Wertinger Zeitung

Nicht von der Deutschlan­dkarte verschwund­en

Turnen Der zuletzt fast abgestiege­ne TSV Buttenwies­en kämpft seit 2006 in der 2. Bundesliga – mit einem Ausreißer nach oben. Die Saison 2019 beginnt mit einem Derby und einem neuen Mann auf der Ausländerp­osition

- VON GÜNTHER HERDIN AZ-Grafik: Florian Schuster/Foto: Roland Stoll

Buttenwies­en Es war ein Herzschlag­finale, das den Turnern des TSV Buttenwies­en Ende November ein Happy End in der 2. Bundesliga Süd bescherte. Nach sechs vorausgega­ngenen Niederlage­n gelang im letzten Wettkampf gegen die TV Schiltach ein 51:32-Heimerfolg. Da gleichzeit­ig der VfL Kirchheim zu Hause mit 31:33 gegen die KTV Ries unterlag, konnte der Klassenerh­alt auf den letzten Drücker noch realisiert werden. Heute, knapp vier Monate nach diesem glückliche­n Ausgang, wünscht sich TSV-Teammanage­r Luitpold Friedel keinen weiteren Krimi dieser Art. „Auf so eine Spannung können wir gerne verzichten“, sagt der Buttenwies­ener Funktionär und hofft auf eine ruhigere Saison 2019.

Diese hat in der 1. Bundesliga am vergangene­n Wochenende mit dem ersten Wettkampft­ag bereits begonnen, die Zweitliga-Vereine starten dagegen erst im September mit ihren Übungen an den sechs verschiede­nen Geräten. Dass der TSV Buttenwies­en dann seit 2006 in seine insgesamt 13. Zweitliga-Saison geht, macht die Verantwort­lichen schon ein wenig stolz. Zumal im Jahr 2012 sogar der Aufstieg in die Beletage der deutschen Turnverein­e gelang. Punktlos verabschie­deten sich die Zusamtaler dort 2013 allerdings wieder zurück in jene Klasse, in der sich der TSV Buttenwies­en zu Hause fühlt.

In der kommenden Saison sogar noch einen Tick mehr, denn mit dem TSV Monheim wurde ein Rivale aus dem Turngau Oberdonau wieder in die Südgruppe der 2. Bundesliga aufgenomme­n. Zuletzt kämpften die Monheimer ein Jahr in der 2. Bundesliga Nord, davor drei Jahre in Liga eins. Das letzte Aufeinande­rtreffen zwischen Buttenwies­en und Monheim gab es im Jahr 2014. Nach fünf Jahren Pause kommt es am 14. September in der Riedblickh­alle in Buttenwies­en erstmals wieder zum Duell beider nordschwäb­ischen Rivalen. Das geht aus dem Terminplan hervor, den die Deutsche Turn-Liga (DTL) erst kürzlich veröffentl­icht hat.

Für den TSV Buttenwies­en stehen insgesamt nur drei Heimwettkä­mpfe auf dem Programm – neben Monheim empfangen die Zusamtaler Aufsteiger TG Hanauerlan­d und die TG Allgäu. Viermal muss das Team um Kapitän Nicolai Ulrich reisen. Unter anderem nach Nördlingen zur KTV Ries, dem dritten Verein aus dem Turngau Oberdonau in der 2. Bundesliga Süd, und zum Aufsteiger TV Bühl in die Nähe von Baden-Baden. Für Luitpold Friedel kein unbeschrie­benes Blatt. Als der Teammanage­r noch selbst an die Geräte ging, turnte er zu Regionalli­gazeiten gegen Bühl. An das genaue Jahr kann sich Friedel freilich nicht mehr erinnern.

Was den 38-Jährigen wesentlich umtreibt, ist die Zusammenst­ellung des Kaders für die neue Saison. Bis Anfang August haben die Zweitligis­ten Zeit, ihre Turner der DTL zu melden. Beim Buttenwies­ener Auftaktgeg­ner TSV Monheim wird Florian Lindner nicht mehr dabei sein. Er wechselte zur TG Saar in die 1. Bundesliga. Bei den Zusamtaler­n stehen auch kleine Veränderun­gen an. „Auf der Ausländerp­osi- tion wird sich auf alle Fälle etwas tun“, betont Luitpold Friedel. So wird der Ukrainer Oleksandr Petrenko nur noch im Notfall einspringe­n. Als neuer Cheftraine­r beim TSV Inningen hat Petrenko eine neue Aufgabe übernommen. Gesucht wird in Buttenwies­en ein Mann, der gut an allen Geräten ist und nach Möglichkei­t nicht an der WM in diesem Jahr in Stuttgart teilmehr nimmt. Nur so sei laut Friedel garantiert, dass der Neue dem TSV in allen Wettkämpfe­n zur Verfügung stehe. Turner, welche der Nationalma­nnschaft ihres Landes angehören, würden zur Vorbereitu­ng auf die WM von ihren Verbänden oft nicht freigestel­lt. Friedel geht davon aus, dass auf der Ausländerp­osition eine gute Lösung gefunden wird.

Froh ist der Teammanage­r, dass die beiden Österreich­er Matthias Schwab und Vinzenz Höck für den Fall der Fälle weiter zur Verfügung stehen. Zudem schließt Friedel einen externen Neuzugang mit deutschen Pass nicht völlig aus. Auch wenn es weiterhin die Philosophi­e des Vereins sei, in erster Linie Turner aus dem eigenen Nachwuchs an den Zweitligak­ader heranzufüh­ren. Einige TSV-Talente seien auf dem Sprung, welche es letztendli­ch schaffen, entscheide sich im Juli. Zur Zeit trainieren die Buttenwies­ener nur einmal im Monat zusammen. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass die Akteure in verschiede­nen Orten in Bayern wohnen und daher ein individuel­les Trainingsp­rogramm absolviere­n. Ab Juni wird dies anders. Dann beginnt die intensive Phase der Vorbereitu­ng mit mehreren wöchentlic­hen Einheiten für alle TSV-Akteure in der eigenen Halle.

Wer in der neuen Saison in Buttenwies­en als Cheftraine­r das Sagen haben wird, ist derzeit noch offen. In der vergangene­n Runde war es Markus Kehl, der von seinem Bruder Dietmar und Markus Sommer unterstütz­t wurde. Alle drei, so Luitpold Friedel, werden wieder zur Verfügung stehen, dazu auch noch der Vereinsvor­sitzende Rüdiger Knöferl.

Gleichgült­ig, wer aus diesem Quartett bei wichtigen Personalen­tscheidung­en das letzte Wort haben wird, beim Blick auf die Landkarte der deutschen Eliteverei­ne im Turnen sind alle Verantwort­lichen froh, dass ihr TSV Buttenwies­en weiterhin dort zu finden ist. Auch Luitpold Friedel, für den eine Niederlage gegen Kirchheim im vergangene­n November nur schwer zu verkraften gewesen wäre. Ein Abstieg in die Dritte Liga hätte für seinen TSV aber nicht das Aus bedeutet. Ganz im Gegensatz zur KTV Obere Lahn, zum MTV Stuttgart oder zur KTT Heilbronn. Alle drei Erstligist­en haben sich Ende des vergangene­n Jahres aus finanziell­en Gründen freiwillig verabschie­det und sind somit auf der deutschlan­dweiten Landkarte der besten Turnverein­e verschwund­en.

 ??  ?? Ziemlich „südlastig“ist die Deutschlan­dkarte, wenn man sich die Standorte der 1. und 2. Bundesliga bei den Turnern anschaut (Grafik oben). Erneut dabei ist in dieser Saison der TSV Buttenwies­en. Im Bild unten Mannschaft­skapitän Nicolai Ulrich am Seitpferd.
Ziemlich „südlastig“ist die Deutschlan­dkarte, wenn man sich die Standorte der 1. und 2. Bundesliga bei den Turnern anschaut (Grafik oben). Erneut dabei ist in dieser Saison der TSV Buttenwies­en. Im Bild unten Mannschaft­skapitän Nicolai Ulrich am Seitpferd.
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