Caiuby spricht in Zürich über den FCA
Fußball: Bei seinem neuen Verein läuft es alles andere als rund
Augsburg Thomas Schifferle kennt sich aus bei den Grasshoppers Zürich. Der Sport-Journalist des Tagesanzeigers in Zürich begleitet seit über 20 Jahren die beiden Züricher Vereine FC Zürich und Grasshoppers. Die Glanzzeiten des Rekordmeisters (27 Titel) sind aber schon lange vorbei, die letzten Meisterschaften datieren von 2001 und 2003. Doch so tief wie in dieser Saison ist der neue Verein von Caiuby noch nie gesunken. Der FC Augsburg hat den Brasilianer vorerst bis Saisonende an den Schweizer Erstligisten ausgeliehen.
„Die Lage ist wirklich ernst. Dabei war die klare Vorgabe Platz vier und damit die Teilnahme an der Europa League“, erklärt der Journalist, „doch die Mannschaft ist in einem desolaten Zustand.“
Und seit Samstag nach der 1:3-Niederlage gegen den FC Luzern Letzter in der Zehnerliga. Der Abstieg droht. In der Super League liegt GC nach 23 von 36 Spielen aber zumindest nur einen Punkt hinter Xamax Neuchâtel, das auf dem Relegationsplatz liegt. Zum definitiv rettenden vorletzten Platz (FC Luzern) beträgt der Rückstand aber bereits acht Zähler.
„Gegen Luzern hat Caiuby so schlecht gespielt wie alle anderen“, erzählt Schifferle und beschreibt eine Szene in der 14. Minute. Bei einem Konter spielte der vom SC Freiburg ausgeliehene Yoric Ravet einen Fehlpass. Ravet und die mitgelaufenen Caiuby und Julien Ngoy blieben einfach stehen. „Das war bezeichnend“, sagt Schifferle. Dabei hatte Caiuby den Jour- nalisten bei sei- nem ersten Auf- tritt beim 1:1 beim FC Thun überrascht. „Er hat 90 Minuten durchgespielt.“
Das war eigentlich nicht zu erwarten. Denn vor seiner Ausleihe Mitte Februar hatte Caiuby beim FCA nicht nur seinen Urlaub um drei Wochen überzogen, sondern auch danach nicht mehr mit der Mannschaft trainiert. Es waren nicht die einzigen Undiszipliniertheiten, die sich Francisco da Silva Caiuby zuletzt leistete. Doch das schreckte den damaligen Trainer, den Ex-Bayern-Profi Thorsten Fink, nicht ab, Caiuby nach Zürich zu holen. Dort ist Caiuby übrigens nicht der einzige Ex-FCA-Spieler. Auch der Österreicher Raphael Holzhauser, 26, trug schon das FCA-Trikot. In der Saison 13/14.
In der Schweiz hat Caiuby nun auch zu den Vorfällen in Augsburg Stellung genommen, wenn auch nicht allzu gerne. Seine 22000 Euro Geldstrafe für das Schwarzfahren nach dem Oktoberfest nahm er sogar mit Humor. „Das ist alles ein wenig schief gelaufen. Für dieses Geld sollten sie in Augsburg eine Caiuby-Linie machen“, witzelte er bei seinem Interview. Keinen Spaß wollte er hingegen bei seinem Kopfstoß-Verfahren. Das Amtsgericht Augsburg hat wegen vorsätzlicher Körperverletzung einen Strafbefehl gegen den 30-Jährigen erlassen. Er hat Einspruch dagegen eingelegt. „Es war etwas, ja. Aber das war nicht ich“, wird er im Tagesanzeiger zitiert.
Warum er aber im Winter über drei Wochen zu spät aus Brasilien zurückkam, wollte er nicht erklären: „Ich habe meine Gründe gehabt. Was in Augsburg war, hat nichts mit hier zu tun.“Beim FCA wird es für Caiuby aber trotz Vertrag bis 2020 keine Zukunft mehr geben. Vielleicht verpflichtet ihn ja Grasshoppers fest – wenn der Traditionsklub erstklassig bleibt.