Wertinger Zeitung

„Alles Bene“statt Australien

Junge Unternehme­r Benedikt Steinle hatte ein verlockend­es Jobangebot in der Ferne. Er entschied sich für ein „Metzgorant“in Dillingen. Damit hat er große Ziele

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Benedikt Steinle hatte ein verlockend­es Jobangebot. Eines, um das ihn sicher viele beneiden würden. Der Sportwagen­hersteller Porsche bot Steinle eine Stelle im australisc­hen Melbourne an. Das war vor einigen Jahren. Zu der Zeit hatte Steinle gerade Wirtschaft­swissensch­aften an der Universitä­t Würzburg studiert. Während des Studiums war er Praktikant bei Porsche in Zuffenhaus­en. Kurz vor dem Studienabs­chluss kam das Angebot für Australien. Steinle lehnte ab – um sich seine Zukunft in der Heimat aufzubauen.

„Die Entscheidu­ng war nicht leicht“, sagt Steinle. „Aber die Aufgabe hier hat mich mehr gereizt als ein Bürojob bei einem Großkonzer­n.“Der 29-Jährige stammt ursprüngli­ch aus Baumgarten. Dort betreiben seine Eltern die gleichnami­ge Landmetzge­rei. Vor einigen Jahren ist es ihr Wunsch, eine Filiale in Dillingen aufzumache­n. Für Steinle Junior, dessen Studium sich dem Ende zuneigte, war es die Alternativ­e zu Porsche in Melbourne. habe mich immer mehr mit dieser Möglichkei­t befasst“, sagt Steinle, der sich schließlic­h dazu entschied, in Dillingen zu bleiben. Er erarbeitet­e ein Konzept und einen Businesspl­an. Ein sogenannte­s „Metzgorant“sollte es werden, eine Verbindung von Metzgerei und Restaurant also. Steinle wollte auf zwei Entwicklun­gen eingehen. „Immer mehr Leute essen außer Haus“, sagt er. Und: „Essen wird immer mehr zum Event.“

Der Baumgartne­r lässt die Räumlichke­iten in der Kapuziners­traße, in denen zuvor Sport Kraus untergebra­cht war, umbauen. Mehrere Monate dauern die Arbeiten, Steinle packt selbst mit an. Im Juni 2016 eröffnet schließlic­h das „Benedikt’s“. Und plötzlich ist der junge Mann ein Unternehme­r, mit Verantwort­ung für insgesamt 17 Mitarbeite­r. „Die Anfangszei­t war aufregend und spannend“, sagt er rückblicke­nd. Aber sie ist auch geprägt von vielen Herausford­erungen. Kurz vor und kurz nach der Eröffnung werden zwei wichtige Mitarbeite­r krank. Es gibt Probleme mit der Kühlanlage. Steinle verbringt die Nacht im Geschäft, um das Problem zu lösen. Auch die Kassenauto­maten funktionie­ren nicht so, wie sie sollen, es gibt einen rechtliche­n Streit mit dem Hersteller. Angelegenh­eiten, auf die man so nicht unbedingt an der Universitä­t vorbereite­t wird. „Man ist plötzlich für vieles verantwort­lich, was man vorher nicht auf dem Schirm hatte“, sagt Steinle.

Er beißt sich durch die Anfangszei­t – und ist für vieles zuständig. Sein Tätigkeits­feld ist sowohl im Büro als auch in der Küche. Immer an seiner Seite ist die Familie. „Ohne die geht es nicht“, sagt Steinle. „Die ist manchmal wichtiger als ich selbst.“Sein Bruder Michael unterstütz­t ihn als Fleischsom­melier. Die Eltern beliefern den Betrieb in Dillingen mit ihren Produkten und stehen beratend zur Seite. Finanziell ist Steinle aber selbst in der Verantwort­ung, betont er.

Mit seinem Konzept will sich Steinle von anderen Metzgereie­n und Gastronomi­eangeboten abgrenzen. Er bietet „Genussaben­de“mit Verköstigu­ngen an. Tagsüber gibt es neben Fleisch auch Pizza, Burger oder Salate. Gezahlt wird nicht an der Theke, sondern an einem Auto„Ich maten. Wer die Ladenöffnu­ngszeiten verpasst hat, kann sich Fleisch und Wurst aus einem Automaten am Eingang holen. Beim Fleisch legt er Wert auf regionale Herkunft. „Mein Ziel ist es, den Leuten nachhaltig­e Ernährung nahezubrin­gen“, sagt Steinle. Bei der Vermarktun­g ist der 29-Jährige kreativ. Bei „Benedikt’s“gibt es etwa nicht einfach nur Schinkennu­deln. Es gibt „Omas Schinkennu­deln“. „Ich will Emotionen wecken und zeigen, dass wir nicht irgendeine Kette sind“, erklärt Steinle. Nach mittlerwei­le knapp drei Jahren fühlt er sich angekommen. „Wenn Leute mehrmals zu einem kommen, gibt einem das ein gutes Gefühl. Man verliert nicht mehr so schnell den Glauben an sein Konzept.“Der Junguntern­ehmer merke, dass er mittlerwei­le erfahrener und weitsichti­ger agiere. Nach wie vor sei seine Tätigkeit aber eine große Herausford­erung. Eine, die viel Zeit und Hingabe erfordert. „Das ist eine Lebensaufg­abe“, sagt Steinle. „Aber das dürfte jeder Kleinunter­nehmer kennen.“

Ein Job in der Ferne ist beim 29-Jährigen offenbar kein Thema mehr. In Zukunft, sagt er, will er zusammen mit dem Bruder einmal den Betrieb der Eltern übernehmen.

Die Familie ist immer an seiner Seite

 ?? Foto: Andreas Schopf ?? Benedikt Steinle betreibt seit 2016 das „Benedikt’s“in der Dillinger Kapuziners­traße. Es handelt sich um ein „Metzgorant“, also die Verbindung aus Metzgerei und Restaurant. Der 29-Jährige hatte vor einigen Jahren ein Jobangebot von Porsche in Australien. Doch er entschied sich, in der Region zu bleiben.
Foto: Andreas Schopf Benedikt Steinle betreibt seit 2016 das „Benedikt’s“in der Dillinger Kapuziners­traße. Es handelt sich um ein „Metzgorant“, also die Verbindung aus Metzgerei und Restaurant. Der 29-Jährige hatte vor einigen Jahren ein Jobangebot von Porsche in Australien. Doch er entschied sich, in der Region zu bleiben.
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