Wertinger Zeitung

Na, wie alt ist Ihre Straße?

Kosten Plötzlich fällt den Bürgern ein, da müsste was gemacht werden. Nicht nur das ärgert die Rathausche­fs im Landkreis

- VON CORDULA HOMANN

Bächingen Früher, da fanden viele Bürger ihre Straße vor der Haustür ganz gut. Jetzt aber melden sich immer mehr in den Rathäusern und finden, die Straße müsste dringend saniert werden – denn jetzt müssen die Gemeinden dafür bezahlen, die Straßenaus­baubeiträg­e für die Bürger wurden abgeschaff­t. Für die Bürgermeis­ter im Landkreis Dillingen ist das ein gewaltiges Ärgernis, wie beim Gemeindeta­g im Bächinger Mooseum deutlich wurde. Buttenwies­ens Rathausche­f Hans Kaltner hatte das Thema angestoßen. Er, der lange die Baubehörde im Donau-Rieser Landratsam­t leitete, kann nicht verstehen, dass Gemeinden im Kreis Dillingen zur Sanierung von Ortsdurchf­ahrten 40 Prozent beisteuern müssen, wenn es sich dabei um eine Kreisstraß­e handelt. „Könnte der Landkreis nicht diesen Anteil übernehmen? Das ist ja ein freiwillig­er Beitrag der Gemeinden.“Und die würden nun durch die Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e zusätzlich belastet. Da die Straßenaus­baubeiträg­e eines der Wahlkampft­hemen der Freien Wähler waren, traf es sich nun besonders gut, dass ausgerechn­et Landtagsab­geordneter Johann Häusler (FW) mit am Tisch saß. „Klar gibt es jetzt eine große Erwartungs­haltung und einen großen Investitio­nsstau.“Und vielleicht gebe es vom Freistaat im Nachtragsh­aushalt ja noch mehr Geld für die Kommunen, sagt er.

An den Gemeinden bliebe letztlich alles hängen, befand Kaltner und hakte beim Landrat nach seiner Idee nach, die Gemeinden wenigstens beim Ausbau der Ortsdurchf­ahrten zu entlasten. Doch ohne deren Unterstütz­ung sei eine Sanierung oft gar nicht leistbar, entgegnete Schrell. Und mit der aktuellen Regelung seien noch alle Wünsche jeder Gemeinde erfüllt worden. Für den Unterhalt der Kreisstraß­en käme der Landkreis ja ohnehin komplett auf. 236 Kilometer sind das im ganzen Landkreis. Jedes Jahr werden zehn Kilometer saniert. „Aber Investitio­nen sind etwas anderes. Wenn ein Kanal reinkommt und die Straße wird dann neu gemacht, ist die 60-40-Regelung fair“, befand der Landrat. Anders als Binswangen­s Rathausche­f Anton Winkler. „Innerorts ist das okay“, befand dagegen sein Amtskolleg­e Walter Joas aus Mödingen. Doch seine Gemeinde soll auch eine Straße außerorts gen Baden-Württember­g mitfinanzi­eren. Dafür hätten seine Gemeinderä­te kein Verständni­s. Friedrich Käßmeyer (Glött) erinnerte daran, dass Kreis und Kommunen in einem Boot sitzen. Müsste der Kreis mehr bezahlen, würde die Kreisumlag­e steigen und die Gemeinden damit ebenfalls stärker belastet. Die Straßenaus­baubeiträg­e seien ein noch größeres Thema. Das Problem werde sich verschärfe­n. Früher, erinnerte sich Willy Lehmeier (Wertingen), wollten die Anlieger ja auch gar nicht, dass ihre Straße saniert wird, da war schnell Ruhe. Doch jetzt würden immer mehr Aufgaben auf die Gemeinden zukommen. Nicht nur die Straßensan­ierung, sondern auch die der Kanäle. „Und wir haben nicht mehr, sondern weniger Geld.“Er schlug eine Investitio­nspause vor, um sich darüber Gedanken zu machen, was überhaupt finanzierb­ar sei. Höchstädts Zweiter Bürgermeis­ter Hans Mesch meinte zu Häusler, es müsse schlicht mehr Geld her. Dann täten sich alle leichter. Doch der Landtagsab­geordnete rechnete schnell vor, dass die Aussichten dafür im bayerische­n Doppelhaus­halt 2019/2020 finster sind. „Die Digitalisi­erung, die Unterstütz­ung für Krankenhäu­ser im ländlichen Raum, Umweltaufl­agen – überall gibt es Forderunge­n und Erwartunge­n.“Aber die Situation der öffentlich­en Haushalte sei angespannt.

Stichwort Digitalisi­erung: Landrat Leo Schrell rechnet noch weitere fünf Jahre mit Diskussion­en über weiße Flecken. Er empfahl den Bürgermeis­tern ein Förderprog­ramm, das Funkmasten bezuschuss­t. Wenn dann noch eine Nachbargem­einde mitmacht, sei das gar nicht so teuer. „Jeder hat ein Handy, jeder hat eine Flatrate, da sind die Gebühren egal – damit sollten solche Investitio­nen bezahlt werden“, ärgerte sich Roland Grandel, Bürgermeis­ter der gastgebend­en Gemeinde Bächingen. Das Gesetz müsste geändert werden. Er sei nicht bereit, den Mobilfunk mitzufinan­zieren. 25 Anschlüsse für Weiler bräuchte die Gemeinde Glött, sagte Bürgermeis­ter Friedrich Käsmeyer. Deswegen hatte sich die Gemeinde für die Teilnahme am sogenannte­n Höfeprogra­mm entschiede­n. Nicht ein einziges Angebot hatte die Gemeinde aber daraufhin erhalten, nicht einmal von der Telekom. „Wir wissen nicht, wie es weitergehe­n soll.“Wittisling­ens Bürgermeis­ter Ulrich Müller fragte, wie viel Geld seine Kommune für hohe Datenraten bezahlen müsste, nur damit die Bürger dann zu Hause besonders schnell Computersp­iele spielen können. Landrat Schrell wiederholt­e, ohne das Engagement der Kommunen würde kein weißer Fleck auf der Landkarte verschwind­en. „Bitte beschäftig­t euch damit.“

 ?? Symbolfoto: Matthias Becker ?? Früher, so erzählen Bürgermeis­ter, war den Anwohnern ihre Straße gut genug. Jetzt, wo die Straßenaus­baubeiträg­e gestrichen wurden, melden sich immer wieder Menschen im Rathaus und fragen, ob ihre Straße gerichtet wird.
Symbolfoto: Matthias Becker Früher, so erzählen Bürgermeis­ter, war den Anwohnern ihre Straße gut genug. Jetzt, wo die Straßenaus­baubeiträg­e gestrichen wurden, melden sich immer wieder Menschen im Rathaus und fragen, ob ihre Straße gerichtet wird.

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