„Wir brauchen Europa“
Politischer Aschermittwoch I Der EU-Abgeordnete Markus Ferber war zu Gast in Monheim – in der Heimat seiner Großeltern. Er macht klar, warum die EU für die Menschen Vorteile bringt
Monheim Politischer Aschermittwoch in Monheim: „Wir waren heute schon beim kleinen Politischen Aschermittwoch in Passau. Hier in Monheim sind wir jetzt beim großen Politischen Aschermittwoch!“, sagt der Monheimer Bürgermeister Günther Pfefferer und lobt die „Bierzeltatmosphäre“im voll besetzten Schützenhaus. Tatsächlich geht es um ein großes politisches Thema, denn die Europawahl steht an. Deshalb ist auch Markus Ferber, Mitglied des Europaparlaments und Bezirksvorsitzender des CSU-Bezirksverbands Schwaben, als Redner geladen. Dieser fühlt sich mit dem Landkreis verbunden, war er doch als Kind oft bei seiner Großmutter in Kölburg zu Besuch.
„Die Europawahl Ende Mai hat ganz besondere Bedeutung“, stellt Ferber klar und bezieht sich damit auf die „europafeindlichen Stimmen“, die sich von rechts und links gegen die EU aussprechen. Denn oft sei man sich der vielen Vorteile, die mit sich bringt, gar nicht mehr bewusst. Das zeigt sich gerade am Brexit: „Vieles ist heute selbstverständlich, vom Reisen ohne lästige Grenzkontrollen bis zu Banalitäten.“So müssten Urlauber, die ihren Hund zukünftig mit ins Vereinigte Königreich nehmen wollen, ihn bald wieder für mehrere Wochen in Quarantäne geben. Dank der EU war diese Regelung nun fast 20 Jahre lang außer Kraft gesetzt.
„Es geht kein Auto in Europa vom Band, in dem nicht ein Teil aus unse- rer Region drinnensteckt“, sagt das Mitglied des Europaparlaments und erklärt damit, in welchem Maß Schwaben vom freien Handel, der insbesondere der EU zu verdanken ist, profitiert. Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, dass dadurch, dass Donald Trump diesen freien Welthandel infrage stellt, auch die Zulieferer in der Region umso mehr auf „Europa als einen verlässlichen Partner“bauen müssen. Wirtschaftlich profitiere aber nicht nur die Automobilbranche von der guten Zusammenarbeit. „Im Landkreis gibt es nur einen einzigen Hubschrauber, Airbus lebt nicht vom Donau-Ries“, stellt er klar.
Die weitere Verbesserung dieser Zusammenarbeit, des „Miteinanders“, das in Europa so wichtig ist, sieht Ferber als wichtiges Ziel für die kommenden Jahre. Er weiß gleichzeitig um die weiteren Herausforderungen für die EU nach der Wahl. „Die Verhandlungen mit der Türkei über einen Beitritt sollen nach der Wahl beendet werden, da eine Vollmitgliedschaft inzwischen ausgesie schlossen ist“, sagt er beispielsweise. Außerdem müsse der europäische Außengrenzschutz weiter verbessert werden, sodass die Grenzkontrollen gerade zwischen Bayern und Österreich abgebaut werden können.
Aber auch in Bezug auf die Agrarpolitik muss gehandelt werden. Dabei spricht er sich gegen zu viele Beschränkungen für die Bauern aus. Er erinnere sich an seine Großeltern aus Kölburg, die eine kleine Landwirtschaft hatten und „immer schon nachhaltig gewirtschaftet haben“. Dieses Selbstverständliche solle erhalten bleiben. Außerdem müssen nicht nur die Landwirte etwas ändern, sondern jeder könne beispielsweise mit Blumen statt Steinen im Garten einen Beitrag leisten. Wieder fällt das „Miteinander“als Schlagwort. Konrad Müller, der Ortsvorsitzende des CSU-Ortsverbands Monheim, fügt hinzu: „Es soll nicht über die Landwirte gesprochen werden, sondern mit ihnen.“
Ferber weiß aber auch um die Sorgen in der Bevölkerung, gerade was einen möglichen Eingriff der EU in unser Wasserversorgungssystem anbelangt. Dazu sagt er ganz klar: „Die EU wird nicht in die Trinkwasserversorgung eingreifen.“Dafür setze er sich ein, gerade, weil er den Subsidiaritätsgedanken für sehr wichtig halte. „Monheimer machen Sachen anders als Wemdinger. Und das ist auch gut so“, begründet er und fügt hinzu: „Europa muss ein bisschen bayerischer werden.“Gerade dieses „vor Ort entscheiden“funktioniere bei uns besonders gut. Deshalb sei die Wasserversorgung auch gut so, wie sie ist.
Ende Mai entscheiden die Wähler, aus welchen Parteien die 96 deutschen Abgeordneten im neu gewählten Europaparlament kommen werden. „Geht raus, sagt allen, wie wichtig diese Wahl ist“, bekräftigen deshalb auch Birgit Rössle und Joachim Fackler, die beide als Kandidaten aus der Region zur Wahl stehen. Auch Ulrich Lange als „überzeugter Europäer“hofft, dass die Wahl genutzt wird, „um ein Ja zu Europa, ein Ja zum Miteinander im Kontinent“auszusprechen.