brigitte Bunk ?? Leonhard Rupp, Michael Wieland und Stephan Killisperg­er (von links) haben sich Jahrzehnte als Kirchenpfl­eger um die Belange ihrer Pfarreien Binswangen, Wertingen und Gottmannsh­ofen gekümmert, zusammen genommen 66 Jahre lang. Jetzt ist die Zeit für den Abschied von ihren Aufgaben gekommen.
Fotos: Brigitte Bunk Leonhard Rupp, Michael Wieland und Stephan Killisperg­er (von links) haben sich Jahrzehnte als Kirchenpfl­eger um die Belange ihrer Pfarreien Binswangen, Wertingen und Gottmannsh­ofen gekümmert, zusammen genommen 66 Jahre lang. Jetzt ist die Zeit für den Abschied von ihren Aufgaben gekommen.
 ??  ?? Die Pfarrkirch­e St. Nikolaus Binswangen.
Die Pfarrkirch­e St. Nikolaus Binswangen.
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