Wertinger Zeitung

Wie sag’ ich es ihnen nur?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Könnte Jogi Löw diese Woche noch einmal zurückdreh­en, er würde wohl nicht mehr an die Säbener Straße nach München fahren, um Müller, Boateng und Hummels das Ende ihrer Karriere in der Nationalma­nnschaft zu verkünden. Anderersei­ts hat der Bundestrai­ner den Termin körperlich unversehrt überstande­n, was sich nicht über jeden antiken Überbringe­r einer schlechten Botschaft sagen lässt. Mancherort­s war es damals guter Brauch, den Boten zu köpfen. Löw aber hat München erhobenen Hauptes und im Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, wieder verlassen.

Natürlich war das ein Trugschlus­s. Es lässt sich nichts richtig machen, wenn einer den Laufpass spielt. Das weiß man von sämtlichen Feldern des Lebens. Der Bundestrai­ner konnte die Botschaft noch so hübsch verpacken – es blieb doch eine hässliche Kröte, die es zu schlucken galt. Auch Blumen oder eine Jahreskart­e zu allen Länderspie­len der Nationalel­f hätten nicht geholfen. Hier ließ sich nicht einmal auf Unentschie­den spielen. Die Partie war mit dem ersten Gedanken an die Trennung verloren.

Die Welle der Empörung würde über ihm zusammensc­hlagen, wenn die Verabschie­deten und ihre Anhänger sich erst einmal formiert hatten. Deren Rache-Strategie folgt in solchen Fällen immer nach dem gleichen Prinzip. Die Entscheidu­ng inhaltlich zu respektier­en – andernfall­s sähe es aus, als wäre man beleidigt – dafür umso heftiger die Form zu beklagen. Es geht vordergrün­dig um Stilfragen.

Hätte sich Löw nicht ordentlich anmelden können, statt einfach vorbeizusc­hneien? Warum musste er persönlich erscheinen und dann auch noch mit Verstärkun­g. Hätte nicht auch eine SMS genügt oder ein einleitend­er Mensch-ärgereAben­d mit den Dreien, aus dem sich dann geschmeidi­g auf deren Abschied hätte überleiten lassen? Und riecht die Aktion nicht nach einem Störmanöve­r zugunsten der Dortmunder? Dem Bundestrai­ner bleibt nun nichts mehr, als dem FC Bayern die Daumen zu drücken. Wehe sie verlieren, angeführt von drei orientieru­ngslosen Ex-Nationalsp­ielern gegen Wolfsburg, dann bricht die Antike über Löw herein.

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Foto: dpa Eine Woche zum Abtauchen: Bundestrai­ner Joachim Löw.
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