„Alles Bene“statt Australien
Junge Unternehmer Benedikt Steinle hatte ein verlockendes Jobangebot in der Ferne. Er entschied sich für ein „Metzgorant“in Dillingen. Damit hat er große Ziele
Dillingen Benedikt Steinle hatte ein verlockendes Jobangebot. Eines, um das ihn sicher viele beneiden würden. Der Sportwagenhersteller Porsche bot Steinle eine Stelle im australischen Melbourne an. Das war vor einigen Jahren. Zu der Zeit hatte Steinle gerade Wirtschaftswissenschaften an der Universität Würzburg studiert. Während des Studiums war er Praktikant bei Porsche in Zuffenhausen. Kurz vor dem Studienabschluss kam das Angebot für Australien. Steinle lehnte ab – um sich seine Zukunft in der Heimat aufzubauen.
„Die Entscheidung war nicht leicht“, sagt Steinle. „Aber die Aufgabe hier hat mich mehr gereizt als ein Bürojob bei einem Großkonzern.“Der 29-Jährige stammt ursprünglich aus Baumgarten. Dort betreiben seine Eltern die gleichnamige Landmetzgerei. Vor einigen Jahren ist es ihr Wunsch, eine Filiale in Dillingen aufzumachen. Für Steinle Junior, dessen Studium sich dem Ende zuneigte, war es die Alternative zu Porsche in Melbourne. habe mich immer mehr mit dieser Möglichkeit befasst“, sagt Steinle, der sich schließlich dazu entschied, in Dillingen zu bleiben. Er erarbeitete ein Konzept und einen Businessplan. Ein sogenanntes „Metzgorant“sollte es werden, eine Verbindung von Metzgerei und Restaurant also. Steinle wollte auf zwei Entwicklungen eingehen. „Immer mehr Leute essen außer Haus“, sagt er. Und: „Essen wird immer mehr zum Event.“
Der Baumgartner lässt die Räumlichkeiten in der Kapuzinerstraße, in denen zuvor Sport Kraus untergebracht war, umbauen. Mehrere Monate dauern die Arbeiten, Steinle packt selbst mit an. Im Juni 2016 eröffnet schließlich das „Benedikt’s“. Und plötzlich ist der junge Mann ein Unternehmer, mit Verantwortung für insgesamt 17 Mitarbeiter. „Die Anfangszeit war aufregend und spannend“, sagt er rückblickend. Aber sie ist auch geprägt von vielen Herausforderungen. Kurz vor und kurz nach der Eröffnung werden zwei wichtige Mitarbeiter krank. Es gibt Probleme mit der Kühlanlage. Steinle verbringt die Nacht im Geschäft, um das Problem zu lösen. Auch die Kassenautomaten funktionieren nicht so, wie sie sollen, es gibt einen rechtlichen Streit mit dem Hersteller. Angelegenheiten, auf die man so nicht unbedingt an der Universität vorbereitet wird. „Man ist plötzlich für vieles verantwortlich, was man vorher nicht auf dem Schirm hatte“, sagt Steinle.
Er beißt sich durch die Anfangszeit – und ist für vieles zuständig. Sein Tätigkeitsfeld ist sowohl im Büro als auch in der Küche. Immer an seiner Seite ist die Familie. „Ohne die geht es nicht“, sagt Steinle. „Die ist manchmal wichtiger als ich selbst.“Sein Bruder Michael unterstützt ihn als Fleischsommelier. Die Eltern beliefern den Betrieb in Dillingen mit ihren Produkten und stehen beratend zur Seite. Finanziell ist Steinle aber selbst in der Verantwortung, betont er.
Mit seinem Konzept will sich Steinle von anderen Metzgereien und Gastronomieangeboten abgrenzen. Er bietet „Genussabende“mit Verköstigungen an. Tagsüber gibt es neben Fleisch auch Pizza, Burger oder Salate. Gezahlt wird nicht an der Theke, sondern an einem Auto„Ich maten. Wer die Ladenöffnungszeiten verpasst hat, kann sich Fleisch und Wurst aus einem Automaten am Eingang holen. Beim Fleisch legt er Wert auf regionale Herkunft. „Mein Ziel ist es, den Leuten nachhaltige Ernährung nahezubringen“, sagt Steinle. Bei der Vermarktung ist der 29-Jährige kreativ. Bei „Benedikt’s“gibt es etwa nicht einfach nur Schinkennudeln. Es gibt „Omas Schinkennudeln“. „Ich will Emotionen wecken und zeigen, dass wir nicht irgendeine Kette sind“, erklärt Steinle. Nach mittlerweile knapp drei Jahren fühlt er sich angekommen. „Wenn Leute mehrmals zu einem kommen, gibt einem das ein gutes Gefühl. Man verliert nicht mehr so schnell den Glauben an sein Konzept.“Der Jungunternehmer merke, dass er mittlerweile erfahrener und weitsichtiger agiere. Nach wie vor sei seine Tätigkeit aber eine große Herausforderung. Eine, die viel Zeit und Hingabe erfordert. „Das ist eine Lebensaufgabe“, sagt Steinle. „Aber das dürfte jeder Kleinunternehmer kennen.“
Ein Job in der Ferne ist beim 29-Jährigen offenbar kein Thema mehr. In Zukunft, sagt er, will er zusammen mit dem Bruder einmal den Betrieb der Eltern übernehmen.
Die Familie ist immer an seiner Seite