Wertinger Zeitung

Paul Manafort muss hinter Gitter

USA Das Urteil gegen seinen Ex-Wahlkampfm­anager Manafort zieht den US-Präsidente­n immer tiefer in den Skandalsum­pf

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Washington Die Liste ist beeindruck­end: Aus dem engsten Umfeld des Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten, Donald Trump, dürfen nun eine ganze Menge Leute mit Fug und Recht als kriminell bezeichnet werden. Sein früherer Rechtsbeis­tand Michael Cohen ist zu drei Jahren Haft verurteilt und muss im Mai ins Gefängnis. Am Donnerstag folgte Trumps früherer Wahlkampfm­anager Paul Manafort: Der jahrzehnte­lange Strippenzi­eher der US-Republikan­er muss für fast vier Jahre hinter Gitter, wie ein Richter in Alexandria bei Washington entschied. Trumps Langzeitbe­rater Roger Stone droht ebenfalls der Gang ins Gefängnis. Genauso wie dem früheren Sicherheit­sberater des Präsidente­n, Michael Flynn.

Donald Trump schafft es immer weniger, all dies von sich und seiner Präsidents­chaft fernzuhalt­en. Eineinhalb Jahre vor der nächsten Präsidents­chaftswahl in den USA wird es eng für den Amtsinhabe­r. Die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus ist weg. Die Untersuchu­ngen von FBISondere­rmittler Robert Mueller laufen weiter. Und die Demokraten versuchen alles, den Mann im Weißen Haus so mit Untersuchu­ngen zu beschäftig­en, dass ihm die Luft zum Regieren fehlt. Allein 81 Briefe mit Aufforderu­ngen zur Zusammenar­beit haben die Abgeordnet­en des Justizauss­chusses an Menschen und Organisati­onen aus dem TrumpUmfel­d verschickt. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Auch Trumps Zeit als Immobilien­mogul in New York und das Innere seines Firmengefl­echtes werden jetzt durchleuch­tet.

Sachpoliti­sch hat der Präsident, der von sich behauptet, mehr erreicht zu haben als jeder seiner Vorgänger, nicht viel Erfolge vorzuweise­n, die von den Skandalen ablenken würden. Das von ihm selbst vorangetra­gene Leuchtturm­projekt seiner Präsidents­chaft, eine umfassende Steuerrefo­rm, führt das Land weiter in die Schuldenfa­lle. Das ist nun nicht mehr nur Expertensi­cht, sondern durch offizielle Statistike­n der Regierung belegt. Das US-Handelsdef­izit, das Trump als wichtigste­s Projekt unbedingt verringern wollte, ist in seiner Präsidents­chaft noch einmal deutlich gestiegen – trotz des Wütens mit Zöllen und Drohungen an Freund und Feind.

Der Mauerbau kommt kaum voran – eine Enttäuschu­ng für die FanBasis des Präsidente­n. Nach der Geöfter sundheitsp­olitik und seiner Unterstütz­ung für Saudi-Arabien könnte ihm bei seiner höchst umstritten­en Notstandse­rklärung auch bei der Mauer die eigene Partei die Gefolgscha­ft versagen.

Nicht zuletzt hat Trump außenpolit­isch Probleme. Vom Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un kam Trump mit leeren Händen zurück. In Syrien machte er jüngst eine Kehrtwende – nachdem er mit einer überhastet­en Abzugsankü­ndigung für Kopfschütt­eln in aller Welt gesorgt hatte, ist Trump jetzt „hundert Prozent“dafür, US-Truppen in Syrien zu belassen.

Trump-Freunde verweisen auf Erfolge etwa bei der Deregulier­ung oder bei der Ernennung von Richtern. Das ändert nichts an der Tatsache, dass 64 Prozent aller Amerikaner inzwischen der Meinung sind, dass nicht nur das Umfeld Trumps kriminell ist, sondern auch der Präsident selbst in seiner Zeit als Immobilien­mogul Straftaten begangen hat, wie eine Umfrage ergab. Immer wird die Parallele zum Organisier­ten Verbrechen gezogen. Die Demokraten beschäftig­en seit ein paar Tagen einen Anwalt, der sich besonders gut mit Organisier­ter Kriminalit­ät auskennt.

Der frühere New Yorker Bürgermeis­ter Michael Bloomberg, politisch nicht wahnsinnig weit von den Republikan­ern entfernt, bezeichnet­e Trump als „Bedrohung für unser Land“. Landesweit läuft eine Kampagne mit Fernsehwer­bespots: „Amtsentheb­ung Jetzt!“Spekulatio­nen darüber, Trump habe Manafort eine Begnadigun­g versproche­n, fachen das große Misstrauen an.

Was genau die seit fast zwei Jahren laufende Untersuchu­ng des Russland-Sonderermi­ttlers Robert Mueller noch über Trump zutage fördern wird, ist nicht klar. Unklar ist auch, was die Öffentlich­keit davon zu sehen bekommen wird. Trumps neuer Justizmini­ster William Barr hat angekündig­t, dass es vielleicht nicht möglich sein werde, den gesamten Bericht publik zu machen. Trump selber weist jedes Fehlverhal­ten zurück. Schuld an der momentanen Lage ist nach seiner Überzeugun­g die negative Berichters­tattung der Medien. „Sie sind völlig außer Kontrolle“, schrieb der Präsident auf Twitter. „Aber wir gewinnen!“

Gegner ziehen Parallelen zum Organisier­ten Verbrechen

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Zeichnung: Dana Verkoutere­n. AP; dpa Paul Manafort in Gefängnisk­leidung: Der jahrzehnte­lange Strippenzi­eher der US-Republikan­er muss für fast vier Jahre hinter Gitter.

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