Heimspiel für BMW
Der FC Bayern ist zu beneiden. Während die meisten anderen Profiklubs im Land händeringend nach Finanzpartnern und Sponsoren suchen, die ihren Spielbetrieb finanzieren, werfen sich den Münchnern gleich zwei der besten Partien im Land an den Hals. Bis vor kurzem noch war Audi als Braut mit ihrer Mitgift von jährlich 30 Millionen Euro sowie 90 Millionen Euro im Austausch für Klubanteile den Bayern gut genug. So gut, dass sich Münchner und Ingolstädter bis 2025 aneinanderbanden, obwohl die Bayerischen Motorenwerke als Partner doch näher lagen.
Das bis dahin perfekt Glück bekam Risse, als sich der DieselSkandal auf Audi und damit auch auf den Bräutigam legte. BMW hat die Gelegenheit genutzt und die Bayern angebaggert. Weitgehend unbelastet vom Dieselskandal und umschwärmt von Uli Hoeneß sowie Edmund Stoiber entwickelte sich das BMW-Werben zum Heimspiel. Da half es offenbar auch nichts, dass Audi seine Zuwendungen verdoppeln und die Verbindung bis 2030 verlängern wollte. Die Trennungsphase läuft.
Wann kommt die neue Ehe zustande? Fristgerecht 2025? Nach allem, was man über Beziehungen weiß, in denen der Neue schon mit dem Koffer vor der Tür steht, eher früher. Apropos Koffer: Von 800 Millionen Euro im zehnjährigen Gesamtpaket ist die Rede. Damit wäre der FC Bayern der Bundesliga endgültig entwachsen. Auch wenn die aktuelle Saison mit Dortmund als Meisterschaftskonkurrent auf Augenhöhe ein ausgeglichenes Ringen suggeriert, sind die Münchner schon lange zu groß für die Bundesliga. BMW an seiner Seite spielt der Rekordmeister auch finanziell in einer Liga mit den großen englischen, spanischen, französischen und italienischen Klubs. Ein weiterer Schritt in eine europäische Superliga, in der sich die big player in einem geschlossenen Zirkel ohne lästige Mittelständler vermarkten können. Es wäre der Abstieg aller anderen nationalen Ligen. Möglicherweise würden dort dann nicht einmal die verlassenen Audianer einheiraten wollen.